Solingen Ein ehrenamtlicher Tausendsassa

Solingen · Vom Karneval über den Sport bis zum Einsatz für seinen Stadtteil Ohligs - die Bandbreite von Joachim Junker ist groß.

 Auch alte Postkarten, die Ohligser Geschichte(n) erzählen, sind ein Hobby von Joachim Junker.

Auch alte Postkarten, die Ohligser Geschichte(n) erzählen, sind ein Hobby von Joachim Junker.

Foto: Stephan Köhlen

Der Blick über die Regale in seinem Wohnzimmer lässt besonders die Herzen von Sportfans höher schlagen: Kaum eine Chronik von Fußball-Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen fehlt in Joachim Junkers Sammlung. Doch im Verborgenen schlummern noch mehr spannende Dokumente: Aus einem der Schränke holt der Hausherr eine Zusammenstellung alter Postkarten hervor. Sie stammen aus verschiedenen Dekaden der Ohligser Geschichte und reichen zum Teil in Zeiten zurück, in denen der heutige Solinger Stadtteil noch eine eigenständige Stadt war.

"Die Sammelleidenschaft hat mich früh gepackt", erinnert sich Junker. Die Palette reichte dabei von Autogrammen bekannter Fußballer bis zu speziellen Briefmarken. "Später kamen dann verstärkt heimatbezogene Dinge hinzu", erklärt der heute 63-Jährige. Da scheint der Weg zum Brauchtum nicht allzu weit zu sein, schließlich ist Junker heute vielen Solinger insbesondere als Vorsitzender des Festausschusses Solinger Karneval ein Begriff. Doch die ehrenamtliche Laufbahn des Ur-Ohligsers begann lange vor dem Sprung in den organisierten Frohsinn.

Vielseitigkeit prägte schon immer die Interessen des gelernten Groß- und Außenhandelskaufmanns: Nachdem er bei Union Solingen in der Jugend Fußball gespielt hatte, gelangte er 1977 auf Funktionärsebene zum Leichtathletikverband Nordrhein. Im Kreis Bergisches Land war er vier Jahre lang als Statistiker tätig. "Ich hatte immer schon eine Affinität zu Zahlen", erklärt er, "und Leichtathletik ist schließlich auch eine an Zahlen orientierte Sportart." 1979 wurde Junker schließlich Kreisgeschäftsführer im Verband und 1996 Kreisvorsitzender. Ein Amt, das er bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden im Jahr 2015 behielt.

Neben den vielen Begegnungen mit Sportgrößen - er arbeitete im Vorstand unter anderen mit Langstreckenläufer und Hallen-Europameister Karl Fleschen zusammen oder lernte Hochsprung-Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth kennen - nimmt er aus seiner Tätigkeit vor allem eines mit: "Wenn man in einem solchen Mechanismus drin ist, sieht man, welche Dinge nötig sind, um Veranstaltungen zu organisieren." Es habe ihn immer gereizt, selbst etwas auf die Beine stellen und nicht, wie er sagt, "nur zu konsumieren".

Dieser Linie blieb der zweifache Familienvater auch im Karneval treu. Den Grundstein für Junkers närrische Laufbahn hatte eigentlich die Tanzleidenschaft seiner Tochter Pamela gelegt. Die war als Kind 1988 zur Tanzgruppe Klingenstadt gestoßen. "Dadurch waren wir oft bei Karnevalsgesellschaften", erinnert sich Junker. Und schließlich trat er gemeinsam mit seiner Ehefrau Karin der Prinzengarde Blau-Gelb bei, deren Vorstand er seit inzwischen mehr als 20 Jahren angehört.

Sein jüngstes Ehrenamt ist wohl am engsten mit seiner Heimat im größten Solinger Stadtteil verknüpft: Mit zwölf Freunden und Bekannten gründete er im Jahr 2014 die "Ohligser Jongens", die sich der Aufwertung des Stadtteils verschrieben haben - sei es durch kritische Anstöße gegenüber Politik und Verwaltung, Benefizveranstaltungen oder den eigenen Stand auf dem Weihnachtsdürpel. Was angesichts all dieser Aktivitäten fast ein wenig untergeht: Bis vor kurzem war Junker auch noch berufstätig - zum Beispiel als Vertriebsleiter beim Gartenbedarfsanbieter Flora Frey, und später im Vertrieb bei der Rheinischen Post.

Seit September 2016 darf sich Junker als "Ruheständler" bezeichnen. Und wenn er die freie Zeit nicht gerade für die Planung von diversen Projekten oder närrischen Festivitäten nutzt, wird ihm wohl auch zuhause in der Hofschaft nicht langweilig werden: "Denn", wie Joachim Junker erklärt, "in der warmen Jahreszeit habe ich jetzt mehr Zeit für die Arbeit im Garten."

(RP)
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