Wermelskirchen Ein neuer Papst hätte jünger sein sollen

Wermelskirchen · Wermelskirchener Katholiken sind zwar positiv überrascht und verbinden mit der Wahl eines südamerikanischen Papstes große Hoffnungen. Sie fragen sich aber, ob der 76-jährige Franziskus I. den Anforderungen gewachsen sein wird.

Die Wahl des neuen Papstes Franziskus I. aus Argentinien hat Katholiken in Wermelskirchen durchweg positiv überrascht. Lediglich das Alter, der neue Papst ist 76 Jahre alt, stellt einige vor die Frage, ob Franziskus dem Reformanspruch und den harten Anforderungen an sein Amt gewachsen sein wird.

Einen etwas jüngeren Papst habe sie sich schon gewünscht, gibt Lilo Leonhardt, Leiterin der Katholischen Öffentlichen Bücherei, zu. Andererseits sei es gut, dass der neue Papst aus einem Kontinent stamme, wo der Prozentsatz der Katholiken deutlich höher liege als hier. (Anmerkung der Redaktion: Mit 500 Millionen stammt die Hälfte aller Katholiken weltweit aus Südamerika.) Ob der neue Papst Reformen, etwa bei der Empfängnisverhütung oder bei der Eucharistie für Geschiedene durchsetzen werde, müsse man abwarten, meint Leonhardt. Sie sei aber froh, dass sie am Mittwochabend durch das Glockengeläut vom Hundespaziergang heimgerufen worden sei und so die erste Ansprache des neuen Papstes im Fernsehen habe erleben können.

Auch Hildegard Labenz von der Katholischen Frauenvereinigung Deutschlands (kfd) Grunewald setzt Reform-Hoffnungen in den neuen Papst. Sie sei froh, dass Franziskus I. nicht aus Europa stamme. Aber auch sie habe sich einen jüngeren Papst gewünscht, gibt sie zu. Sie hoffe aber, dass sich auch der 76-Jährige für eine offenere katholische Kirche mit mehr Ökumene und der Gleichstellung der Frau einsetzen werde.

Theo Althoff, Träger eines päpstlichen Ordens und Aktiver in der Pfarrgemeinde St. Apollinaris, hat am Mittwochabend im katholischen Männerkreis die Nachricht vom neuen Papst erhalten. Alle 20 Männer hätten aber sofort über das Alter des neuen Papstes gesprochen, berichtet Althoff. Sogar seine 89-jährige Mutter Änne Althoff habe gesagt: "Ich hätte mir aber doch einen jüngeren Papst gewünscht", berichtet er.

Andererseits sehe man mit hoffnungsvoller und gespannter Erwartung dem Wirken des neuen Papstes entgegen. "Wir hoffen, dass Franziskus I. ein starker und weltoffener Papst ist, der bescheiden bleibt, sich für Arme einsetzt und vor allem auch für die Jugend ansprechbar ist", gibt Althoff seine und die Wünsche des Männerkreises von St. Apollinaris wieder.

Der 77-jährige Manfred Maus, ebenfalls Träger eines päpstlichen Ordens und Unternehmer-Lobbyist, hält den neuen Papst keinesfalls für zu alt und erhofft sich von Franziskus I. eine neue "Unternehmenskultur" im Vatikan. Mit seinen 76 Jahren bringe der neue Papst nicht nur die fachliche Klugheit, sondern auch die Weisheit einer reichen Lebenserfahrung mit in sein Amt, meint Maus. Und das zeichne ihn besonders aus.

"Ich hoffe, dass der neue Papst die Kurie in den Griff bekommt"," sagt Maus. Die Wahl des Namens Franziskus deute für ihn aber positiv daraufhin, dass der neue Papst die Lehre des Franz von Assisi verinnerlicht habe, der die Armen und das Miteinander der Menschen in den Mittelpunkt gestellt habe. "Ich hoffe, dass der neue Papst einen Führungsstil entwickelt, der auf mehr Kollegialität aufbaut und die Kardinäle, Bischöfe, bis hin zu den Ortskirchen mehr einbindet und bei den Entscheidungen mitnimmt", sagt Maus.

Der katholische Pfarrer Michael Knab ist von der Schlichtheit und Bescheidenheit des neuen Papstes angetan. Ihm habe sehr gefallen, wie er die Menschen in seiner ersten Rede angesprochen habe.

(RP)
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