Rhein-Kreis Neuss Handel setzt auf Weihnachtsgeschäft

Rhein-Kreis Neuss · Der Bundesverband des Handels hat die Umsatzerwartungen für 2011 in dieser Woche nach oben korrigiert, doch im Rhein-Kreis werden diese Zuwächse nicht erreicht, sagt Nora Timmerbeil, Geschäftsführerin des Rheinischen Einzelhandelsverbandes.

 Nora Timmerbeil ist für den Rhein-Kreis zuständig: "Der Handel in NRW wird unter dem Umsatzplus des Bundesdurchschnitts bleiben."

Nora Timmerbeil ist für den Rhein-Kreis zuständig: "Der Handel in NRW wird unter dem Umsatzplus des Bundesdurchschnitts bleiben."

Foto: Einzelhandelsverband

Frau Timmerbeil, der November gilt aus Händlersicht als Start ins Weihnachtsgeschäft. Mit welchen Erwartungen startet der Handel in die umsatzstärksten Wochen des Jahres?

Nora Timmerbeil Die Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft sind groß. Ich muss sagen, wie immer eigentlich. Das gilt vor allem in den Branchen, die in diesen Wochen ein Viertel bis ein Drittel ihres Jahresumsatzes machen. Etwa bei Büchern, Spielwaren, Schmuck und anderen Geschenkbranchen.

Der Bundesverband des Handels HDE hat erklärt, dass sich der Umsatz trotz Euro- und Schuldenkrise in 2011 besser entwickelt hat als gedacht und die Prognose nach oben korrigiert. Jetzt wird ein Umsatzplus von nominal zwei Prozent erwartet. Wird das Ziel auch im Rhein-Kreis erreicht?

Timmerbeil Wir haben leider in NRW statistisch schlechtere Daten als im Bund, und so wird das Ziel im Rhein-Kreis wohl eher nicht erreicht werden. Wir liegen vermutlich leicht drunter. Ein gutes Weihnachtsgeschäft wird vor diesem Hintergrund doppelt bedeutsam.

Wer muss denn besonders aufholen?

Timmerbeil Besonder schwer hat es in diesem Jahr die Bekleidungsbranche, denn beim Einkaufen von Bekleidung ist das Wetter ein besonders wichtiger Faktor. Und in diesem Jahr war das Frühjahr zu heiß, der Sommer zu nass, der Oktober warm — aber da war schon die Herbstkollektion in den Regalen.

Viele Düsseldorfer Händler stöhnen angesichts zahlreicher Baustellen in ihrer Stadt, in Neuss wurde gerade eine geräumt— im Rheinpark-Center, das endgültig fertiggestellt ist. Ein Plus für die Einkaufsstadt Neuss?

Timmerbeil Das Rheinpark-Center erreicht auch überregionl Aufmerksamkeit, spricht gerade auch Kunden im Düsseldorfer Süden an und ist sicher ein attraktiver Einkaufsort in Neuss. Welche Auswirkungen dieser Magnet hat, ist derzeit noch nicht messbar.

Auf die Marketing-Offensive des Centers im Weihnachtsgeschäft reagiert die Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN) mit einem Konzept kleinerer Projekte. Bleibt es nicht trotzdem ein Kampf David gegen Goliath?

Timmerbeil Die Neusser City stellt sich schon seit einiger Zeit und sehr erfolgreich mit vielen tollen Projekten dem Center gegenüber. Ich würde daher nicht von einem Kampf David gegen Goliath sprechen. Center und City — das sind ganz andere Konzepte, ist ein ganz anderes Einkaufen.

In das Bild passt das gerade veröffentlichte Ergebnis einer von Neuss-Marketing initiierten Umfrage unter den Neuss-Besuchern. Die stellen der Stadt gute Noten aus. Aber müssten nicht eigentlich die gefragt werden, die nicht (mehr) nach Neuss kommen?

Timmerbeil Erstmal muss man sagen, dass die Umfrage bestätigt, was ich auch selber in Gesprächen und beim Einkaufen erfahre: Neuss ist eine schöne Einaufsstadt. Die Gruppe derer, die nicht mehr kommen, wären sicher gute Adressaten einer solchen Befragung. Aber sie ist nicht einfach auszumachen.

Die Gesellschaft für Konsumforschung ermittelt für die Einkaufsstadt Neuss immer noch hohe Kaufkraftzuflüsse. Wie bewerten Sie demgegenüber Grevenbroich oder Dormagen?

Timmerbeil Neuss ist als Einkaufsstadt attraktiv, ja, aber viele kleinere Städte holen auf! Und mit Grevenbroich und Dormagen sprechen Sie gute Beispiele an, weil diese Städte anders aufgestellt sind. Es gibt dort Inhaber geführte Fachgeschäfte und ein breites Angebot abseits der Filialisten. Außerdem kaufen die Einwohner von Mittelstädten gerne bei sich daheim ein, sofern der Besatz stimmt. In Grevenbroich und Dormagen ist das der Fall.

In Neuss wurde lange um die verkaufsoffenen Sonntage gerungen — und nicht jeder hat dieses Hin und Her verstanden. Sie etwa auch nicht?

Timmerbeil. Doch. Ich kann verstehen, dass es da unterschiedliche Interessenlagen gibt. Ich denke aber, dass die so gefundene Regelung, solche Sonntage mit einer Veranstaltung zu verbinden, gut ist und beibehalten werden kann.

Der Landtag wird sich Anfang des Jahres erneut mit dem Ladenschlussgesetz befassen. Was halten Sie von dieser Debatte?

Timmerbeil Wir als Verband sehen keinerlei Veranlassung, die gegenwärtige Regelung zu verändern.

Christoph Kleinau führte das Gespräch

(NGZ)
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