Kultur in Dabringhausen Gefühlschaos durch unerwiderte Liebe

Dabringhausen · Mit dem Chansontheater von Simone Silberzahn und einem fast ausverkauften Haus feierte die Dorfkultur Dabringhausen am Samstagabend im Foyer der Mehrzweckhalle einen mehr als gelungenen Auftakt in die neue Kultursaison.

  Lena Jedig am Klarvier und Simone Silberzahn a  ls Anna .

Lena Jedig am Klarvier und Simone Silberzahn a ls Anna .

Foto: Cristina Segovia-Buendia

Schauspielerin Simone Silberzahn und der Verein Dorfkultur Dabringhausen haben nicht nur die verbindende Heimat gemeinsam, sondern auch die glühende Leidenschaft für die Kultur. So ist es auch kein Wunder, das der Auftakt in eine neue Spielzeit nach allen Corona-Einschränkungen der vergangenen zwei Jahre alle Erwartungen übertraf: Das Foyer der Mehrzweckhalle in Dabringhausen füllte sich  mit rund 80 kulturhungrigen Zuschauern, die gebannt dem Gefühlschaos einer euphorisch-quirligen und dann doch zutiefst enttäuschten Frau zuschauten. Grund für die emotionale Verworrenheit –  eine unerwiderte Liebe.

Im Stück „Der Nächste bitte“ stellt sich Schauspielerin Simone Silberzahn für fast zwei Stunden der Herausforderung, die Bühne gänzlich alleine mit ihrer Aura, ihrem Spiel, Gesang und tiefgreifenden Gedanken auszufüllen und dennoch das Publikum hinein in eine gigantische Gefühlswelt mitzunehmen. Als Requisite dienen ihr nur eine alte Parkbank und einige Accessoires für ein romantisches Picknick, das sie während ihres Monologs liebevoll herrichtet. Die „One-Woman-Show“, die ihr so einfach von der Hand zu gelingen scheint, verdient höchsten Respekt.

Lediglich Pianistin Lena Jedig steht Silberzahn musikalisch auf der Bühne zur Seite, wirkt  wohltuend unterschwellig, wobei das Stück ohne die musikalischen Darbietungen schlichtweg nicht tragbar wäre. Denn über die klassischen Chansons, die unter anderem an die großartigen Grandes Dames Edith Piaf und Hildegard Knef erinnern, schüttet Simone Silberzahns Bühnenfigur Anna ihr Herz aus. Das Publikum erfährt, dass sich die Bardame Hals über Kopf in einen Max verliebt hat und offenkundig ihr Leben für ihn geben würde. Mit Sektgläsern, Rosen und einem roten Herzballon, das sie immer wieder hoffnungsvoll aufpustet, wartet sie auf ihren Max. Doch der kommt einfach nicht. Ein Augenblick des Wahnsinns keimt in ihr auf, die Scheinwerfer tauchen die sonst blau erleuchtete Bühne in ein feuriges Rot und Silberzahn wirkt besessen, als sie davon singt, wie sie andere in den Tod träumt.

Eine völlig andere Frau taucht schließlich nach der Pause auf, eine männerverschlingende Femme fatal, eine „Maneater“ wie sie in der 1980er-Jahren von Hall & Oats oder Anfang der 2000er von Nelly Furtado besungen wurde. Ein großartiges Werk und eine grandiose Leistung von Simone Silberzahn, die über so eine lange Zeit alleine auf der Bühne den Spannungsbogen hochhielt. Lena Jadig entpuppte sich derweil als musikalischer Sidekick, unscheinbar, aber zweifelsohne ein fundamentales Teil in diesem wirren Puzzle des Lebens.

Thomas Busch, zweiter Vereinsvorsitzender der jungen Dorfkultur, zeigte sich begeistert von der enormen Resonanz auf den Saisonstart. „Das ist absolut super“, freute er sich. Nach der Gründung des kleinen Vereins Ende 2020 haben die 18 Mitglieder für dieses Jahr ein internationales Programm zusammengestrickt, das im Dorf seinesgleichen sucht. Alle Künstler, die im Laufe der kommenden Monate im Foyer der Mehrzweckhalle oder auf dem Freibadgelände in Dabringhausen auftreten werden, haben eine besondere Verbindung zum Dorf.

Nadine Weyer, die am 2. April zu einem Wohnzimmerkonzert einladen wird, stammt selbst aus dem Dorf. The Contenders aus den USA werden am 21. Mai sogar zum fünften Mal im Dorf sein und handgemachten Folk präsentieren. Am 30. Juli schließlich richtet die Dorfkultur das Freibadkonzert „Summer Stage 2022“ aus zum 20-jährigen Bestehen des Freibad-Fördervereins. „Das wird genial“, prophezeit Thomas Busch, der auf eine reibungslose Saison ohne Corona-Einschränkungen hofft. 

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