Kriminalität Der Frustbrief des Bürgermeisters

Brüggen · Unbekannte haben den Bücherschrank in Bracht in Brand gesetzt. Seiner Empörung hat Bürgermeister Frank Gellen bei Facebook Luft gemacht. Der Beitrag wurde hundertfach geteilt

 Bei Facebook schrieb Brüggens Bürgermeister Frank Gellen „ES REICHT!“.

Bei Facebook schrieb Brüggens Bürgermeister Frank Gellen „ES REICHT!“.

Foto: AP/Matt Rourke

Selten geben Bürgermeister tiefe Einblicke in ihren Gemütszustand. Am Freitagmorgen, kurz vor 9 Uhr, aber machte Frank Gellen (CDU) seinem Herzen Luft. In Großbuchstaben postete er ans Infoportal seiner Burggemeinde Brüggen bei Facebook in Großbuchstaben „ES REICHT“, setzte noch ein Ausrufungszeichen dahinter und fand sechs Worte für das, was er gerade empfand: fassungslos sei er, sprachlos, enttäuscht, stocksauer, wütend und auch traurig. Seine Nachricht wurde fleißig im Netz geteilt, Hundertfach, für die Verhältnisse einer überschaubaren Gemeinde ein Viral-Hit im Internet. Was war geschehen?

In der Nacht zu Freitag, gegen 3.30 Uhr, wurden Feuerwehr und Polizei zu einem Brand auf der Marktstraße in Brüggen-Bracht gerufen. Der Bücherschrank, der dort von der Brüggener Gemeindeverwaltung installiert wurde, stand in Flammen. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung durch Feuer aufgenommen und bittet um Hinweise auf Tatverdächtige unter der Rufnummer 02162 3770.

 Brüggens Bürgermeister Frank Gellen (CDU).      Foto: Gemeinde

Brüggens Bürgermeister Frank Gellen (CDU). Foto: Gemeinde

Foto: Gemeinde Brüggen

Was Gellen, üblicherweise ein besonnener Mann, so „stocksauer“ macht: „Einen Bücherschrank vier Meter neben einem bewohnten Haus oder eine Mülltonne an der Wand zu einem Mehrfamilienhaus anzuzünden, ist aber kein Spaß.“ Und: „Wir haben bisher Glück gehabt, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind.“

 Bücherpatin Silke Beckstedde hat noch versucht, den Bücherschrank zu löschen.

Bücherpatin Silke Beckstedde hat noch versucht, den Bücherschrank zu löschen.

Foto: Birgit Sroka

Silke Beckstedde, die im ehemaligen Bürgermeisteramt wohnt und als erste versucht hat, das Feuer mit einem Feuerlöscher einzudämmen, sagt: „Es fühlt sich an wie ein Angriff auf die Dorfgemeinschaft.“ Mit dieser Aussage trifft Beckstedde, die auch Patin ds Bücherschranks ist, die Gefühle der Bürger ziemlich genau. Die Brachter haben die Nase voll, zu viele ungeklärte Brände gab es in den vergangenen Monaten und Jahren. „Ich bin wach geworden und habe einen orangenefarbenen Schein im Flur gesehen. Ich dachte zuerst, es brennt bei mir im Haus“, berichtet sie. Sie rief die Leitstelle an, schnappte sich ihren Feuerlöscher und lief runter. Der Bücherschrank stand da schon in Flammen. „Die Brandsäule reichte fast bis zur Höhe der Regenrinne des ehemaligen Hotels König. Ich habe dann versucht den Brand zu löschen und nur gehofft, dass es keine Verpuffung gibt“, erzählt die Brachterin. Dann traf auch schon die Freiwillige Feuerwehr ein und löschte den Brand.

Glühende Blattseiten aus den Büchern seien durch die Luft geflogen, sogar das Dach des Schrankes habe gebrannt, obwohl nichts darauf lag, was hätte brennen können, so Beckstedde. „Unten lief das geschmolzene Acryl von den Plexiglasscheiben aus dem Schrank heraus.“ Rechts und links neben dem Bücherschrank stehen junge Bäume. Die Hälfte der Blätter des vorderen Baumes ist angekokelt. „Warum macht man so etwas?“, fragt ein Passant erschüttert. Bürgermeister Gellen zählt auf: „Vorgestern brannte gegen 22 Uhr im Bereich von Oebel ein Waldstück. In den letzten Monaten wurden immer wieder Mülltonnen und Hecken in unserer Gemeinde in Brand gesetzt. Es reicht!“

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