Viersen Erinnerungen an „Wierichs Moppenbude“

VIERSEN · Die Ausstellung „Stadtgeschichte in Bildern“ entwickelt sich zum Publikumsrenner. Schon 1300 Besucher haben sich die historischen Fotos angeschaut — und manch besondere Entdeckung gemacht.

 Karin Otto mit ihrem eigenen Bild von „Wierichs Moppenbude“ ihres Urgroßvaters vor dem Ausstellungsfoto.  Foto: Heimatverein

 Karin Otto mit ihrem eigenen Bild von „Wierichs Moppenbude“ ihres Urgroßvaters vor dem Ausstellungsfoto. Foto: Heimatverein

Foto: Heimatverein Viersen/Barbara Jakoby

Noch keine drei Monate ist es her, dass der Verein für Heimatpflege seine Ausstellung „Stadtgeschichte in Bildern – Historische Fotos, Postkarten, Stadtpläne – Viersen im 19. und 20. Jahrhundert“ eröffnet hat, und bis jetzt haben sich schon 1300 Besucher die Exponate angeschaut. „Bei der Kaiser‘s-Kaffee-Ausstellung waren es insgesamt 3300, und wir sind zuversichtlich, dass wir diese Zahl bis zur Finissage am 14. Juli übertreffen werden“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Albert Pauly.

Die meisten Besucher blieben ein bis zwei Stunden, „weil es so viele interaktive Medien und eine akustisch mit Geräuschen, Gesängen, Glockenläuten unterlegte 20-minütige Show mit historischen Fotos gibt, die so präzise sind, dass sich Besucher hierauf schon wiedererkannt haben“.

Karin Otto stand bei ihrem Besuch „völlig überrascht“ vor einem Foto, auf dem ein Verkaufswagen der Viersener Waffelbäckerei Wierichs abgebildet ist, mit dem ihr Urgroßvater Martin Wierichs Anfang des 20.Jahrhunderts von Kirmes zu Kirmes reiste. „Bei uns in der Familie hieß der Wagen immer nur Wierichs Moppenbude“, erzählt die 68-Jährige. Ihre Mutter Anneliese, eine geborene Wierichs, habe ihr oft von dem Werbeslogan erzählt, mit dem die Kunden angelockt wurden: „Hier sind Moppen zu verkloppen, die man in den Mund kann stoppen. Sie schmelzen im Mund und sind gesund, 20 Pfennig das halbe Pfund.“

Moppen hat Karin Otto erstmals vor einiger Zeit auf dem Dülkener Schöppenmarkt probiert, „eine Art Lebkuchen-artiges Magenbrot“. Vieles aus der Historie kennt sie nur aus Erzählungen der Mutter. In deren Nachlass fand sie viele Ansichtskarten, die die Moppenbäcker den Lieben daheim von ihren Reisen über die Jahrmärkte schickten. Und sie kamen weit herum. Ihr einziges privates Foto der Wierichs‘schen „Moppenbude“ hat Karin Otto jetzt dem Verein für Heimatpflege zum Scannen zur Verfügung gestellt. Als Geschenk überreichte sie Vorstandsmitglied Fred Pollmanns ein altes, in Sütterlin-Handschrift verfasstes Rezeptbuch ihres Großvaters Josef Wierichs. Als Dankeschön bekommt sie einen Abzug des Ausstellungsfotos. Auch andere Besucher steuerten inzwischen persönliche Fotos oder Dokumente bei oder konnten noch offene Fragen zu den gezeigten Aufnahmen klären. Für die Mitglieder des Arbeitskreises „Stadtfotos“ im Heimatverein sei das eine wertvolle Bereicherung, betonen Pauly und Pollmanns, und für die geplanten weiteren Bücher zur Stadtgeschichte von enormer Bedeutung. Sie hoffen, dass noch viele Besucher ihre alten Erinnerungsstücke mitbringen.

Die Ausstellung „Stadtgeschichte in Bildern“ in der Villa Marx, Gerberstraße 20, wird noch bis zum 14. Juli gezeigt.

(RP)
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