Lokalsport Korschenbroicher Anwalt streitet um Derby-Ehren

Korschenbroich · Bernhard Matusche züchtet selbst Rennpferde - und geht in Sachen Deutsches Galoppderby jetzt in Revision.

 Bei der Renngerichts-Verhandlung in Köln: Rechtsanwalt Bernhard Matusche und Trainer Markus Klug (v.l.).

Bei der Renngerichts-Verhandlung in Köln: Rechtsanwalt Bernhard Matusche und Trainer Markus Klug (v.l.).

Foto: Klaus-Jörg Tuchel

Der in Korschenbroich lebende Rechtsanwalt Bernhard Matusche ist dem Galopprennsport-und der Vollblutzucht seit über 20 Jahren verbunden. Es ist seine Leidenschaft. Vor einem Jahr lief die von ihm und seiner Ehefrau Brigitta gezüchtete und nach Frankreich verkaufte Stute Desiree Clary - Name der Verlobten Napoleons und späteren Königin von Schweden - im klassischen Preis der Diana in Düsseldorf, wurde dort Fünfte.

Derzeit sorgt Matusche in der Turf-Szene mit einem spektakulären Verfahren für Aufsehen. Er vertritt die Interessen des in Hongkong lebenden Unternehmers Horst Pudwill (74), der am Fußball-Bundesligisten Hertha BSC durch eine Sechs-Millionen-Investition in Form von Genuss-Scheinen beteiligt ist. Es geht um das 147.Deutsche Galopp-Derby vom 10. Juli in Hamburg. Um den Sieg, viel Geld und die Ehre. Aber auch um Prinzipien, anwaltlichen Ehrgeiz und die pekuniären Folgen. Wie immer in solchen Fällen ist der Sachverhalt kompliziert und selbst die normalerweise für ungewöhnliche Dinge empfängliche Turf-Szene ist müde ob des Falles und sehnt ein Ende herbei.

Das allerdings wird es nicht geben, denn Matusche hat nach einem Telefonat mit seinem Mandanten in Hongkong eine 18-seitige Revision gegen das Urteil des Renngerichts vom 13.10. eingelegt. Niemand hat den Besitzer Horst Pudwill (stammt aus Verden an der Aller) jemals auf einer deutschen Rennbahn gesehen. Auch die Philosophie und Motivation für den Besitz der sechs Rennpferde (fünf bei Markus Klug, eines bei Pavel Vovcenko) ist unbekannt. Es gab immer Gerüchte, Pudwill sei ohnehin lediglich ein Phantom, weil er hierzulande durch seinen Vertrauten Bernd Dietel vertreten wird. Aber es gibt ihn wirklich, denn in Kürze wird er sich in Hongkong mit dem aus Mönchengladbach-Rheydt stammenden Hongong Jockey-Club-Chef Winfried Engelbrecht-Bresges zum Abendessen treffen. Engelbrecht-Bresges war vor seiner Tätigkeit seit 1998 in Hongkong Chefmanager des deutschen Galopprennsports und Präsident des Neusser Rennvereins.

In der Derby-Sache geht es um angebliche illegale, vorherige Absprachen zur Zahlung der Strafen des Derbysieg-Jockey Dario Vargiu auf Isfahan durch den Besitzer. Pudwill gehört der Derbydritte Dschingis Secret und durch den Protest und die nun folgende Revision soll sein Pferd zum Derbyzweiten aufrücken. Derbysieger wäre dann der Zweite Savoir Vivre, auf dessen Jockey Frederik Tylicki nach einem Sturz mit schweren Wirbelverletzungen am 30. Oktober in England ein Leben im Rollstuhl wartet. Es geht um 300.000 Euro für den Sieg, 130.000 Euro für Platz zwei und 78.000 Euro für Rang drei. Der Dachverband wollte eine Revision eigentlich nicht zulassen. Matusche versucht es dennoch, denn einen ähnlichen Fall mit anderen Details gab es vor vier Jahren nach einem Rennen in Hoppegarten mit der Stute Monami. Damals war die Revision erfolgreich. Niemand hatte damit gerechnet. Der Anwalt war Bernhard Matusche aus Korschenbroich. Er sagt: "Ich bin auch jetzt davon überzeugt, dass wir gewinnen." Es könnte im Erfolgsfall zu einer erneuten Verhandlung vor dem Renngericht des Dachverbandes in Köln kommen. Der Derbysieger Isfahan ist mittlerweile Deckhengst im Gestüt Ohlerweiherhof in St.Wendel im Saarland.

(kgö)
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