Solingen Kaum Güterverkehr auf Brücke

Solingen · Nur sieben Unternehmen aus Remscheid und Wuppertal nutzten zuletzt die Müngstener Brücke für Gütertransporte. Aus Solingen niemand. Die Industrie- und Handelskammer ist deshalb gegen einen Neubau aus Beton.

Das Ergebnis ihrer Umfrage hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Wuppertal-Solingen-Remscheid selbst überrascht: Die Müngstener Brücke spielt für den Güterverkehr im bergischen Städtedreieck kaum eine Rolle. Lediglich sieben bergische Unternehmen – fünf aus Remscheid und zwei aus Wuppertal – nutzen für Gütertransporte die Bahn, aus Solingen keins. Und die Tonnagen sind gering. In Remscheid werden pro Jahr 73 300 Tonnen über die Schiene versendet oder empfangen, in Wuppertal 313 500 Tonnen.

Ein Neubau der Wupperquerung aus Beton zur Sicherstellung des Güterverkehrs sei nicht deshalb nötig, lautet das Fazit von IHK-Geschäftsführer Thomas Wängler, der die Umfrage unter etwa 800 bergischen Unternehmen durchführte (rund 200 antworteten) und die Ergebnisse gestern vorstellte. "Wir fordern die Deutsche Bahn deshalb auf, die Brücke in ihrer jetzigen Gestalt so zu sanieren, dass ihre maximale Lebensdauer erreicht und der Personenverkehr langfristig gesichert wird." Dazu müssten alle zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel eingesetzt werden.

Die IHK geht davon aus, dass das Bauwerk nach einer Grundsanierung noch mehrere Jahrzehnte nutzbar ist. Andernfalls mache es auch keinen Sinn, dass die Bahn eine Sanierung für rund 30 Millionen Euro als Alternative zum Neubau erwäge, erklärte Wängler.

Zugleich müsse die Bahn die jetzige Umwegstrecke über Oberbarmen sowohl für den Güter- als auch den Personenverkehr sicherstellen. Dafür sei der Rauenthaler Tunnel in Wuppertal dringend zu sanieren. "Denn eine seiner beiden Röhren ist ja schon gesperrt."

Eine Erhöhung des Schienengüterverkehrs im Bergischen sei in Zukunft kaum zu erwarten, wie die Umfrage weiter gezeigt habe. Nur zehn Prozent der Unternehmen gaben an, sich vorstellen zu können, den Warentransport künftig auf die Schiene zu verlagern. Die übrigen erklärten, dass ihnen die Bahn im Vergleich zum Lkw-Transport zu teuer, zu unflexibel und zu unpünktlich sei. Außerdem würden viele nicht die von der Bahn geforderten Mindesttransportmengen erreichen. Die IHK kündigte an, das Gespräch sowohl mit der Bahn als auch mit bergischen Politikern zu suchen, damit die Brücke erhalten werde. Auch touristisch habe das weltweit bekannte Bauwerk einen hohen Wert, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge.

Für die Dampfzüge, die seit einem Jahr nicht mehr zum Brückenfest über die Eisenbahnbrücke fahren dürfen, sieht Wenge noch nicht das letzte Wort gesprochen. "Wenn eine Brücke grundsaniert ist, sollte es nicht verwegen sein zu erwarten, dass einmal im Jahr Dampfzüge hinüberfahren können."

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(RP)
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