Der Kommentar Vorverurteilung sollte es nicht geben

Besitzt der erste Spieltag repräsentativen Charakter, dann haben die Dormagener Handballer in ihrer 13. Bundesliga-Spielzeit stets gegen drei Gegner gleichzeitig anzutreten: neben ihren Kontrahenten aus den übrigen 19 Erstliga-Teams noch zwei Schiedsrichter und ein Dormagener Wochenblatt.

Darf den Unparteiischen Thomas Fuchs und Frank-Michael Teschauer noch attestiert werden, die Handballregeln in ihren Grundzügen zu beherrschen und nur in ihrer Auslegung mitunter eine recht einseitige Sichtweise an den Tag zu legen, hat sich besagtes Wochenblatt gleich zum Start in eine Situation manövriert, die es im Handball eigentlich gar nicht gibt: ins Abseits.

"Heute beginnt der Abstiegskampf", betitelte es seine Vorschau auf die Auftaktpartie gegen GWD Minden. Damit offenbart der Schreiber einen Mangel nicht nur an handballerischen, sondern auch an journalistischen Grundkenntnissen: Eine "Vorverurteilung" sollte es nämlich auch in diesem Genre nicht geben.

Sicher, der TSV Bayer hat zum Auftakt zwei Punkte mal wieder auf der falschen Seite der Tabelle stehen. Insofern unterscheidet sich der erste Spieltag der Saison 2000/2001 kaum von denen voraufgegangener Spielzeiten. Doch die Partie gegen Minden, vor allem die ersten dreißig Minuten, lassen sich nicht mit der letztjährigen Auftaktpleite gegen Wuppertal vergleichen.

Im Gegenteil, sie haben deutlich gemacht, dass die aktuelle Manschaft ein ganz anderes spielerisches Potenzial besitzt als ihre Vorgänger. Was das Schweden-Duo Ericsson/Andersson da im Rückraum zeigte, besaß Format; ein Rafal Bernacki ließ Fragen nach Andreas Thiel erst gar nicht aufkommen. Und dass noch Sand im Getriebe war, vor allem im Zusammenspiel mit den erst in dieser Woche getätigten Blitztransfers, war ja wohl zu erwarten nach all den Problemen in der Vorbereitung.

Berechtigte Kritik ja, Vorverurteilung nein: Das sollte auch für jene gelten, gegen deren Artikel man sich nicht wehren kann, weil sie einem kostenlos in den Briefkasten gesteckt werden. Volker Koch

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