Viersen Vater entführt Tochter: Sieben Jahre Haft

Viersen · Geiselnahme, schwere räuberische Erpressung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte – alles zusammen genommen bedeutet das sieben Jahre Haft für einen 37-Jährigen Bosnier, der lange Zeit mit seiner Familie in Viersen gelebt hatte.

 In der Nacht zum 6. Februar 2005 entführte der 37-Jährige seine Tochter aus einer Wohnung an der Hauptstraße. Die Polizei war damals vor Ort. Die Beamten griffen nicht ein, verfolgten das Fluchtfahrzeug aber quer durch Deutschland.

In der Nacht zum 6. Februar 2005 entführte der 37-Jährige seine Tochter aus einer Wohnung an der Hauptstraße. Die Polizei war damals vor Ort. Die Beamten griffen nicht ein, verfolgten das Fluchtfahrzeug aber quer durch Deutschland.

Foto: GJM

Geiselnahme, schwere räuberische Erpressung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte — alles zusammen genommen bedeutet das sieben Jahre Haft für einen 37-Jährigen Bosnier, der lange Zeit mit seiner Familie in Viersen gelebt hatte.

Nach der Trennung von seiner Frau war sie mit den Kindern in der Wohnung an der Hauptstraße geblieben. Nachdem sie ihm gebeichtet hatte, dass sie inzwischen eine Beziehung zu einem gemeinsamen Freund aufgenommen habe, war es in der Nacht zum Karnevalssonntag 2005, am 6. Februar nach ein Uhr morgens, zur Katastrophe gekommen. Durch fünf Staaten war der Mann geflohen, um mit seiner Tochter seine bosnische Heimat zu erreichen. Immer dabei: Handgranaten und Schusswaffen.

Nach dem Notruf der Ehefrau war die Polizei in zwei Minuten vor Ort gewesen. Der Beamte, der als Wortführer den Kontakt zu dem Mann gesucht hatte, erinnert sich noch deutlich — vor allem an die großen Augen des kleinen Mädchens. Und an die Handgranate, die der Bosnier ihm gezeigt hatte

Weil seine Schilderung deutlich von dem abweicht, was der Angeklagte selber dem Gericht erzählt hatte, versuchte Verteidiger Ulrich Sommer, das Vertrauen des Gerichts in den Zeugen zu erschüttern. Seine Wahrnehmung sei durch Gefühle beeinflusst worden. "Ohne dem Zeugen zu nahe treten zu wollen, bitte ich, mit der Aussage etwas vorsichtiger umzugehen", sagte er, fand aber keine Zustimmung beim Gericht. Im Gegenteil.

Die Kammer stufte die Aussage als sehr glaubwürdig ein. Demnach soll der Mann in dem Gespräch in der Wohnung nur davon gesprochen haben, dass er sich ärgere, dass eine Frau eine intime Beziehung zu einem anderen Mann unterhalte — in der Wohnung, vor den Kindern. Die Variante des Angeklagten, es sei eine Reise nach Kroatien geplant gewesen, und seine Frau habe nur den Pass es Mädchens holen wollen, bestätigte der Beamte nicht.
Daran, dass der Angeklagte auch von Misshandlungen seiner Tochter gesprochen habe, erinnerte sich erst eine Autobahnpolizistin, die in der Raststätte Fernthal Essen für ihn und das Kind besorgt hatte. "Er sagte, er wolle nach Hause, egal wie. Er wolle seine Tochter schützen, sie sei misshandelt worden." Er habe auf sie "aufgeregt, aber auch entschlossen" gewirkt, so die Beamtin weiter. "Ich glaube, wenn es dazu gekommen wäre, dass wir ihn gestoppt hätten, hätte er mindestens sich erschossen."

Ein Gericht in Kroatien hatte ihn bereits wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Ein bosnisches Gericht hatte für die Kindes-entziehung eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je 50 konvertiblen Mark, das entspricht etwa 25 Euro, ausgesprochen.

(ago/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort