30. Jahrestag des Brandanschlags in Solingen Demonstrationen bleiben friedlich

Solingen · An einer Kundgebung des Solinger Appell unter dem Motto „Solingen ´93 – Unutturmagacagiz! Niemals vergessen“ nahmen unter anderem „Brings“ teil.

Mit diesem Banner zogen die Demonstranten durch die Innenstadt.

Mit diesem Banner zogen die Demonstranten durch die Innenstadt.

Foto: Guido Radtke

Mit einer einfachen Friedensbotschaft wandten sich die prominenten Gäste der Kundgebung an das Publikum: „Die Liebe gewinnt“ hieß das erste von zwei Liedern, die die Kölner Mundart-Band „Brings“ in Dreierbesetzung auf einer kleinen Bühne vor dem Solinger Rathaus vortrug. „Lasst uns an die Leute denken, die nicht mehr unter uns sind“, sagte Frontmann Peter Brings im Bezug auf die Opfer des Solinger Brandanschlags – und leitete damit zum zweiten Lied über: „Su lang mer noch am Lääve sin.“

Kämpferischer klangen da schon die Worte aus dem Gedicht, mit dem die Solingerin Merve Sahin den Schlusspunkt der Veranstaltung setzte: „Vergeben fällt immer schwerer“ wiederholte sie mantraartig, und streute immer wieder die Namen von Opfern rechtsextremistisch motivierter Anschläge in ihren Vortrag ein.

Rund vier Stunden zuvor, gegen 12 Uhr, hatte die Demonstration der Initiative Solinger Appell unter dem Motto „Solingen ´93 – Unutturmagacagiz! Niemals vergessen“ auf dem Neumarkt begonnen. In den Redebeiträgen kamen unter anderem die schriftlichen Erklärungen zur Sprache, in denen drei der vier wegen Mordes Verurteilten erst wenige Tage vor dem Jahrestag des Brandanschlags ihre Unschuld beteuert hatten. Als Replik darauf wurde die Stellungnahme eines Rechtsanwalts, der im Prozess die Nebenklage vertreten hatte, verlesen. Es sei „unzumutbar, dass sich meine damaligen Mandanten in den Stunden ihrer Trauer mit den Erklärungen der Täter auseinandersetzen“, heißt es darin. Die drei Männer wollten „schamlos“ die öffentliche Aufmerksamkeit angesichts des Gedenkens nutzen, um sich als „Justizopfer zu präsentieren“.

„Brings“ traten im Zuge der Kundgebung auf dem Walter-Scheel-Platz auf.

„Brings“ traten im Zuge der Kundgebung auf dem Walter-Scheel-Platz auf.

Foto: Alexander Riedel

Nach einer Schweigeminute und einigen musikalischen Akzenten setzte sich schließlich ein Demonstrationszug mit nach Polizeiangaben in der Spitze 400 Teilnehmern in Bewegung Richtung Untere Wernerstraße. Dabei kam die Gruppe auch am Mühlenplatz vorbei, auf dem zeitgleich ein Rechtsextremist eine angemeldete Kundgebung mit zehn Teilnehmern abhielt. Diesen Umstand quittierten die Demonstranten des Solinger Appell mit lauten „Nazis raus!“-Rufen. Beobachter bericheten auch von „Schubsereien.“

Die Bilanz dieser kurzen Konfrontation nach Polizeiangaben: Drei Strafanzeigen wegen Nichtanmeldung einer Versammlung und Beleidigungen.

Im Zuge der Demonstration sperrten Polizeikräfte zwischenzeitlich die Konrad-Adenauer- und Goerdelerstraße. Als der Umzug an der Unteren Wernerstraße Halt machte, kamen mehrere Redner zu Wort, die selbst oder als Verwandte von Opfern mit rechtsextremistischen Gewalttaten konfrontiert waren.

Später kehrte der Tross wieder zurück in Richtung Innenstadt – und zum Walter-Scheel-Platz vor dem Solinger Rathaus. Dort liefen im Verlauf des Nachmittags mehrere Kundgebungen zusammen: Das „Internationale Bündnis“ hatte rund 60 Besucher mobilisiert. Auch die 19 Teilnehmer einer Fahrrad-Sternfahrt des Landesintegrationsrates NRW – erkennbar an grünen T-Shirts mit der Aufschrift „Bunt statt braun“, trafen schließlich am Rathaus ein, nachdem sie zuvor einen Kranz vor der Gedenkstele der Unteren Wernerstraße niedergelegt hatten. rotz dieser Reihe an Aufzügen und Kundgebungen, zu denen Privatpersonen und Organisationen aufgerufen hatten, verlief der Tag nach Angaben der Polizei insgesamt friedlich.

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