Handball Viel Schweiß gelassen

Im ländlichen Idyll unweit von Flensburg hat der Bergische HC sein fünftägiges Trainingslager bezogen. Untergebracht ist der Handball-Zweitligist in einer Herberge des alten Stils.

Einen herrlichen Ausblick hat man vom Scheersberg, einem der höchsten Erhebungen im sonst eher ziemlich platten Angeln im Norden Schleswig-Holsteins. Wer einen Euro zahlt, sich im gegenüber liegenden Fitnessstudio den Schlüssel für das Gittertor des 1903 erbauten Bismarckturms aushändigen lässt, kann bei schönem Wetter auf die Flensburger Förde, dem Ausläufer der Ostsee, und bis nach Dänemark schauen. Und man blickt unweigerlich auf den Rasenplatz und die etwas in die Jahre gekommene Kreissporthalle am Fuße des Bismarckturms – dort, wo der Bergische HC in diesen Tagen viel Schweiß lässt.

Es kommt nicht von ungefähr, dass der Handball-Zweitligist sein Trainingslager ausgerechnet im ländlichen Idyll unweit der Bundesstraße aufgeschlagen hat, die das 30 Kilometer entfernte Flensburg und Kappeln, dem Hauptdrehort der ZDF-Fernsehserie „Der Landarzt“ verbindet. Seit vielen Jahren schon genießt Bernd Bigge hier die Ruhe und die Ostsee-Luft zum Urlaub machen. Auch in diesen Tagen wohnt der BHC-Hauptsponsor in seinem Reet gedeckten Ferienhaus nur wenige Schritte vom Jugendhof Scheersberg entfernt, in dem die 14 Spieler, Trainer Norbert Gregorz, Betreuer Sigi Knapik und Physiotherapeut Carsten Wilonka untergebracht sind. Nur einer aus dem Kader hat die Reise in den Norden Deutschlands nicht mitgemacht: Ivan Zoubkoff musste aus privaten Gründen in Solingen bleiben.

Nur wenige Stunden Schlaf

Am Mittwochabend hatte kaum ein Spieler seine Augen noch lange offen halten können. Eigentlich hatten einige Akteure den Abend noch in geselliger Runde ausklingen lassen wollen. Dass das nicht immer funktionierte, zeigt das Beispiel Sebastian Hinze: „Beim Kickern habe ich den Ball kaum noch gesehen“, sagte der Kapitän, der an der Seite von Mathias Fuchs gegen das etwas wachere Duo Henning Quade und Simon Kluge keine Chance hatte zu gewinnen. Nur wenige Stunden hatte die Mannschaft vor der Abfahrt geschlafen. Erst das Benefizspiel gegen den HSV Hamburg, anschließend noch das gemeinsame Abendessen mit dem Deutschen Vize-Meister, dann der frühe Treffpunkt um 7 Uhr und die sechsstündige Fahrt in drei Kleinbussen – das hatte geschlaucht.

So bat Norbert Gregorz am ersten Tag des Trainingslagers auch nur einmal in das rote Backstein-Gebäude namens Sporthalle. Nach dem Abendessen wurde die Partie gegen Hamburg noch einmal analysiert. Gestern aber wurde das komplette Sport-Angebot ausgenutzt: eine Halleneinheit am Vormittag, eine ungewöhnliche Bewegungstherapie auf dem Sportplatz am Nachmittag und am Abend ein Testspiel gegen den Regionalligisten SG Flensburg/Handewitt II.

Wer so viel Schweiß lässt, der verlangt nach einer ordentlichen Stärkung. Mit mächtig Kohldampf setzten sich die Löwen gestern dann auch an den Mittagstisch, dem einen oder anderen war jedoch ganz schnell der Appetit wieder vergangen: Rollmops in einer Sahnesoße ist eben nicht jedermanns Sache. Elvir Selmanovic, an der Ostsee aufgewachsen und sonst nicht fies vor Fisch, entfernte sich sogar von der Tafel und aß seinen Salat und Kartoffeln an einen anderen Tisch weiter. Für den Hunger zwischendurch gab es am Nachmittag aber noch Kaffee und Kuchen – wie es sich für eine Herberge im alten Stil gehört.

(RP)
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