Lokalsport Macher mit Weitblick und großem Herz

Vorst · Der Fußballkreis Grevenbroich/Neuss zeichnet den Vorster Michael Börgers als "Ehrenamtler des Jahres" aus.

Auch in Zeiten fast omnipräsenter sozialer Netzwerke wie Whatsapp, Facebook, Instagram, Google+ und Twitter, in Vorst wissen die Menschen noch, wie man ein Geheimnis bewahrt. Und so war Michael Börgers "total platt", als im Vereinsheim der Sportfreunde (SF) Vorst urplötzlich das ganz große Kino ablief: An die hundert Gäste aus seinem sportlichen, familiären und politischen Umfeld waren gekommen, um mit "ihrem Börgi" die Auszeichnung zum "Ehrenamtler des Jahres" im Fußballkreis 5 Grevenbroich/Neuss zu feiern.

Das Outfit passte perfekt, denn weil er länger gearbeitet hatte, war er quasi direkt von seinem Büro bei der Volksbank Meerbusch in Büderich auf die schmucke neue Anlage geeilt. Dort war der Vorsitzende der Sportfreunde Vorst eigentlich auf ein Gespräch mit seinem Stellvertreter Dr. Achim Leitzke und Geschäftsführer Rolf Gedack eingerichtet. "Das haben die beiden sehr intensiv vorbereitet. Ich wusste tatsächlich von nichts." Umso größer fiel seine Freude aus. "Als ich erkannte, dass alle nur wegen mir gekommen waren, ging mir das schon ans Herz", bekennt er. Aber irgendwie war dieser emotionale Moment überfällig. 1971 aus dem Sauerland an den schönen Rhein gezogen, kickte er zwar bis 1983 zunächst für die SG Kaarst, die sein viel zu früh verstorbener Vater Aloys Börgers von 1976 bis 1989 als Vorsitzender angeführt hatte, doch spätestens mit dem Umzug 1984 nach Holzbüttgen entwickelte sich Vorst zu seinem Lebensmittelpunkt. Hier ist er aktiver Schütze - im Grenadierzug "Vorster Jonge" feierte er in diesem Jahr sein Vierzigjähriges -, hier sind die Sportfreunde Vorst, ohne die er nicht mehr sein will. Dass der Verein nun seit fast genau zwei Jahren in einem Sportpark spielt, um den ihn der ganze Fußballkreis 5 beneidet, daran hat er genauso in vorderster Front mitgewirkt wie an der atemberaubenden Steigerung der Mitgliederzahlen, die sich stetig der 550er-Marke nähern. Weil er erkannt hat, dass ein zukunftsfähiger Klub auf einem grundsoliden Gerüst stehen muss, kümmert er sich als Trainer höchstselbst um die quirligen Bambini-Kicker. Das im Rahmen der Sportwoche veranstaltete Bobby-Car Rennen ist auf dem besten Weg, Kultstatus zu erringen.

Als stellvertretender Vorsitzender des Stadtsportverbandes blickt er zudem weit über den eigenen Tellerrand hinaus - und ist doch immer mittendrin statt nur dabei. "Wir sind eine große Familie, da passt jeder auf den anderen auf." Er weiß das zu schätzen - vor allem zu Hause bei seinem Sohn Roman (18), auf den die A-Jugend der Sportfreunde wegen eines gerissenen Bandes im Sprunggelenk gerade verzichten müssen, und seiner Ehepartnerin Marion, "die Gott sei Dank auch mal Dinge toleriert, die wirklich grenzwertig sind. Wenn ich sie nicht hätte, hätte ich ein Problem."

Mit 58 Jahren hat er, frei nach Giovanni Trapattoni, noch lange nicht fertig. Aber seit er 2011 als Schiedsrichter bei einem D-Jugend-Match seines Sohnes einen später als Herzinfarkt diagnostizierten Schlag vor den Bug versetzt bekam, lebt er noch bewusster. Dazu gehört auch, dass der (Volks-)Banker, den sein Arbeitgeber am 31. Dezember für 25 Dienstjahre zu ehren hat, seinen beruflichen Ausstieg längst eingeleitet hat. In zwei Jahren endet die aktive Phase der Altersteilzeit, im Anschluss folgt die passive Phase, in der das sozialversicherte Beschäftigungsverhältnis grundsätzlich bestehenbleibt - allerdings ohne Arbeit. Um auch dann noch fit zu ein, legt er sich gleich zu Beginn des neuen Jahres unters Messer. Am 9. Januar steht eine größere Operation am von Arthrose betroffenen Kniegelenk an. "Der Knorpel im Innenmeniskus ist komplett weg. Und ich muss zugeben, diese OP macht mir schon ein bisschen Angst."

(NGZ)
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