Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen Stolperstein für Netty David aus der Torfstraße gestohlen

Wesel · Unbekannte haben nach Angaben der Polizei am späten Dienstagabend den Stein aus dem Gehweg gestemmt. Die Stadt und der Jüdisch-christliche Freundeskreis sind entsetzt und verurteilen die Tat.

 Stolpersteine wie diese erinnern in Wesel an ehemalige Mitbürger jüdischen Glaubens und weitere Opfer der NS-Zeit.

Stolpersteine wie diese erinnern in Wesel an ehemalige Mitbürger jüdischen Glaubens und weitere Opfer der NS-Zeit.

Foto: Ekkehart Malz/Ekkehart malz

Für Empörung sorgt in Wesel der Diebstahl des Gedenksteins für Netty David, eine ehemalige Weselerin jüdischen Glaubens. Der für sie im Rahmen der Stolperstein-Aktionsreihe in der Torfstraße ins Pflaster gelegte Stein ist laut Polizei am Dienstag von unbekannten Tätern entwendet worden. Als Tatzeit wurde in der Mitteilung 23.30 Uhr angegeben. Der Stein sei aus dem Gehweg gestemmt worden. Ein Zusammenhang mit den aktuellen Straßenbauarbeiten sei nicht zu sehen, erklärte die Polizei auf Anfrage unserer Redaktion. Diese seien noch nicht bis zum Tatort in Höhe des Hauses Torfstaße 11 vorgedrungen. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Die Polizei bittet um Zeugenhinweise unter der Rufnummer 0281 1070.

Auch die Stadtverwaltung hat sich mit einer Mitteilung an die Öffentlichkeit gewandt. Demnach war Anwohnern aufgefallen, dass der Stein für Netty David im Gehweg fehlte. Eine intensive Suche im Umfeld sei erfolglos geblieben. Die Stadt und der Jüdisch-christliche Freundeskreis (JCF) Wesel reagierten mit Entsetzen auf den Diebstahl. „Wir verurteilen diese frevelhafte Tat aufs Schärfste. Antisemitismus hat in Wesel keinen Platz“, erklärten Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und JCF-Vorsitzender Wolfgang Jung.

Die Stolpersteine für Netty David sowie ihre Eltern Berta und Siegfried gehörten zu den ersten, die 2009 in Wesel verlegt wurden. Der Stein für Netty war von Mädchen und Jungen des nahen Andreas-Vesalius-Gymnasiums gespendet worden, der für Siegfried von der CDU-Fraktion und der für Berta von der SPD-Fraktion. Diese beiden verbliebenen Steine sind von Mitarbeitern der Stadt nun sichergestellt worden. Künstler Gunter Demnig wurde laut Stadt bereits beauftragt, für Netty einen neuen anzufertigen, der dann mit den beiden anderen wieder an alter Stelle im Gehweg verlegt werden soll.

Netty David wurde am 28. Dezember 1920 im Hause ihrer Eltern Siegfried David und Berta Grünberg, Torfstraße 11, geboren, das bereits ihrem Urgroßvater Israel David gehörte. Siegfried war Viehhändler. Netty besuchte das Städtische Oberlyzeum von Ostern 1931 bis zum 5. April 1935. Mit ihren Eltern emigrierte sie im Oktober 1939 in die Niederlande. Sie überlebte im Untergrund und heiratete Leo Hess. Ihre Eltern wurden über Westerbork nach Sobibor deportiert und dort Anfang März 1943 ermordet. 1988 besuchte Netty Hess zum 50-jährigen Gedenken der Pogromnacht ihre Geburtsstadt.

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