Solingen Frau durchlebt jahrelanges Martyrium

Solingen · Gleich für drei Tatbestände musste sich ein 36-Jähriger gestern vor dem Schöffengericht verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, seine 32-jährige Frau und deren Familie wiederholt bedroht und unter Androhung von Gewalt Geld gefordert zu haben. Der Angeklagte stritt jede Form der Bedrohung ab. Er gab lediglich zu, Beleidigungen ausgesprochen und von seiner Frau Geld verlangt zu haben, das diese freiwillig gezahlt habe. Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten ohne Bewährung.

Die Ehefrau hatte zuvor ein völlig anderes Bild des Geschehens gezeichnet. Unter Tränen erzählte sie, wie der Angeklagte sie aufs Übelste beschimpft und ihr gedroht habe, sie zu schlagen und aus dem Fenster zu werfen. Sie habe sich ins Schlafzimmer geflüchtet und von dort die Polizei angerufen. Am nächsten Tag flüchtete sie zu ihren Eltern. Gegen Abend habe der Angeklagte ihre Mutter angerufen und unter Drohungen 200 Euro verlangt. An einem anderen Tag sei sie von ihrem Bruder begleitet worden, um ihren sechsjährigen Sohn unbehelligt zum Kindergarten bringen zu können. Der Angeklagte habe sich schon im Bus befunden und gedroht: "Ich bringe euch alle um." Er habe ein Küchenmesser bei sich gehabt. Die ganze Zeit habe sie Angst gehabt um ihr Leben, das ihrer Kinder und auch ihrer Familie, erzählte die Frau.

Gericht glaubte den Zeugen

Die vom Gericht gehörten Zeugen bestätigten die Aussagen der 32-Jährigen. Der Angeklagte stritt weiterhin ab, seine Frau und deren Familie bedroht zu haben. Er stellte sich als Opfer der Familie seiner Frau dar, die ihn zu Straftaten getrieben habe.

Die Zeugen seien glaubwürdig und die Tatbestände Bedrohung und räuberische Erpressung nachgewiesen, hieß es in der Urteilsbegründung für den mehrfach Vorbestraften, der bereits wegen Körperverletzung, Diebstahl und Sachbeschädigung verurteilt worden war. Die Vorsitzende Richterin sprach von einem jahrelangen Martyrium, dem die Ehefrau, ihre Familie, aber auch die insgesamt vier Kinder des Paares über lange Zeit ausgesetzt gewesen seien.

(sue)
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