Philosophisches Café in Wermelskirchen Gepflegtes Gespräch in philosophischer Runde

Wermelskirchen · Das Philosophische Café erfreut sich großer Beliebtheit. Das Bedürfnis, über die Fragen des Lebens zu sprechen, scheint enorm zu sein.

 Zum zweiten Mal trafen sich Interessierte zum Philosophischen Cafe im Haus Eifgen. Joachim Schulte hielt den Impulsvortag.

Zum zweiten Mal trafen sich Interessierte zum Philosophischen Cafe im Haus Eifgen. Joachim Schulte hielt den Impulsvortag.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Bei 280 Zeichen ist Schluss. Wer auf Twitter seine Meinung mitteilen will, hat genau diesen Platz. Und nicht mehr. „Das reicht uns nicht“, sagt Achim Schulte von der Kulturinitiative. Und das scheint vielen so zu gehen. Denn als der Verein Anfang des Jahres zum ersten Mal zu seiner neuen Reihe, dem Philosophischen Café, ins Haus Eifgen einlud, da kamen ohne große Werbetrommel 35 Besucher, die mitdiskutieren wollten – über die großen Fragen des Lebens und ohne 280-Zeichen-Einschränkung. Am Dienstagabend hatte die Kulturinitiative nun erneut zum Mitreden eingeladen. Und noch mehr Gäste als bei der Premiere kamen, um gemeinsam zu philosophieren – ohne Scheu vor unterschiedlichen Meinungen, aber in aller Ruhe und mit großem Respekt voreinander.

„Das ist unsere Etikette“, erklärte Uwe Christoph von der Kulturinitiative gleich zu Beginn. Dazu gehöre auch, seinen Wortbeitrag durch eine kurze Meldung anzukündigen. Außerdem wolle man den Besuchern somit einen „Kaltstart“ ins Thema ermöglichen, erklärten die Veranstalter. Gäste, die noch ungeübt im philosophischen Gespräch seien, sollten die Möglichkeit haben, gleich mitzumachen. Deswegen stand auch am Dienstag am Anfang ein Impulsvortrag. „Ach so: Frei sind Sie? Denken Sie?“ fragte Achim Schulte in die Runde. Und dann erinnerte er an den stetig wachsenden Markt der Ratgeber, der vermuten lasse, dass die Menschen eher mehr als weniger denken. „Es hat uns im Griff, dieses Denken“, befand er. Und dann stellte er die These des Philosophen George Steiner zur Diskussion: „Warum denken traurig macht.“

Kaum war der Applaus für seinen Vortrag verhallt, da sausten schon die Stifte vieler Teilnehmer über leere Seiten. Die erste Meldung folgte prompt. Den Besuchern lag das Thema offensichtlich auf der Seele. Bringt einen das Denken nun weiter? Oder frustriert es einen vor allem? Ohne Scheu philosophierten die Besucher los. Die einen geübter, die anderen noch vorsichtig. Für sie sei die Sache mit dem Denken ganz einfach, stellte eine Besucherin fest: „Man muss denken, um seine Probleme zu lösen.“ Ein anderer antwortete prompt: „Unsere Probleme sind unser kleinstes Problem.“ Schließlich seien sie meistens selbst gemacht und selbst gedacht. Vielmehr gehe es beim wahren Denken doch um die großen Fragen des Lebens: Woher komme ich? Gibt es einen Gott? Wer hat uns gemacht? Und weil der Mensch dann an seine Grenze stoße, könne es eben auch frustriert enden. Schnell stand fest: Es muss verschiedene Arten des Denkens geben. Intuitiv und abstrakt. „Und dann kommt auch noch die Sprache ins Spiel, deren Angebot nicht ausreicht, um sich auszudrücken“, befand eine Besucherin – indes warf eine andere die große Chance der Meditation ein, um Gedanken auch einfach mal loszuwerden.

Während ein bunter Reigen der Meinungen und Beiträge in der großen Runde folgte, staunten die Moderatoren Achim Schulte und Uwe Christoph einmal mehr über die Diskussionsfreude der Besucher, über das Niveau des Gesprächs und über die besonnene Atmosphäre. Nach anderthalb Stunden rauchten die Köpfe, aber die Zufriedenheit über das gepflegte Gespräch in philosophischer Runde war den Besuchern ins Gesicht geschrieben.

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