Zahl der Einbrüche steigt weiter Polizei: 375 Profi-Einbrecher in NRW

Düsseldorf · Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt weiter. Rot-Grün geht verstärkt gegen mobile Banden vor.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) will den Kampf gegen international agierende Einbrecherbanden verstärken. Das Land stellt 16 Schwerpunktbehörden jetzt 20 zusätzliche Stellen bereit, um die Schlagkraft der Ermittlungen zu verstärken.

Bislang wurden bereits 375 Intensivtäter ermittelt, von denen 176 aus Südosteuropa (unter anderem Rumänien, Bulgarien, Serbien) kommen. Es gebe aber auch einen "harten Kern" von deutschen Tätern, sagte eine Ermittlerin des Landeskriminalamts (LKA). 105 Tatverdächtige haben einen deutschen Pass. Als Intensivtäter gilt, wer innerhalb von sechs Monaten bei fünf Eigentumsdelikten in drei verschiedenen Städten ermittelt wird.

Nach Angaben von Innenminister Jäger wurde jetzt nach neunmonatiger Arbeit eine 23-köpfige Bande enttarnt, die insgesamt 176 Einbrüche begangen haben soll. "Diese große Anzahl von Einbrüchen haben die Täter in nur vier Monaten in über 30 Städten im Rheinland und im Bergischen Land begangen", sagte Jäger. Eine große Herausforderung sei es gewesen, den Zusammenhang zwischen den weit verstreuten Tatorten herzustellen und so das Täternetzwerk zu erkennen.

Die bisherigen Ermittlungsergebnisse zeigen, wie professionell die Banden organisiert sind. So lieferten Hintermänner gefälschte italienische Reisepässe und Fahrzeugpapiere, die auf zunächst unverdächtige Mittäter zugelassen waren. Einige Täter reisten als britische Touristen getarnt nach NRW. Der Schaden, der durch Einbrecher in NRW verursacht wurde, belief sich 2012 auf rund 160 Millionen Euro.

Nach Angaben der LKA-Expertin Martina Thon haben es die Täter vor allem auf leichtes Diebesgut wie Schmuck und Handys abgesehen. Beim Schutz gegen Einbrecher komme es darauf an, den Banden den Zugang zur Wohnung durch die Absicherung möglicher Schwachpunkte zu erschweren. In 40 Prozent der Fälle gäben die Einbrecher auf, weil sie durch gut gesicherte Fenster und Türen zu lange aufgehalten würden. In Nordrhein-Westfalen suchen die Banden besonders häufig Wohngebiete in Autobahnnähe auf. Auch ländliche Bereiche an der deutsch-niederländischen Grenze seien zunehmend von Einbruchserien betroffen.

CDU-Landtagsfraktionsvize Peter Biesenbach kritisierte den Vorstoß der Landesregierung. Die Maßnahmen seien noch "nicht einmal der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein". Robert Orth, innenpolitischer Sprecher der FDP, kritisierte, Jäger habe mit seinem Vorstoß zu lange gezögert. Zudem blieben die Opfer außen vor. Um ihnen das Diebesgut wiederzubeschaffen, müssten die Vertriebswege besser kontrolliert werden.

(gmv)
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