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Prozess in Wuppertal Erinnerungslücken vor Gericht

Remscheid/Wuppertal · Zwei Remscheider müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung und Bedrohung verantworten.

 Der Prozess wird fortgesetzt.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Der Alarm kam per WhatsApp. In den späten Abendstunden des 2. September 2016 eilte ein 37-jähriger Remscheider zu seinem Auto. Damals „Road Captain“ beim Wuppertaler Chapter der „Osmanen Germania“, sammelte der Mann in Remscheid ein weiteres Mitglied der Rockervereinigung ein. Gemeinsam fuhr man nach Wuppertal zum Café „Bella Vita“.

Dort soll der damalige Präsident der Osmanen, Hamit Paksoy, ein Komplott gegen seinen „Vize“ geschmiedet haben, weil der die Spaltung der Wuppertaler Osmanen vorangetrieben haben soll. Der „Vize“ soll es auch gewesen sein, der der Präsidenten-Gattin von der Affäre ihres Mannes erzählt haben soll. Der hatte offenbar des Öfteren bei einer der Frauen genächtigt, die er zur Prostitution gezwungen haben soll. Bei einem SEK-Einsatz war Hamit Paksoy später ums Leben gekommen.

Vor dem Wuppertaler Landgericht wird nun eher ein Nebenschauplatz der Streitigkeiten verhandelt. Es hatte offenbar einen Auftrag gegeben, dem „Vize“ „eine Abreibung zu verpassen“. Auf der Anklagebank: Die beiden Remscheider und ein Mitglied der Rockervereinigung aus Wuppertal. Sie sollen den damaligen Vizepräsidenten mit einer vorgetäuschten Entführung in einen Hinterhalt gelotst haben, um ihn „wegzumachen“. Die Tat liegt drei Jahre zurück, die Männer sollen sich längst von den Osmanen losgesagt haben. Möglicherweise lassen sich so die Erinnerungslücken erklären, auf die sich vor allem die Angeklagten aus Remscheid beriefen.

Wer die drei Männer waren, die damals hinter ihnen auf der Rückbank des Autos saßen, mit dem man zum Tatort gefahren war? „Ich müsste lügen. Ich kann mich nicht erinnern. Ich könnte jetzt ja oder nein sagen“, ließ einer der beiden das Gericht wissen. Auch seinen Kompagnon plagen Erinnerungslücken.

Einzig der aus Wuppertal stammende Angeklagte schilderte die Geschehnisse derart ausführlich, dass er sich sogar von der vorsitzenden Richterin bremsen lassen musste. Aber auch er verzichtete darauf, die Namen von Kompagnons zu nennen – stattdessen ließ er das Gericht wissen, dass diejenigen bedroht würden, die ihn in der Haft besuchen würden.

Aber was war passiert in jener Nacht, um die es bei Gericht geht? Die beiden Remscheider sollen, damals kurz vor Mitternacht am „Bella Vita“ angekommen, von anderen Osmanen dazu aufgefordert worden sein, zu einer Aral-Tankstelle zu fahren. Dorthin hatte man offenbar auch den Vizepräsidenten bestellt, der ihnen zu einem Bahngelände nach Oberbarmen gefolgt sei. Dort angekommen, seien maskierte Männer aus dem Gebüsch gesprungen, die den „Vize“ verprügelt haben sollen. Die Remscheider hätten unbeteiligt daneben gestanden, dem Wuppertaler soll der Teleskopschlagstock aus der Hand gerutscht sein. Letztlich sollen nur die Vermummten aus dem Gebüsch für die Verletzungen verantwortlich gewesen sein. Der habe mehrere Stichverletzungen selbst verarztet.

Dass man den Mann von der Tankstelle in einen Hinterhalt gelotst habe, will den drei Beteiligten nicht bewusst gewesen sein. Allerdings habe man um das Zerwürfnis des „Vize“ mit Hamit Paksoy gewusst. Und auch, dass der von „Wegmachen“ gesprochen habe. Dass damit auch gemeint gewesen sein könnte, dass der „Vize“ habe umgebracht werden sollen? Das sei keinem der Angeklagten in den Sinn gekommen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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