Deichsanierung Einhundert Pappeln sollen weg

Im Zuge der Deichsanierung sollen auf 6,5 Kilometern Länge Bäume gefällt werden

Nierst Beim Gang über den Deich bei Nierst entdeckte Renate Brors farbige Markierungen an mehreren gesunden Pappeln. Die Werthhof-Pächterin fragte beim Deichverband nach und erfuhr, dass demnächst umfangreiche Fällungen geplant sind. Allein bei Nierst sollen im Rahmen der Deichsanierung 75 Pappeln fallen, insgesamt sind es wohl weit über hundert. Auch die ansehnliche, gut hundert Meter langer Pappelreihe nahe der Werth-allee soll weg.

"Die Pappeln in Nierst sind 80 Jahre alt und kerngesund. Sie sind damals gepflanzt worden, um mit ihrem Wurzelwerk den Boden zu stärken. Es kann doch nicht sein, dass man sie jetzt so einfach reihenweise fällt", ärgert sich die Niersterin. Sie hofft darauf, dass sich im Ort Protest regt, bevor es zu spät ist. Die geplante Fällung von deichnahen Pappeln auf dem Werthhof-Grundstück hätten Pächter und Eigentümer noch abwenden können.

Der neue, sanierte Deich wird die Rheinseite des Meerbuscher Nordens verändern. Die Arbeiten im Abschnitt zwischen Büderich und Langst-Kierst sind inzwischen abgeschlossen. Nun ist das 6,5 Kilometer lange Stück zwischen Langst-Kierst und Krefeld-Uerdingen an der Reihe. Ein Projekt mit einem Bauvolumen von rund 20 Millionen Euro. "Der sanierte Deich wird rund drei Mal so breit wie der heutige", sagt Josef Schmitz, der Geschäftsführer des Deichverbandes Lank, seine Meinung.

Keine Bäume am Deich

In einer Zehn-Meter-Zone neben dem neuen Deichfuß sollen alle Pappeln entfernt werden: "Es besteht sonst die Gefahr, dass die Wurzeln den Deich untergraben". Die Bäume hätten sowieso bald das Ende ihrer Lebensspanne erreicht, einige litten an einem Pilz. Für jede gefällte Pappel solle im Deichvorland eine Esche gepflanzt werden, sichert Schmitz zu. Beginnen könnten die Rodungsarbeiten Ende des Jahres. Die Bauarbeiten sollen dann im April 2010 starten. Es ist aber noch nicht klar, ob in Langst-Kierst oder in Uerdingen angefangen wird. Auch muss der Hochwasserschutz während der Sanierung sichergestellt sein. Bei Nierst soll eine provisorische Anlegestelle entstehen, über die die nötige Erde per Schiff angeliefert wird.

Der Deichverband Lank legt Wert darauf, dass die Bürger über das Großprojekt Bescheid wissen und hat bereits mehrere Info-Veranstaltungen abgehalten. Am 18. November erläutert ein Experte um 20 Uhr in der Alten Schule, Stratumer Straße 56, die Pläne bei einer Versammlung des Nierster Bürgervereins. Dann wird sich auch zeigen, inwieweit es in der Bevölkerung Protest gegen die Fäll-Aktion gibt. Möglicherweise wird das Thema gleich die erste Belastungsprobe der neuen Schwarz-Grünen Koalition in Meerbusch.

Pappeln und Eschen

Die 20 bis 40 Meter hohen Pappeln gehören zu den am schnellsten wachsenden Gehölzen unserer Region. Junge Bäume können pro Jahr um bis zu vier Meter zulegen. Nach 60 Jahren haben sie ihre maximale Höhe erreicht. Sie werden — je nach Art — nicht älter als 100 oder 200 Jahre. Eschen werden ebenfalls bis zu 40 Meter hoch. Diese Bäume können bis zu 300 Jahre alt werden. Eschen fühlen sich auf feuchten ebenso wie trockenen Böden wohl. Sie wachsen allerdings deutlich langsamer als Pappeln. Erst nach rund hundert Jahren werden sie eine Höhe von etwa 30 Metern erreichen.

(RP)
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