Niederkrüchten Mehr Blühstreifen für Niederkrüchten

NIEDERKRÜCHTEN · Die Gemeinde und Landwirte wollen einen Beitrag zum Naturschutz und gegen das Bienensterben leisten. Auch eine Nasch-Allee ist geplant

 Die Blühstreifen, die Paul-Christian Küskens in der Nähe seines Hofes an der B221 angelegt hatte, verzauberten Vorbeifahrende.

Die Blühstreifen, die Paul-Christian Küskens in der Nähe seines Hofes an der B221 angelegt hatte, verzauberten Vorbeifahrende.

Foto: Küskens, Paul-Christian

Neulich hatte Paul-Christian Küskens einen erfreulichen Anruf. Eine Dame war in der Leitung, die sich bedanken wollte für den schönen Anblick der Blühstreifen, die der Landwirt in der Nähe seines Hofes an der B221 angelegt hatte. Kornblumen und Klatschmohn bilden da fröhliche Farbtupfen neben Getreide und Mais. Das freut nicht nur das Auge, sondern auch Insekten, die dort Nahrung und Schutz finden.

Der Rückgang der Arten- und Insektenvielfalt alarmiert Forscher, Landwirtschaft und Naturschützer schon länger. Viele Landwirte haben darauf reagiert und – wie Küskens – Ackerland aus der Produktion genommen, um Blühstreifen oder Wildblumenfelder anzulegen.

Der Overhetfelder Landwirt Mark Bonus, einer der größten Gemüseanbauer der Region, hat auf drei Flächen insgesamt 1,5 Hektar stillgelegt. In Zusammenarbeit mit Jürgen Esser vom Krefelder Büro für Freilandökologie hat er dort eine spezielle Blühmischung ausgebracht und so ein Bienenparadies geschaffen. Ein Ziel ist es, dort die Knautien-Sandbiene anzusiedeln, die 2017 zur Wildbiene des Jahres gekürt wurde. Bonus ist mit seinem Beispiel nicht alleine, sagt Küskens, der auch Vorsitzender der Kreisbauernschaft und Vizepräsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes ist. Er sieht bei seinen Kollegen eine wachsende Bereitschaft, für den Naturschutz Flächen bereitzustellen. Wirtschaftlich bedeutet das Einbußen, Blühfelder bringen keinen monetären Ertrag. Aber, so Bonus: „Wir haben eine Verantwortung für einen respektvollen und nachhaltigen Umgang mit der Natur.“

Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) will dieses Bewusstsein fördern. Erst kürzlich hat er die Landwirte eingeladen, um gemeinsam zu überlegen, was auf den gut 1500 Hektar Ackerflächen zwischen Schwalm und Meinweg möglich und machbar ist. Wassong setzt auf Freiwilligkeit. Die Landwirtschaft und die Gemeinde, die mit ihrem hohen Erholungswert wirbt, seien beide auf eine intakte Natur angewiesen, so der Bürgermeister.

Geplant ist zum Beispiel eine „Nasch-Allee“, für die die Gemeinde 8000 Quadratmeter Straßen- und Parkplatznebenflächen zur Verfügung stellt. Ab Herbst 2018 sollen rund 28.000 Quadratmeter gemeindeeigenes Grünland für den Vertragsnaturschutz zur Verfügung gestellt und an örtliche Landwirte verpachtet werden. Dabei geht es um eine 10.000 Quadratmeter große Fläche am Vietendell in Elmpt und um das 18.000 Quadratmeter große Flugfeld des Modellsportvereins „Schwalbe II“ (der das Gelände trotzdem weiter nutzen kann) in Overhetfeld.

An Regenrückhaltebecken und anderen Sonderbauwerken hat die Gemeinde gerade auf insgesamt 3000 Quadratmeter Kräuter- und Blühwiesen angelegt. Zwei Streuobstwiesen An der Beek in Elmpt und in Venekoten stehen ebenfalls auf der ökologischen Habenseite. Weitere Schritte sollen durch eine Kooperation zwischen Kreisbauernschaft und Gemeinde folgen. Bereits jetzt, so Küskens, hätten die Landwirte in der Gemeinde insgesamt 13 Hektar aus der Bewirtschaftung genommen, um Pufferstreifen, Blühflächen, Brachen mit Honigpflanzen oder Wildäcker zu schaffen.

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