Nach dem Starkregen in Remscheid Die Fluthilfe wird noch weiter gebraucht

Remscheid · Fünf Monate nach den schweren Schäden durch Starkregen in den Tälern rund um Remscheid ziehen die Helfer eine positive Zwischenbilanz. „Wir werden die Leute nicht aus den Augen verlieren“, verspricht Mit-Initiator Horst Kläuser.

 Auch die Auto-Werkstatt der Familie Fink wurde im Sommer überflutet.

Auch die Auto-Werkstatt der Familie Fink wurde im Sommer überflutet.

Foto: Natascha Fink

Gut fünf Monate nach dem Starkregen-Ereignis vom 14. und 15. Juli, bei dem viele Wohnungen und Häuser in den Tälern rund um Remscheid von den Wassermassen stark beschädigt wurden, hat die Fluthilfe Remscheid eine positive und zugleich demütige Zwischenbilanz ihrer bisherigen Arbeit gezogen.

Von den insgesamt mehr als 550.000 Euro, die 1292 Spender auf ein Sonderkonto einzahlten, wurden an 80 Haushalte und Vereine inzwischen weit über 200.000 Euro ausgezahlt, berichtete Mit-Initiator Horst Kläuser am Montag vor Journalisten im Rathaus. Dass man so viel helfen konnte, sei nur durch die große Hilfsbereitschaft der Remscheider möglich gewesen. Noch immer träfen weitere Spenden ein. Weil manche Anwohner nach den Zerstörungen durch Regenfluten noch immer über keine Heizung verfügen, wurden zuletzt Brennholz, Radiatoren und sogar Kreissägen zum Holzzerkleinern in den Tälern verteilt, damit die Menschen es in diesem Winter warm haben.

 Horst Kläuser freut sich über die Hilfsbereitschaft der Bürger.

Horst Kläuser freut sich über die Hilfsbereitschaft der Bürger.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Mit dem restlichen Geld kann und soll im nächsten Jahr weiter geholfen werden. Etwa, wenn sich herausstellt, dass Versicherungen nicht oder weniger als erwartet zahlen oder die beantragte Wiederaufbauhilfe des Landes nicht so stark fließt wie erhofft. Zum Teil fehlen auch noch die entsprechenden Gutachten, berichtete Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz. Die frühere Landtagsabgeordnete Jutta Velte, seit diesem Jahr Fördermanagerin bei der Stadtverwaltung, berät die Menschen bei diesem Thema.

Bei Besuchen am vergangenen Wochenende brachten die Mitglieder und Unterstützer der Fluthilfe den Betroffenen nicht nur einen vorweihnachtlichen Gruß mit Weihnachtsstern und Schokolade vorbei. Sie machten sich vor Ort auch ein Bild vom Fortgang des Wiederaufbaus. Mancher Betroffene sei schon sehr weit vorangekommen, an anderer Stelle sei aus unterschiedlichen Gründen noch sehr viel zu tun, berichtete Mast-Weisz. Die Arbeit der Fluthilfe sei nicht beendet. „Wir wissen, dass wir den Menschen noch das ganze nächste Jahr zur Verfügung stehen müssen“, sagte der OB. Kläuser betonte, man werde „die Leute nicht aus den Augen verlieren“. Über E-Mail oder Telefon bestehe ein kurzer Draht. Wer Hilfe brauche, wisse, wo er sich melden könne.

Zu tun gibt es reichlich. Pfarrer Siegfried Landau, in dessen Gemeinde in Hasten viele der von den Flutschäden betroffenen Menschen leben, berichtete, dass sich mit dem zeitlichen Abstand herauskristallisiere, dass im Juli nicht nur Gebäude sondern „Lebensentwürfe unterspült wurden“. Die Dynamik, mit der dieses Erlebnis und seine Folgen auf die Seele einwirke, steigere sich bei manchen. Darum sei es dankbar, dass die so genannten „Bekieker“, jene Teams also, die den Schaden im Sommer vor Ort begutachten und die Meldungen über den Hilfebedarf erstellten, auch ein offenes Ohr für die Menschen hatten und haben. Das sei wichtig.

„Manche nehmen die Hilfe an, weil sie nicht mehr können“, berichtet Petra Köser, die im Sommer den Verein Überflutungshilfe-rsg gründete und nun bei der Fluthilfe mitwirkt. Die Dankbarkeit der Menschen sei groß. Köser bezeichnete die Aktion Fluthilfe, die auch von der Kreishandwerkerschaft und der Sparkasse unterstützt wird, als „Aushängeschild für die Katastrophenhilfe“. In vielen Gemeinden im deutlich schlimmer betroffenen Ahrtal gebe es ein solches Netzwerk nicht. Das macht den Oberbürgermeister stolz. „Das ist meine persönliche Weihnachtsgeschichte“, sagte Mast-Weisz.

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