Lokalsport Mit ein bisschen Wehmut

Es waren deutliche Worte, die der Neusser Rennvereinspräsident Jan-Antony Vogel vor gut 4 000 Zuschauern am bestens besuchten Osterrenntag nach dem Finale fand: "Wir werden den Galopprennsport in Neuss erhalten und diesen großen Schritt mit dem Umbau tun."

Bürgermeister Herbert Napp ergänzte: "Diese vorhandene Infrastruktur kann man doch nicht aufgeben. Es war ein fantastischer Renntag zum Abschied von den alten Anlagen. In einem Jahr sehen wir uns hier auf einer neuen Rennbahn wieder."

Abschiedsstimmung, Hoffnung, aber auch Skepsis gegenüber der Neusser Politik bei ungewöhnlicher österlicher Kälte, Trockenheit und sogar Sonnenschein mit dem deutlich hörbaren Glockengeläut von St.Quirin gegen Ende der Rennen.

Viele waren gekommen, um sich noch einmal am Obertor zu treffen und auch zu verabschieden. Der 91-jährige Hans Jakob Winkels aus Köln, einst Besitzer am Stall von Trainer Harald Linke und der am Samstag 81 Jahre alt gewordene Ex-Chefmanager Hans-Heinrich von Loeper trafen den zu seiner Zeit amtierenden Neusser Präsidenten Dr.Ernst Heitzmann.

Der Jurist vermisste zu Recht Vorstandsvertreter des Dachverbandes: "Präsident Borchert redet in der Öffentlichkeit zwar über die Population der Feldhasen, aber nicht über Galopprennen." Der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister (in der Kohl-Ära) Jochen Borchert ist nicht nur Galopperpräsident, sondern steht auch dem Deutschen Jagdschutz-Verband als Präsident vor. Das offenbar mit mehr Leidenschaft als bei den Galoppern.

Erika Krahforst als Stütze des Büros wurde nach 42 Jahren stilvoll verabschiedet, es gab die goldene Nadel des Dachverbandes und eine Rom-Reise von den Kollegen. Der ehemalige Geschäftsführer Thomas Heske erschien dazu ebenso wie die langjährige Bürovorsteherin Helga von Randow.

Unvergessen wird der Renntag für den 15-jährigen Sven Schleppi aus Bexbach im Saarland bleiben. Wenige Tage nach seinem 15. Geburtstag bestritt er sein erstes A-Rennen (dazu muss man 15 sein) und gewann gleich mit Rickard. Sofort danach machte er sich auf den Weg zu den Rennen nach Sonsbeck, dort kam er allerdings aus dem Sattel, blieb aber unverletzt.

Zwei Rennen gewann Champion Eddy Pedroza mit dem Hengst Dr. Doctor und Escardo, Ex-Championtrainer Peter Schiergen feierte in Neuss seinen 43. Geburtstag mit dem von Andrasch Starke gerittenen Margie‘s World. Starke wurde schon vor dem ersten Rennen von den beiden angehenden Abiturientinnen Nicole und Miriam im dem Termin angemessenen Hasenkostüm mit einem der insgesamt 1600 verschenkten Ostereier erfreut.

Das Hürdenrennen dominierte nach einem besonnenen Ritt des Elsässers Jean Gueracugue der verletzungsbedingt lange pausierende Maxxwell, auf dem Favoriten Nardello (trug das Höchstgewicht von 70,5 Kilogramm) ritt Julian Marinov taktisch wie ein Anfänger, ging viel zu früh nach vorne und wurde deshalb noch deutlich geschlagen Zweiter.

Fabian-Xaver Weißmeier deklassierte die Konkurrenz mit Ocareion, Henk Grewe steuerte Borgo zum Sieg im 6. Rennen und im 20 000 Euro-Jackpot-Viererwetten-Rennen als Finale war der 15:10 Favorit Kimbar mit Andreas Helfenbein erwartungsgemäß nicht zu schlagen, mit Running Girl, Lord of the Dark und Twist Hennes dahinter brachte die Viererwette eine eher niedrige, aber durchaus treffbare Quote von 18 571:10.

Nach der Wettnietenverlosung von drei Mal 500 Euro von Buchmacher Sieberts schritten Bürgermeister Herbert Napp (traf zuvor die Zweierwette), Präsident Jan Vogel und Manager Bernd Koenemann gemeinsam symbolisch zum Tribünenabriss. Koenemann schlug besonders hart zu, Mauerteile brachen willig ein.

Rennkommentator Manfred Chapmann flehte schon zuvor: "Bitte macht diese Rennbahn auch wieder auf. Wir brauchen sie. Ich habe schon einmal tschüss gesagt und dann wurde diese Bahn geschlossen. So etwas wie damals in Gelsenkirchen-Horst möchte ich nicht noch einmal erleben müssen."

Leider hielt der Wettumsatz mit der Stimmung nicht stand: 143 703 Euro waren schon mächtig wenig. Trotzdem setzte der Renntag mit seiner Stimmung durchaus ein Zeichen für die Zukunft der Galopprennen in Neuss.

(NGZ)
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