Lokalsport Hauptsache: Gewonnen

Selten wohl hat Kai Wandschneider den Dormagener Fans - 2 274 an der Zahl - so aus der Seele gesprochen wie am Sonntagabend. "Hauptsache gewonnen", lautete sein Fazit nach sechzig wenig ansehnlichen Handball-Minuten, die dem Spitzenreiter der Zweiten Liga Süd gleichwohl einen weiteren Schritt auf dem Weg in die Erstklassigkeit bescherten.

 Er bekam ein Sonderlob vom seinem ansonsten nur wenig zufriedenen Trainer: Florian Wisotzki hatte eine Woche mit geschwollenen Lymphknoten flachgelegen, gehörte aber zu den wenigen Dormagenern, die beim 31:28 über Münster (rechts Thomas Mauch, hinter Ingo Meckes verdeckt Oliver Schulz) eine überzeugende Leistung boten.

Er bekam ein Sonderlob vom seinem ansonsten nur wenig zufriedenen Trainer: Florian Wisotzki hatte eine Woche mit geschwollenen Lymphknoten flachgelegen, gehörte aber zu den wenigen Dormagenern, die beim 31:28 über Münster (rechts Thomas Mauch, hinter Ingo Meckes verdeckt Oliver Schulz) eine überzeugende Leistung boten.

Foto: H. Jazyk

Doch Wandschneider wäre nicht Wandschneider, hätte der Handball-Lehrer angesichts des mühsamen 31:28-Erfolges (Halbzeit 18:15) über den Tabellenvorletzten TSG Münster nicht erkannt: "Natürlich müssen wir uns wieder steigern." Denn bis zum ersehnten Aufstieg warten noch sieben Partien, "und die können verdammt lang werden", stellte Heinz Lieven, Vorsitzender des Business-Clubs, nach dem Schlusspfiff fest.

Ein Schlusspfiff, den der Dormagener Unternehmer ebenso sehr herbeisehnte wie alle anderen Beteiligten - mit Ausnahme vielleicht von Markus Kropp und Sebastian Siebert. Denn das junge Schiedsrichtergespann aus Osnabrück, das fünf Tage zuvor in Korschenbroich schon mit unverständlichen Entscheidungen aufgefallen war, nutzte die Partie vor fast ausverkauftem Haus einmal mehr zur eitlen Selbstdarstellung.

Allen anderen machten die sechzig Minuten wenig Spaß. Den Gästen, weil sie trotz heftigem Bemühen und einer spielerischen Leistung, die weit besser war als ihr Tabellenplatz, am Ende dennoch mit leeren Händen dastanden. "Wir haben Dormagen alles abverlangt", bilanzierte Münsters Trainer Hans-Josef Embs, "aber um beim besten Team der Liga einen Punkt zu entführen, brauchst du halt ein wenig Glück."

Das hat nicht nur der Tüchtige, sondern auch, einer alten Sportlerweisheit zufolge, derjenige, der oben steht. Und so konnten die Hausherren immer dann vorlegen, wenn es einmal eng zu werden drohte. Embs hatte zwei "Schlüsselszenen" ausgemacht. Die eine kurz vor deHalbzeitpfiff, als Adrian Pfahl und Michiel Lochtenbergh binnen fünfzehn Sekunden von 16:15 auf 18:15 erhöhten - ganz ähnlich wie eine Woche zuvor in Gensungen ging der TSV mit einem halbwegs komfortablen Vorsprung in die Pause.

Die andere vier Minuten vor dem Schlusspfiff: Vier Treffer von Sven Pausch, bei denen die Dormagener Abwehr im österlichen Tiefschlaf dahin zu dämmern schien, hatten die Gäste wieder auf 26:29 herangebracht. Dann trat Pausch, 120 Sekunden zuvor von eben diesem Punkt erfolgreich, an die Strafwurflinie - und scheiterte an Vitali Feshchanka.

Der bekam das Spielgerät an den Kopf, doch Absicht wollte nicht einmal der weißrussische Hüne, erneut in starker Verfassung, dem Schützen nicht unterstellen. "Wenn wir da auf zwei Tore verkürzt hätte, wäre Dormagen nervös geworden", mutmaßte Hans-Josef Embs wohl nicht zu Unrecht.

Denn so souverän wie sonst in der Rückrunde agierte der Spitzenreiter nicht am Ostersonntag. "Da ist wohl ein bisschen Feiertagsstimmung in bestimmten Phasen ins Spiel 'reingekommen", mutmaßte Wandschneider angesichts der Tatsache, dass seine Schützlinge "phasenweise sehr unkonzentriert" aufgetreten seien.

Das galt vor allem für die Deckung, die zwar in Person von Jan-Olaf Immel den einen Ex-Nationalspieler der Münsterer gut in den Griff bekam. Dafür konnte mit Steffen Weber der andere nicht nur schalten und walten, sondern auch treffen (sechs Tore). Noch erfolgreicher (9/1) war Sven Pausch, von dessen Schlitzohrigkeit die Dormagener Defensivspezialisten offenbar nie etwas gehört hatten. "Wir sind zwei, drei Mal regelrecht ausgespielt worden", gab Wandschneider zu, "das ist uns lange nicht mehr passiert."

Wer weiß, ob die Partie nicht ähnlich wie vor Jahresfrist mit einem Unentschieden geendet wäre hätte nicht Florian Wisotzki wieder mitwirken können. Der Kapitän, der zuvor eine Woche mit geschwollenen Lymphknoten flachlag, heimste sogar ein Sonderlob seines ansonsten in Individualkritik sparsamen Trainers ein. Der mit seinem Schlusswort erneut die Stimmungslage der Fans traf: "In unserer Situation ist Effizienz das Entscheidende. Was nützt dir Schönspielen, wenn die dabei einen Punkt abgibst?" Oder einfacher ausgedrückt: Hauptsache gewonnen.

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