Remscheider Lebensmittelretter im Einsatz Foodsharer helfen auch an Weihnachten

Remscheid · Mit zwei Aktionen sind die Lebensmittelretter in der Stadt aktiv. An Heiligabend werden Weihnachtstaschen in Haushalte gebracht, am ersten Feiertag ist am Schützenplatz eine große „Fairteilung“.

 Linda und Christian Brandt, Elisabeth Erbe, Michaela Decker und Angelika Milbred werden an Heiligabend die Weihnachtstaschen in die Familien und die Haushalte bringen.

Linda und Christian Brandt, Elisabeth Erbe, Michaela Decker und Angelika Milbred werden an Heiligabend die Weihnachtstaschen in die Familien und die Haushalte bringen.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Die Remscheider Foodsharer sind auch an Weihnachten aktiv. Zum Fest der Liebe steht das Teilen noch deutlicher im Mittelpunkt als sonst ohnehin schon. Denn das Retten und Verteilen von Lebensmitteln ist der Daseinsgrund der Aktivisten, die in Remscheid seit fünf Jahren tätig sind. Zu Weihnachten hat man sich aber zwei besondere Aktionen überlegt. Zum einen wird es eine öffentliche „Fairteilung“ geben, zu der am ersten Weihnachtstag, Samstag, 25. Dezember, ab 11 Uhr auf den Schützenplatz geladen wird. „Wichtig ist vor allem, dass sich unsere Gäste an die strengen Hygienebedingungen – Desinfektion der Hände, Mundschutz, Handschuhe und Abstand – halten“, sagt Food-Botschafterin Mirjam Starke. Die gesammelten Lebensmittel würden in Einkaufstaschen abgegeben – diese müsse man allerdings selbst mitbringen.

Die zweite geplante Aktion sei indes quasi andersrum angelegt, wie Food-Botschafterin Elisabeth Erbe mitteilt. „Wir haben eine Liste mit Alleinstehenden oder Bedürftigen gemacht, darum hat sich Angela Heise gekümmert“, sagt sie. Dabei seien rund 50 Personen und Familien zusammengekommen, für die etwa 100 Taschen gepackt würden. „Die Taschen wurden am Donnerstag gepackt und werden an Heiligabend dann von uns verteilt“, sagt Elisabeth Erbe weiter. Es hätten sich auch einige Interessierte über die Sozialen Medien über die Aktion informiert, der Rest habe über Mund-zu-Mund-Propaganda davon erfahren und habe sich dann bei Angela Heise gemeldet.

In den Taschen würden vor allem Non-Food-Artikel verpackt werden – Bücher, Spielsachen, Hygieneartikel. Auch einige Artikel, die ursprünglich für eine Fluthilfe-Aktion von Melanie Redecker geplant gewesen seien, dort aber nicht mehr benötigt würden, seien nun in den Taschen für die Weihnachtsverteilung gelandet. „Ich nehme meine Tochter zur Verteilung mit, sie hilft mir und bekommt so ein wenig unmittelbar den Geist von Weihnachten mit“, sagt Elisabeth Erbe.

Das Ganze werde coronakonform ablaufen. „Wir gehen nicht in die Wohnungen, sondern übergeben die Taschen an der Tür oder stellen sie davor ab, sollte niemand zu Hause sein“, sagt die Food-Botschafterin. Sie selbst habe schon vor 15 Jahren damit angefangen, am Heiligen Abend etwas Gutes für Bedürftige zu machen. „Ich habe in der Freien Evangelischen Gemeinde gekocht. Das habe ich dann vor einigen Jahren wegen familiären Gründen aufgegeben – dafür dann aber zu Hause für die Menschen gekocht, die dann zu mir kommen konnten und das Essen abholen“, sagt sie.

Unterstützt werde Elisabeth Erbe bei der Verteilungsaktion am Heiligen Abend nicht nur von ihrer Tochter, sondern von rund zehn anderen Foodsharing-Aktivisten. Etwa von Linda und Christian Brandt. „Für mich ist es ein Stück Weihnachten, wenn wir auf diese Weise den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann“, sagt Linda Brandt. Ihr Mann ergänzt: „Es ist eine schöne Möglichkeit, Menschen zu beschenken, die sonst nicht viel haben – oder geschenkt bekommen.“ Michaela Decker habe sich dafür entschieden, bei der Aktion mitzuhelfen, weil sie ein wenig von der Liebe, die Gott an Weihnachten in die Welt gebracht habe, weitergeben wolle. „Ich freue mich auf die Freude der Menschen und das Strahlen in den Augen der Kinder“, sagt sie.

Angelika Milbredt macht die Arbeit beim Foodsharing große Freude. Sie habe sich nach dem Tod ihres Mannes vor drei Jahren eine Beschäftigung suchen müssen. „Ich bin zuerst im Palliativ-Bereich gewesen, dann habe ich aber vom Foodsharing erfahren. Das fand ich toll, weil ich auf diese Weise direkt mehreren Menschen helfen konnte“, sagt sie. Die Arbeit mit den eigentlich weggeworfenen Lebensmitteln, die auch an Menschen verteilt würden, die wirklich wenig hätten, helfe ihr, auch das eigene Leben und die eigenen Lebensumstände in die richte Perspektive zu setzen. „Ich habe selbst nur eine kleine Witwenrente – aber mir geht es insgesamt doch gut“, sagt sie. Und ergänzt, auch mit Blick auf das Weihnachtsfest: „Es macht doch sehr viel mehr Spaß zu geben, als zu bekommen.“

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