Lokalsport Die Rettung kam vom Kreis

Auswärtsspiele schaden der Gesundheit. Zumindest desjenigen, der sich zu den Anhängern des TSV Bayer Dormagen zählt. Der Handball-Zweitligist stellte nämlich seine 70 mitgereisten Fans in der Elsenfelder Untermainhalle auf eine harte Probe, ehe der 25:24-Sieg (Halbzeit 14:11) des Tabellenzweiten bei Tuspo Obernburg unter Dach und Fach war. Ein Sieg, der den Dormagenern weiterhin alle Chancen im Aufstiegsrennen lässt . . .

Zwölf Sekunden Spielzeit zeigte die Hallenuhr noch an, als Torge Johannsen das tat, was man bei einer Ein-Tore-Führung in seiner solchen Situation nun wirklich nicht tun sollte: Der Rechtsaußen des TSV Bayer Dormagen, die Gefahr des "Zeitspiels" angesichts des erhobenen Arms des Schiedsrichtergespanns Berning/Thiemann (Steinfurt) im Hinterkopf, spielte einen riskanten Pass in die Mitte, dahin, wo er Oliver Tesch vermutete. Doch der Kreisläufer, der zweieinhalb Minuten zuvor die Gäste mit 24:23 in Führung gebracht hatte und 80 Sekunden später auch den klugen Pass auf Kjell Landsberg gab, den sein Positionskollege zum 25:23 verwertete, bekam, hart bedrängt von zwei Obernburger Abwehrspielern, den Ball nicht zu fassen, verhinderte aber wenigstens mit beherztem Eingreifen einen Gegenstoß der Gastgeber.

Das trug ihm zwar eine Zeitstrafe ein, bescherte Bayer ab die Möglichkeit zum geordneten Rückzug. Und obwohl Tuspo-Trainer Dr. Frantisek Fabian einen siebten Feldspieler an Stelle des bis dahin überragenden Torhüters Milos Hacko aufs Parkett schickte, auf dem nur noch fünf Dormagener standen, gelang den Obernburgern, von Raul Alonso eine Minute vor dem Schlusspfiff wieder auf 24:25 herangebracht, nicht mehr der Ausgleich: Der Gewaltwurf des zuvor sechs Mal erfolgreichen Jörg Lützelberger schlug einen Meter neben dem Dormagener Gehäuse ein.

Bayer hatte den achten Auswärtssieg unter Dach und Fach gezittert, den es im Wesentlichen drei Spielern zu verdanken hatte: Kjell Landsberg und Oliver Tesch, nicht nur, weil sie die beiden letzten Tore erzielten, sondern mit fünf beziehungsweise vier Treffern auch erfolgreichste Feldtorschützen waren.Und Matthias Reckzeh. Der Torhüter, mit 204 Zentimetern ohnehin der längste im Team, wuchs an diesem Samstagabend über sich hinaus, stand seinem Gegenüber Milos Hacko in Nichts nach. Und den hält sein Trainer Kai Wandschneider für den "besten Keeper der Liga." 17 Paraden standen für beide auf dem Spielbericht. "Aber Matthes hat die schwereren Dinger gehalten", meinte Reckzehs Kollege Joachim Kurth, "unsere Angreifer haben es Hacko doch ziemlich leicht gemacht."

Das galt für Außen, wo Michiel Lochtenbergh wie auswärts meistens fast gar nichts und Torge Johannsen nur wenig gelang. Das galt aber noch mehr für den Rückraum, in dem Florian Wisotzki, David Breuer und Alex Koke zusammen auf nur sieben Treffer kamen.

Einen Vorwurf wollte Wandschneider keinem aus diesem Quintett machen: "Sie sind einfach platt, schließlich war es das dritte Spiel innerhalb von sechs Tagen, in dem sie mehr oder weniger durch spielen mussten." Denn die Alternativen Nils Meyer und Joey Duin saßen verletzt auf der Tribüne. "Die Kreisläufer waren unsere Rettung", bilanzierte der Trainer, der über weite Strecken der Partie denn auch mit zwei Kreisläufern anstelle des nur in der Deckung überzeugenden Florian Wisotzki operierte.

Dormagens Abschlussschwäche brachte Spannung in eine Partie, die die Gäste eigentlich beherrschten: Als aus der 14:11-Pausenführung ein Vier-Tore-Vorsprung wurde (18:14, 38.), hätte Bayer den Sack zumachen können. Stattdessen gelang Lützelberger beim 21:21 (50.) der erste Gleichstand seit der 15. Minute, brachten Toth und Bepler die Hausherren sogar mit 23:21 (53.) in Front. Doch Bayer kämpfte sich zurück, glich durch den einzigen Treffer von Wisotzki (23:23, 56.) aus und riss ein verloren geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer. Gut fürs Punktekonto, weniger gut für die Gesundheit.

InterviewKai Wandschneider

Zum themaZweite Liga, Seite D 7

(NGZ)
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