Wermelskirchen "Ich genieße jeden Tag"

Wermelskirchen · Nach 38 Jahren am Gymnasium scheidet die stellvertretende Schulleiterin Elke Bergmeister Ende Januar aus ihrem Amt aus. Die 65-Jährige blickt auf eine tolle Zeit zurück. Mit dem Ruhestand kann sie sich noch nicht anfreunden.

 Elke Bergmeister in einem Klassenraum des Gymnasiums. An die Tafel hat sie auf Englisch einen passenden Abschiedsgruß geschrieben. "Die Schüler waren für mich immer das Wichtigste" sagt sie spontan.

Elke Bergmeister in einem Klassenraum des Gymnasiums. An die Tafel hat sie auf Englisch einen passenden Abschiedsgruß geschrieben. "Die Schüler waren für mich immer das Wichtigste" sagt sie spontan.

Foto: Jürgen Moll

Elke Bergmeister weiß, dass der Tag bald kommen wird. Aber sie versucht, ihn zu verdrängen — so gut es geht. Am 31. Januar scheidet die stellvertretende Schulleiterin offiziell aus ihrem Amt aus. So richtig anfreunden mit dem Ruhestand kann sich die 65-Jährige aber nicht. "Ich freue mich nicht wirklich. Ich versuche einfach, normal weiterzuarbeiten", erzählt Bergmeister im Gespräch mit der BM.

Seit 38 Jahren ist sie am Gymnasium tätig, seit 1991 als stellvertretende Schulleiterin. "Die Schule ist ein großer Teil meines Lebens, es war bislang eine wunderschöne Zeit", betont die gebürtige Solingerin, die seit ihrem ersten Arbeitstag morgens aus der Klingenstadt nach Wermelskirchen zur Arbeit pendelt. Sie betont besonders das Wort "bislang" — es könnte nämlich sein, dass Bergmeister der Schule bis zum Sommer noch, zeitlich reduzierter, erhalten bleibt.

"Eventuell kann ich bis dahin noch ein paar Stunden Latein pro Woche unterrichten. Die Schule hat dies aus Lehrermangel beantragt, die Bezirksregierung muss aber noch zustimmen", sagt Bergmeister. Für die 65-Jährige ist die Lehrertätigkeit ein absoluter Traumjob. "Ich würde jederzeit wieder Lehrer werden. Der Beruf ist enorm abwechslungsreich und vielseitig", findet sie.

Vielseitig ist die Arbeit für Elke Bergmeister vor allem, weil sie nicht nur im Klassenraum an der Tafel steht (momentan in den Stufen 8 bis 10) und den Schülern die Lerninhalte in den Fächern Englisch und Latein vermittelt. Für eine stellvertretende Schulleiterin stehen auch viele Verwaltungsaufgaben an — Bergmeister kümmert sich um die Erstellung des Stundenplans, sie ist aber auch für den täglichen Vertretungsplan und den Aufsichtsplan verantwortlich. Außerdem organisiert sie außerschulischen Aktivitäten wie das Sommerfest oder die Projektwoche.

Immer ein freundlicher Umgang

Was Elke Bergmeister im Gespräch immer verdeutlicht: Die Arbeit macht ihr auch nach 38 Jahren noch großen Spaß. Dabei steht für sie der persönliche, freundliche Umgang mit Schülern und Kollegen immer an erster Stelle. Sie habe einfach gerne ständig mit Menschen zu tun, "es ist erstaunlich, wie sich die Kinder und Jugendlichen während ihrer Schulzeit zu Persönlichkeiten entwickeln", betont Bergmeister, die in ihrer Lehrerzeit sämtliche Klassenstufen unterrichtet hat.

Am Gymnasium in Wermelskirchen ist sie damals rein zufällig gelandet. Nach dem Referendariat in Solingen bekam Bergmeister dort keine Lehrerstelle, "also habe ich mir den Autoatlas genommen und geschaut, welche Schulen im Umkreis für mich interessant wären". Ihre erste "Bewerbung" führte sie nach Wermelskirchen — und war gleich ein Volltreffer. "Ich habe einfach mal den damaligen Schulleiter Gustav Paetzer angerufen. Er meinte direkt, dass die Schule dringend weibliche Lehrkräfte, auch im Fach Latein, suchen würde. Dann ging alles ganz schnell", erinnert sich Bergmeister.

Rückblickend habe sie viele schöne Momente an der Schule erlebt. Die Austauschfahrten mit den Schülern nach Australien und in die USA bleiben ihr in besonderer Erinnerung. Dabei und auch in der täglichen Arbeit hat Bergmeister zu den Schülern ein besonderes Verhältnis aufgebaut. "Es ist wichtig, ihnen in allen Lagen Hilfestellungen zu geben, dann wächst man richtig zusammen", betont die Lehrerin, die einst auch das Angebot bekam, Schulleiterin des Gymnasiums zu werden. Dies habe sie aus persönlichen Gründen aber ablehnen müssen.

Schulwechsel abgelehnt

Wie sehr ihr das Gymnasium ans Herz gewachsen war, zeigt die Tatsache, dass sie ein Angebot einer Schule aus ihrer Heimatstadt Solingen ablehnte. "Das ging emotional einfach nicht. Ich wollte hier nicht weg", sagt Bergmeister, die sich darauf freut, nach der Schulzeit mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, für Freunde zu kochen, Konzerte zu besuchen und sich Kunstausstellungen anzusehen. Und mit einem Lächeln fügt sie an: "Am Anfang werde ich wohl etwas unruhig sein. Es wird aber schön, wenn der Wecker unter der Woche erst um 8 Uhr statt um 5.30 Uhr klingelt."

(RP)
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