Korschenbroich Drehorgeln für Schlosskapelle

Korschenbroich · Mit einem Drehorgelkonzert möchte der Heimatverein Liedberg auf die wechselhafte Geschichte der Schlosskapelle aufmerksam machen. Diese wurde vor 303 Jahren eingeweiht und teilweise gar als Turnhalle genutzt.

 Hans und Gertrud Hammer spielen nicht nur Drehorgel, sondern auch Allgäuer Alphörner. Diese lässt das Ehepaar auch bei den Konzerten in der Schlosskapelle Liedberg erklingen.

Hans und Gertrud Hammer spielen nicht nur Drehorgel, sondern auch Allgäuer Alphörner. Diese lässt das Ehepaar auch bei den Konzerten in der Schlosskapelle Liedberg erklingen.

Foto: privat

Gerd Busch gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er von der Schlosskapelle in Liedberg spricht. Überhaupt Liedberg: Der Ort hat es dem gebürtigen Büttgener, der in Grevenbroich-Hemmerden lebt, angetan.

Und zwar so sehr, dass er sich mittlerweile im Vorstand des Heimatvereins Liedbergs engagiert, dort im historischen Arbeitskreis mitwirkt und zum 303-jährigen Bestehen der Schlosskapelle ein ungewöhnliches Konzert im hübschen Gotteshaus organisiert: Die Drehorgelspieler Hans und Gertrud Hammer geben dort am Sonntag, 3. Juli, zwei Konzerte — um 11 und um 15 Uhr.

Das hat auch mit einer weiteren Leidenschaft von Gerd Busch zu tun: Er war früher selbst begeisterter Drehorgelspieler und kümmerte sich 2007 um die Organisation des internationalen Drehorgelkongresses in Grevenbroich. Dabei ist es dem 57-Jährigen wichtig, mit einem Vorurteil aufzuräumen, das er immer wieder zu hören bekommt. "Viele sind der Ansicht, bei der Drehorgel handele es sich um Kirmesmusik. Das ist aber falsch", meint Busch.

Im Gegenteil: Die Instrumente eigneten sich hervorragend für Kirchenkonzerte. "In manchen Grafschaften Englands wird mangels einer Kirchenorgel sogar traditionell eine Drehorgel eingesetzt", erklärt Busch.

Auf kirchliche Drehorgelkonzerte haben sich auch Hans und Gertrud Hammer spezialisiert. Das Ehepaar hat bereits in großen Kirchen gespielt, darunter zum Beispiel in der Nikolaikirche in Leipzig. Neben Konzertdrehorgeln werden in Liedberg auch Instrumente wie Allgäuer Alphörner, Kreuzwender-Mundharmonika oder Schweizer Büchel zum Einsatz kommen.

Die Schlosskapelle wurde 1707 erbaut und 1708 unter großer Beteiligung der Bevölkerung eingeweiht. Den Auftrag zum Bau hatte Damian Hermann Nideggen, damals Vogt des Liedberger Schlosses und somit oberster Verwalter, erteilt. Nideggen, der später Priester wurde, hat sich Liedberg auch als letzte Ruhestätte ausgesucht. "Er ließ sich vor dem Eingang der Kapelle bestatten. Dort findet sich noch heute eine Bodenplatte", sagt Busch.

Im frühen 20. Jahrhundert ging es mit der Schlosskapelle bergab. Nachdem die deutlich größere Pfarrkirche 1915 eingeweiht wurde, ging die Nutzung der Kapelle als Ort der Einkehr und des Gebets zurück. "Sie wurde später sogar zum Teil als Turnhalle genutzt und war in den 1950er Jahren massiv vom Einsturz bedroht", sagt Busch. Altar- und Kommunionbank wurden in die Eifel verkauft.

In den 1970er Jahren engagierte sich die Dorfgemeinschaft dann für eine Restaurierung der Schlosskapelle. Altar- und Kommunionbank wurden zurückgekauft. Der Heimatverein Liedberg möchte mit den beiden Konzerten auch an die wechselvolle Geschichte des altehrwürdigen Gebäudes erinnern.

(NGZ/rl)
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