Kabarett Sia Korthaus und ihre unbändige Lust auf Laster

RHEINBERG-Vierbaum · Die Enttäuschung beim Publikum des Schwarzen Adlers in Vierbaum war schon groß, als sie erfuhren, dass Kabarettistin Lioba Albus ihren Auftritt absagen musste. Getreu ihrem aktuellen Programm „Das Weg ist mein Ziel“ führte ihr Weg sie diesmal mit einer heftigen Grippe konsequent ins Bett.

 Sia Korthaus sprang im Schwarzen Adler kurzfristig für ihre erkrankte Kollegin Lioba Albus ein.

Sia Korthaus sprang im Schwarzen Adler kurzfristig für ihre erkrankte Kollegin Lioba Albus ein.

Foto: Simin Kianmehr

Kollegin Sia Korthaus sprang kurzfristig für sie ein und machte „Lust auf Laster“ – so der Titel ihres Programms.

Lachen pur – und keine Fortbildung für Lasterfahrer – erwartete das Publikum. Der Ritt führte zu den sieben Lastern, die die Menschheit pflegt. Laster wie Völlerei, Stolz, Neid oder Geiz. Sia Korthaus pflegt drei, nämlich die Völlerei, die Wolllust und die Faulheit. Auch ihre Sünden legt sie offen, beispielsweise bewährte Verdrängungsstrategien bei der Steuererklärung. Ihre Wohnung ist dann blitzeblank. Gier sei eher nicht ihr Ding, wohl aber die Neugier. Und Wolllust habe nichts mit Strickerei zu tun, wenngleich man sich in diesem Metier bei Beziehungen verstricken kann. „Laster kann Lust sein und Lust zum Laster werden“, so Korthaus.

Am Abend im Adler schlüpft sie in verschiedene Rollen, so mit Kittelschürze und Handstock in die ihrer Oma Emmi. Dabei spart sie nicht an Lebensweisheiten und Sextipps, sinniert über abstruse Objektlieben. „Männer lieben Autos, Frauen den Hackenporsche.“ Sie wahrt die Gürtellinie, wenn sie akribisch den deutschen Wortschatz analysiert. Steckt nicht in „Verbraucher“ das Wort Raucher, in der Konfektionsgröße der Begriff Konfekt. Problemlos landet sie bei immer neuen Themen, erhebt die Forderung, dass der Mensch selbstbestimmt sei und keine staatliche Intervention brauche.

Aber auch andere Verlockungen des Alltags, die süßen Laster wie Shoppen mit der Freundin als Kompensationsbeschäftigung, kennt sie und spricht über Fehlkäufe wie dem sich selbst aufbauenden Drei-Mann-Zelt. Für den Fall, dass eine Autobahnsperrung über Tage dauert, sei sie vorbereitet. Oder über das 100-teilige Schrauberset, den handlichen wie kurzlebigen Fön der Supermarktkette.

„Wer kennt eine Hanteluhr?“, fragt sie ihr Publikum. Als Superidee angekündigt, schaltet die sich erst nach 30 Armbeugen aus. Da jedoch die Faulheit ihr Laster ist, habe sie schnell weitere Abstellfunktionen entdeckt. Bei der Sondierung der weltlichen Laster steht ihr Praktikantin Britta von Haselhof zur Seite, die gerne You-Tube-Star werden möchte. In die Rolle der sächselnden Showhandpuppe mit reichem Witze-Fundus schlüpft Sia Korthaus und zeigt einmal mehr ihr urkomisches Talent auf der Bühne.

Auch die Musik mit politischem Touch gehört zu Korthaus. Politiker Marke Trampeltier will sie zum Mond schießen. Damit sie sehen, wie schützenswert die Erde ist. „Für Liebe und Frieden ist es nie zu spät“, singt Korthaus.

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