Solingen Zahl der Diebstähle steigt dramatisch an

Solingen · Im ersten Halbjahr 2013 gab es in Solingen schon über 200 Fälle mehr als im ganzen Jahr 2012. Auch Wohnungseinbrüche nehmen zu. Im Kampf gegen die Täter setzt die Polizei nun auf ein neues Programm.

Die Statistik ist erschreckend. Bis zum 1. Juli registrierte die Polizei in Solingen bereits 1194 Fälle von sogenannten Diebstählen unter erschwerenden Bedingungen. Das sind über 200 mehr als im ganzen vergangenen Jahr und bedeutet schon jetzt einen Anstieg von knapp 25 Prozent.

Ein Trend, der den verantwortlichen Beamten im auch für Solingen zuständigen Polizeipräsidium Wuppertal zunehmend Kopfzerbrechen bereitet — zumal die dunklen Monate als Hoch-Zeit bei Einbrüchen zum Beispiel in Häuser und Wohnungen erst noch kommen.

Setzt sich die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte so fort, würde am Ende eine Verdopplung der Straftaten stehen. Die Polizei setzt darum große Hoffnungen auf das neue landesweite Programm "Motiv", das NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) diese Woche in Düsseldorf vorstellte und mit dem Diebesbanden das Handwerk gelegt werden soll.

Das Polizeipräsidium Wuppertal ist dabei eine von insgesamt 16 Polizeibehörden, die unter Federführung des Landeskriminalamtes den Kampf gegen die meist aus Südosteuropa stammenden Täter aufnehmen werden.

"Wir hoffen, dass unsere Aufklärungsleistung zunimmt", sagte gestern ein Polizeisprecher in Wuppertal. "Motiv" steht für "Mobile Täter im Visier". Fortan wird ein extra abgestellter Beamter die Szene im bergischen Städtedreieck genau im Blick halten und sofort auch über einschlägige Fälle in anderen Landesteilen informiert.

"Auf diese Weise sind wir nun sehr gut vernetzt", erklärte der Polizeisprecher die zukünftigen Vorteile des neuen Programms. Einzelne Straftaten ließen sich so leichter als früher konkreten Verdächtigen zuordnen.

Dabei "schafft" es aber längst nicht jeder Dieb beziehungsweise Einbrecher in die "Motiv"-Kartei. Innerhalb eines Jahres müssen potenzielle Kriminelle mindestens fünf Mal in drei unterschiedlichen Polizeibezirken auffällig geworden sein.

In ganz NRW rechnet die Kriminalpolizei zurzeit 375 Intensivtäter der Gruppe dieser Profi-Einbrecher zu. Davon sind elf im Bereich des Polizeipräsidiums Wuppertal gemeldet. Ob diese Kriminellen zurecht im Fokus von "Motiv" stehen, wird in den kommenden Wochen überprüft.

Parallel dazu gleicht der bei der Kripo für das "Motiv"-Programm zuständige Beamte neue Diebstahls- und Einbruchsfälle in Solingen mit Taten anderswo ab. Denn erfahrungsgemäß schlagen Intensivtäter nicht in der eigenen Heimatregion, sondern in anderen Teilen von NRW zu.

Für die Polizei steht fest, dass viele Einbrüche in Solingen auf das Konto von auswärtigen Kriminellen gehen. Eine Bestätigung dafür gab es einmal mehr gestern. So verhaftete die Kölner Polizei in den frühen Morgenstunden fünf miteinander verwandte Männer. Ihnen wird zur Last gelegt, sich in den zurückliegenden Jahren als falsche "Wasserwerker" Zutritt zu Wohnungen meist älterer Menschen — unter anderem in Solingen — verschafft und die Opfer dann bestohlen zu haben (siehe Kasten).

Wie bei den Diebstählen allgemein registrieren die Beamten auch bei den Wohnungs- und Wohnhauseinbrüchen einen dramatischen Anstieg. Im ganzen Jahr 2012 wurden 254 Fälle gezählt — eine Zahl, die in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres schon fast erreicht wurde. "Bis 1. Juli gab es in Solingen 252 Wohnungseinbrüche", sagte der Polizeisprecher gestern.

(RP)
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