Wilhelm Schaefers präsentierte seine Bibelsammlung Rundgang durch eine Bibelwelt

Vor einem Tisch steht eine Menschentraube und richtet den Blick gebannt nach unten. "Die Bibel hier hat beide Weltkriege miterlebt", sagt ein Mann im Zentrum der Gruppe. Eine Betrachterin sieht ihn mit großen Augen an und: "Nein, das sagen sie doch nur so." Aber der Bibelexperte beginnt heftig mit dem Kopf zu nicken und sagt: "Doch, doch, das hab ich schriftlich."

Der Mann, der so nickt, ist Wilhelm Schaefers aus Krefeld. Er ist der Initiator der Bibel Ausstellung in der St. Mauritius Therapieklinik in Meerbusch, auf der er viele Exponate aus seiner privaten Sammlung einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Das Buch der Bücher in vielen Facetten. Moderne Bibeln mit zeitgenössischer Kunst und alte Schätze aus vergangenen Jahrhunderten - für die Besucher zum greifen nah. "Entschuldigen sie", fragt ein Besucher den Aussteller.

"Darf ich in den Bibeln blättern?" Mit einem Ausdruck des Entsetzens in den Augen sagt Schaefers: "Natürlich, bitte, bitte." "Zum Bibelsammeln bin ich vor einigen Jahren gekommen. Pro Jahr mache ich zwei oder drei Ausstellungen", so Schaefers. Fasziniert zeigt er sich vor allem von der Entstehung und der Geschichte der Bibel. "Mich interessiert auch die Rolle von Luther sehr. Seine Übersetzungen sorgten dafür, dass wir eine einheitliche deutsche Sprache bekommen haben."

Paradestück seiner Sammlung ist sicherlich eine Bibel von 1736. "Da war Goethe noch nicht geboren. Das Buch hat einen Verkehrswert von 6000 Euro." - allerdings habe Schaefers die Bibel erheblich billiger bekommen. "Das kann ja kein Mensch zahlen", sagt er lachend. Der Bibelsammler besucht häufig Trödelmärkte in der Region oder an seinem Urlaubsort. Auf fünf bis sechs Märkte bringt es Schaefers im Jahre. "Die Gefahr, dass ich dort zuschlage, wenn ich eine schöne Bibel sehe, ist sehr hoch", bekennt er.

Der Aussteller tänzelt zwischen seinen Ausstellungsstücken hin und her, ist selber so fasziniert, dass er nicht weiß, welcher Bibel er sich sonst noch zuwenden soll. "Diese hier finde ich besonders schön, weil sie so farbenfroh ist. Die Künstlerin, die sie entworfen hat, heißt Rosina Wachtmeister." In bunten Bildern hat sich die Künstlerin der Bibelthematik genährt. In seiner Gestaltung ist das sakrale Buch das genaue Gegenteil der alten Schätze.

Ein beeindruckender Gegensatz zwischen den verschiedenen Epochen und dem Kunstverständnis der jeweiligen Zeit. Schaefers Anordnung der verschiedenen Kunstwerke zeugt von einem großen Fingerspitzengefühl. Direkt neben der modernen Bibel hat er ein Faksimile der 1630 von Matthias Merian hergestellten Bibel drapiert. "Es ist fast unglaublich, was die alten Meister hier geschaffen haben." Dabei verweist er auf die bunten Malereien in der Bibel. Stiche, die dem Buch den Beinamen Kupferbibel gaben. Ein schillerndes Kulturzeugnis. Bernhard Ulrich

(NGZ)
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