Bauhof half beim Austausch Stolperstein in Brünen ist schon ersetzt

Brünen · Nach der Beschädigung durch Unbekannte liegt bereits ein neuer Gedenkstein für Paul Wertheim im Pflaster.

 Der beschädigte Stolperstein für Paul Wertheim an der Weseler Straße in Brünen ist gegen einen neuen (unten rechts) ausgetauscht worden.

Der beschädigte Stolperstein für Paul Wertheim an der Weseler Straße in Brünen ist gegen einen neuen (unten rechts) ausgetauscht worden.

Foto: Johann Krieg

Der Anfang des Monats festgestellte Schaden am Gedenkstein für den ehemaligen jüdischen Brüner Mitbürger Paul Wertheim (wir berichteten) ist jetzt behoben worden. Der Stein wurde durch ein nagelneues Exemplar ersetzt. Er hebt sich aktuell wegen der frischen Messingplatte noch stark von den fünf anderen Stolpersteinen für die Familie Wertheim ab. Doch wird auch er sich mit zunehmender Patina optisch angleichen. Johann Krieg ist froh, dass es so schnell und so gut geklappt hat. Die Bestellung sei „sehr flott“ abgearbeitet worden, sagte der Initiator der Verlegeaktion mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig vom März vergangenen Jahres. Zwei Tage nach der Order des Ersatzsteins bei Metallplastiker Michael Friedrichs-Friedländer in Berlin war das Stück schon da. Bedenken, es könne wegen unterdessen geänderter Schrifttype nicht genau ins Ensemble passen, waren übrigens unbegründet. Die Gravur der Platte unterscheidet sich nicht von den anderen.

Für die rasche Neuverlegung des Stolpersteins im Plaster vor dem Haus Nummer 59 an der Weseler Straße in Brünen hat der Bauhof der Stadt Hamminkeln gesorgt. Johann Krieg bedankt sich bei Hermann Flores und seinen Mitarbeitern, die unkompliziert und sofort an Werk gegangen seien.

Die Beschädigung von unbekannter Hand war nicht gewaltig, aber in diesem sensiblen Fall sehr ärgerlich. Ob absichtlich ein stabiler Hebel angesetzt worden war oder vielleicht beim Schneeschieben ein Malheur passierte, ist offen. Jedenfalls war die untere rechte Ecke der Messingplatte umgeknickt worden, was so nicht bleiben konnte. Die Polizei nahm den Fall auf, der nun in den Händen des Staatsschutzes in Duisburg liegt. Zeugenhinweise werden weiter unter Tel. 0281 1070 angenommen. Schmierereien, die auf einen rechtsradikalen Hintergrund hätten schließen lassen können, gab es nicht. „Zum Glück“, sagt Krieg, der als einzige Episode dieser Art aus jüngster Vergangenheit nur ein Flugblatt der sogenannten identitären Bewegung in Erinnerung hat. Es war 2017 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle auf dem Friedhof gefunden worden.

Erinnert wird mit den Brüner Stolpersteinen an den 1938 verstorbenen Viehhändler Levi Wertheim sowie an seine Frau Selma, die wie die Söhne Walter und Paul 1941 deportiert und in Riga ermordet worden. Ebenso gedacht wird des Reisenden Aron Wertheim – Kriegsteilnehmer 1914/18 und in Folge eines Giftgasangriffes erblindet – und seiner Frau Hulda. Sie flohen zunächst zu ihrer Tochter in die Niederlande, wurden in Westerbork interniert und später in Sobibor ermordet. Ein weiterer Stein war bei der Aktion in Marienthal für Josepha Rölfing, geborene Hartmann, gesetzt worden. Sie war in verschiedenen „Heilanstalten“ und wurde 1944 in Hadamar ermordet.

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