Passionsmusik mit Sopranistin Mechthild Weber Die Intensität eines Klagegesangs

Vom ersten Tom an konzentriert und kultiviert sang die Sopranistin Mechthild Weber in der Kirche der Heiligen Dreikönige geistliche Werke des weniger bekannten Komponisten Ercole Bernabei und des bekannteren Francois Couperin. Mit überzeugender Phrasierung, kontrollierter Klangfülle und Ausdruck ließ sie die lateinischen Texte erklingen, die auch in abgedruckter Form auslagen- zum Glück all jener, die nicht fließend Latein sprechen.

Begleitet von dem Organisten Ludger Kassenberg gestaltete sie ein ruhiges, fast intimes Konzert. Kassenberg spielte zwischen den Gesängen Solowerke für Orgel, deren kontrapunktische Strukturen er zwar deutlich herausstellte, metrisch aber teilweise deutlich schwankte und Sechzehntel- Passagen nicht so souverän spielte, wie man sie sich gewünscht hätte.

Es fehlte einfach etwas an Kraft und Eindringlichkeit, er schien sich eher den Chorälen und akkordischen Partien widmen zu wollen, nutzte aber die kontrastierende Wirkung virtuoser Momente nicht wirklich aus. In begleitender Funktion wies er sich dann aber als erfahrener Musiker aus, Einsätze kamen immer präzise und zusammen mit der Sopranistin, auch Vorhalte und Rubati wurden exakt und sinnvoll ausgespielt.

In der Kantate "Heu me miseram et Infelicem", deren Text mit teilweise drastischen Bildern und Motiven Wirkung erzielt, hatte Mechthild Weber Momente großer Intensität und Eindringlichkeit. Sie stellte den klagenden Charakter des Textes überzeugend dar, sang berührend und eindringlich und wurde damit dem Motto des Konzertes, der "Passionsmusik", durchaus gerecht.

Kassenberg spielte anschließend ein Werk von Jean Titelouze, dass aus drei Sätzen bestand, die Kassenberg insgesamt überzeugend interpretierte, den etwas lebendigeren, von virtuosen Passagen durchsetzten zweiten Satz jedoch rhythmisch nicht prägnant und präzise genug spielte. Die Läufe und Verzierungen waren zwar "da", erklangen aber mehr wie überflüssiges Beiwerk.

Hier hätte Kassenberg einen sinnvollen Kontrast zwischen den ruhigeren Außensätzen herstellen können. Und auch das etwas schrille Register, das er für den Mittelsatz wählte, war wohl nicht jedermanns Geschmack. Ruhigere, konzentriert- polyphone Passagen kamen unter Kassenbergs Händen jedoch ausgezeichnet zur Geltung, klar differenzierten Stimmen gab er Gewicht und Aussagekraft.

Couperins "Leçons de Tenèbres" I und II , ein sich langsam intensivierender Klagegesang, lag der Sopranistin scheinbar besonders: Sehr überzeugend gestaltete Mechthild Weber den dramaturgischen Aufbau des imposanten Werkes- und anscheinend war des Publikum davon derart beeindruckt, dass es am Ende des Konzerts ein paar Minuten der Sammlung benötigte, ehe verhaltener Applaus einsetzte, der sich glücklicherweise noch steigerte, um den Darbietungen der beiden Künstler gerecht zu werden. Wilm Kösters

(NGZ)
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