Ringen "Gesamte Arbeit ist gefährdet"

Hermann J. Kahlenberg, Präsident des Ringer-Bundesligisten KSK Konkordia Neuss, steckt in der Zwickmühle: Die Mannschaft kann er in der aktuellen Zusammensetzung nicht mehr bezahlen, ein Rückzug würde jedoch das gesamte Trainingszentrum gefährden.

 Ringer wie Mimoun Touba (l.) und Samet Dülger und einen Trainer wie Ayhan Aytemiz möchte Hermann J. Kahlenberg (r.) gerne beim KSK Konkordia Neuss halten. Doch das dürfte angesichts der Finanzen schwierig werden.

Ringer wie Mimoun Touba (l.) und Samet Dülger und einen Trainer wie Ayhan Aytemiz möchte Hermann J. Kahlenberg (r.) gerne beim KSK Konkordia Neuss halten. Doch das dürfte angesichts der Finanzen schwierig werden.

Foto: H. Jazyk

Zum letzten Kampf der Saison kommt morgen die RKG Freiburg in die Neusser Hammfeldhalle. Die steht nicht nur schon lange als Absteiger aus der Ringer-Bundesliga fest, sie hat diesen Abstieg auch "billigend" in Kauf genommen, weil sie die Erste Liga nicht mehr finanzieren kann. Ein freiwilliger Rückzug wäre aber nur bis in die Verbandsliga möglich gewesen. Gastgeber KSK Konkordia Neuss droht ein ähnliches Schicksal. Die NGZ sprach darüber mit KSK-Präsident Hermann J. Kahlenberg.

Herr Kahlenberg, die Saison ist vorbei. Wie fällt Ihr sportliches Fazit aus?

Hermann J. Kahlenberg Bezogen auf unsere Möglichkeiten haben wir gut abgeschnitten. Sicher haben wir ein bisschen vom Einzug in die Play-off-Runde geträumt, aber dafür haben wir in der Hinrunde zu viele Punkte liegen gelassen. Platz fünf bis sieben war unser Ziel, das haben wir erreicht.

Lässt sich das wiederholen?

Kahlenberg Ich fürchte nicht. Die Kosten in der zweigeteilten Ersten Liga sind um 30 Prozent gestiegen, weil wir mehr Kämpfe und weitere Fahrten haben. Das haben wir im ersten Jahr durch einen einmaligen Zuschuss der Stadt ausgeglichen, im zweiten dadurch, dass die Ringer auf 18 000 Euro verzichtet haben. So geht es aber nicht weiter.

Warum nicht?

Kahlenberg Weil einige unserer Ringer fast schon draufzahlen. Bei uns gibt es kein Fest- oder Handgeld, bei uns gibt es nur Prämien, für die, die ringen. Und davon müssen die Jungs ihre Kosten, für die Fahrten zum Training, für Trikots und Trainingsanzüge, auch noch selbst bestreiten. Das werden einige nicht mehr mitmachen.

Was ist die Alternative?

Kahlenberg Sie werden gehen. Vereine wie Aalen oder Nendingen sind sowieso schon hinter unseren Jungs her – und da können sie ein Vielfaches verdienen.

Was können Sie dem entgegensetzen?

Kahlenberg Kein Geld. Aber ein intaktes Umfeld, gute Trainingsbedingungen, gute Trainer, gute Trainingspartner. Ob das reicht, um Nationalringer mit WM- oder Olympiaambitionen wie William Harth, Samet Dülger oder Yaschar Jamali zu halten, weiß ich nicht.

Ein Wechsel würde für sie aber auch eine Verlegung ihres Lebensmittelpunktes bedeuten.

Kahlenberg Das ist meine Hoffnung. Wir sind ja als einziger Erstligist in NRW übrig geblieben. Und eines steht für mich fest: Wenn die Jungs gehen, dann müssen sie auch woanders trainieren, auch die Kaderathleten, wenn sie NRW verlassen.

Wie viel Geld brauchen Sie zusätzlich, um die Mannschaft in der jetzigen Formation zu halten?

Kahlenberg 30- bis 35 000 Euro.

Und wenn Sie die nicht auftreiben?

Kahlenberg Dann werden wir wohl so eine Saison bestreiten wie unser morgiger Gegner aus Freiburg, der ohne Sieg absteigt.

Wäre da ein Rückzug nicht besser?

Kahlenberg Nein. Dann müssten wir ganz unten, nämlich in der Verbandsliga, anfangen. Und unsere Reserve müsste aus der Ober- in die Landesliga. Damit wäre unsere gesamte Arbeit gefährdet.

(NGZ)
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