Hofschaft will zu Remscheid gehören Grünes Licht für Umgemeindung

Remscheid / Wuppertal · Anwohner der Wuppertal zugehörigen Hofschaft Beckeraue wollen Remscheider werden. Die Verwaltungen beider Städte arbeiten bereits an der Umsetzung, erfuhren sie bei einem Ortstermin mit den beiden Stadtoberhäuptern.

 Die Anwohner Silvia Wucherpfennig (l.) und Uwe Freund (r.) beim Besuch der OBs Uwe Schneidewind (2.v.l.)  und Burkhard Mast-Weisz.

Die Anwohner Silvia Wucherpfennig (l.) und Uwe Freund (r.) beim Besuch der OBs Uwe Schneidewind (2.v.l.)  und Burkhard Mast-Weisz.

Foto: Segovia/Christina Segovia-Buendia

In der kleinen Hofschaft Beckersaue, die sich an der Stadtgrenze zwischen Remscheid und Wuppertal im Morsbachtal befindet, wohnen 28 Nachbarn, die sich der Werkzeugstadt in allen Belangen näher fühlen als Wuppertal: Ihre Telefonvorwahl ist die Remscheider Nummer, ihre Steuererklärungen geben sie beim Remscheider Finanzamt ab und ihre Kinder gehen in Remscheid zur Schule, sodass sich auch der Freundeskreis meist in der Werkzeugstadt befindet.

Nur ihre Autokennzeichen deuten darauf hin, dass sie irgendwie nach Wuppertal gehören. Doch das wollen die Bewohner seit den Hochwasser-Ereignissen nicht mehr. „Wir fühlen uns hier von Wuppertal vergessen und verlassen“, bringt es Bewohnerin Nicole Stöhrer auf den Punkt, als ein Tross beider Stadtverwaltungen am Wochenende für einen Ortstermin in Beckeraue zu Besuch ist.

Als sie im Sommer vergangenen Jahres in höchster Not sind, weil der Morsbach über die Ufer tritt, ihre Häuser unterspült und eine wichtige Brücke in den Fluten verschwindet, sind es die Remscheider Einsatzkräfte, die ihnen helfend zur Seite stehen. Auch Tage nach der Flut sind es Ehrenamtler des Technischen Hilfswerks aus Remscheid, die eine provisorische Behelfsbrücke aufbauten, um zumindest den Schulweg der Kinder über den Morsbach zu sichern. „Und auch als es vor zwei, drei Wochen aufgrund des Regens wieder kritisch wurde bei uns kam die Remscheider Feuerwehr vorbei, um nach uns zu sehen. Aus Wuppertal kam nichts“, sagt Silke Matschewski brüskiert.

Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPF) und sein Wuppertaler Amtskollege Uwe Schneidewind (Grüne) sind sich einig darüber, dass sie dem Wunsch der Menschen in der Beckeraue entsprechen wollen. „Wenn sie zu uns kommen wollen, dann heißen wir sie herzlich willkommen“, sagt der Remscheider Stadtchef. Auch der Wuppertaler Oberbürgermeister scheint kein Problem damit zu haben, die Ortschaft zu verlieren: „Wir waren uns einig, dass nach allem, was Sie hier in Beckeraue durchmachen mussten, ihr Wunsch ganz vorne steht und sie unsererseits ein hohes Entgegenkommen erwarten dürfen“, verspricht Schneidewind.

Bei dieser Gelegenheit entschuldigt sich der Wuppertaler Stadtchef für das Versäumnis, in der Flutnacht nicht da gewesen zu sein. Zu sehr sei man in der Nachbarstadt mit den Wassermassen in anderen Stadtteilen beschäftigt gewesen. Remscheid kam bekanntlich glimpflicher davon und hatte offensichtlich die Kapazitäten, um sich auch um Beckeraue zu kümmern.

Dass die Umgemeindung von beiden Seiten positiv aufgenommen werde, freut die Bewohner der Beckersaue zwar, doch bis zur Umsetzung, die mindestens noch ein Jahr dauern kann, fordern sie Maßnahmen, um ihren Alltag zu erleichtern. Seit der Flut könne die Müllabfuhr noch immer nicht alle Haushalte ansteuern, die einzige Straße, die seit Abbruch der Brücke von allen Anwohner befahren wird, habe große Mängel, die vor allem im Winter zu einer Gefahr werde. In den Schlaglöchern sammeln sich große Wassermengen, die vom Abhang kommen und dann gefrieren.

Und auch der Morsbach ist mittlerweile bei jedem längeren Regenguss eine Gefahr, weil seit der Flut noch immer viel Schutt im Flussbett liegt und der Wasserpegel dadurch höher liegt. Bis zur Umgemeindung bleibt Wuppertal zuständig für derartige Aufgaben, doch auch hier spricht Mast-Weisz seine Unterstützung aus. „Da sprechen wir uns ab und schauen, dass wir das gemeinsam hinkriegen.“

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