Rommerskirchen Der Trucker-Literat

Rommerskirchen · Seit dreißig Jahren sitzt Werner Heiser hinter dem Lenkrad von 40-Tonnern. Mit zwei Kurzgeschichten nimmt er am Wettbewerb "Deutschlands beste Trucker-Geschichten" teil – und hat gute Chancen auf einen Hauptgewinn.

 Eine lustige und eine traurige Trucker-Geschichte hat Werner Heiser bereits geschrieben. Erlebt hat er sie am eigenen Leib, was für Authentizität in den Erzählungen sorgt.

Eine lustige und eine traurige Trucker-Geschichte hat Werner Heiser bereits geschrieben. Erlebt hat er sie am eigenen Leib, was für Authentizität in den Erzählungen sorgt.

Foto: H. Jazyk

Es war einer von diesen Zufällen, die dazu führen, verborgene Talente ans Tageslicht zu befördern. Als Werner Heiser wegen eines Ersatzteils für seinen Truck in einer Frechener Werkstatt war, fiel ihm ein Flyer in die Hände. "Gesucht – Deutschlands beste Trucker-Geschichten". Mercedes-Benz hatte zu dem Wettbewerb aufgerufen, wollte von denen, die tagtäglich auf den Straßen Deutschlands unterwegs sind, hören, was sie erlebt haben.

Der 58-Jährige überlegte. Erlebt hatte er viel in 30 Jahren als Berufskraftfahrer. Doch was davon könnte so interessant sein, dass andere es lesen würden? Da fiel dem Butzheimer ein Tag vor 25 Jahren ein, als er während mehrerer Fahrten von Dormagen nach Düsseldorf – er musste Kies zu einem Betonwerk bringen – von der Autobahn auf freiem Feld ein Auto sah. Bei jeder Tour sah er den Wagen wieder und die Person darin, die zu schlafen schien. "Da es damals noch keine Handys gab, machte ich eine Skizze von der Stelle und gab sie einfach den nächsten Polizisten, die ich sah", erinnert sich Heiser.

Erst einen Tag später erfuhr der Butzheimer, dass in dem Wagen eine Frau saß, die sich das Leben genommen hatte. Die Geschichte brachte Werner Heiser zu Papier. "Immer wenn ich darauf warten musste, dass mein Lkw be- oder entladen wurde, habe ich meinen Block genommen und geschrieben", erzählt er. Als die Erzählung fertig war und Lebensgefährtin Hildegard sie Korrektur gelesen hatte, stellte Heiser sie in Netz unter www.trucker-geschichten.de mit der Überschrift "Ein trauriges Ende". Dort stehen mittlerweile über 100 Geschichten von Truckern aus ganz Deutschland. Von Werner Heiser sind es inzwischen zwei. "Ich dachte, ich kann nicht nur solch eine traurige Geschichte veröffentlichen. Schließlich habe ich auch viel Lustiges erlebt", sagt der gebürtige Potsdamer. Und so kam auch die Geschichte des Huhns ins Netz, das bei Heiser als blinder Passagier mitfuhr, nach dem Ausflug aber wieder wohl behalten zu seinem Bauernhof zurückkam, Titel "Fluchtversuch". Auf Platz 18 steht mittlerweile die Geschichte vom Huhn, das mal raus wollte, auf Platz 13 die vom traurigen Ende. Punkte beziehungsweise Sterne vergeben kann jeder, der auf die Internetseite geht. Aus den 20 Geschichten mit den meisten Sternen wählt eine Jury die fünf spannendsten aus. Die werden dann von einem professionellen Sprecher auf Hörbuch veröffentlicht.

Die beiden Kurzgeschichten sind nicht der erste Ausflug des Butzheimers ins literarische Fach. Vor fünf Jahren hat der 58-Jährige, der sich in seiner Freizeit intensiv mit dem Staat Preußen beschäftigt und Mitglied des Fördervereins "Militärmuseum Brandenburg-Preußen" ist, für die Zeitschrift des Vereins einen Aufsatz über das Regiment seines Großvater geschrieben.

(NGZ)
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