Theater in Heiligenhaus Theaterwanderung wird zur Liebeserklärung

HEILIGENHAUS · Anlässlich der Neanderland-Biennale tauchten rund 100 Besucher bei zwei Theaterspaziergängen tief in die Stadt ein.

 Ute Kranz (vorne) und Barbara Feldbrugge bei ihrem theatralischen Spaziergang vom Rathausplatz zum Paradies, hier auf dem Rathausplatz.

Ute Kranz (vorne) und Barbara Feldbrugge bei ihrem theatralischen Spaziergang vom Rathausplatz zum Paradies, hier auf dem Rathausplatz.

Foto: Achim Blazy (abz)

Es war ein besonderes Kultur-Ereignis mit vielen besonderen Momenten. Am vergangenen Freitag erlebten zwei Reisegruppen Heiligenhaus aus einer ganz besonderen Perspektive: Sie machten sich auf den Weg ins Paradies und auf die Suche nach Engeln.

Anlässlich der Neanderland-Biennale unter dem diesjährigen Titel „10Suchtsorte“ hat Regisseurin Ute Kranz gemeinsam mit vielen Heiligenhausern eine eindrucksvolle Theaterwanderung ersonnen, die gut 70 Menschen zur ersten Wanderung gegen 16 Uhr und noch einmal etwa 35 Menschen zur zweiten um 19 Uhr mitmachten.

Der Titel „Wenn Engel reisen“ bot dabei den Rahmen für eine Reise durch Raum und Zeit, denn ein erster Engel, dargestellt von Schauspielerin Barbara Feldbrugge, manifestierte sich auf dem Rathausplatz – wo sollte er das auch sonst tun, wenn nicht im schon dank seines Namens passenden Heiligenhaus?

Auch das Ziel, das Paradies, lag da natürlich nahe. Und so sorgte der Engel dafür, dass das Pfeifen des Feurigen Elias die alte Schmalspur-Eisenbahn am Rathaus für kurze Zeit wieder lebendig machte, oder auch die Erinnerung beispielsweise an Wohltäterin Anna Peters aufflammen ließ.

Am Forum Hitzbleck umtanzten junge Flügelträger aus dem Tanzatelier Heiligenhaus von Tanzlehrerin Daniela Hepke leichtfüßig die Reisegruppe, und nach Jahrzehnten gab es auch wieder Wartende am Bahnsteig des alten Bahnhofs, die – ebenfalls ein Ausflug in die Historie – Heimat verließen und neu fanden, und zudem von guten Geistern willkommen geheißen wurden.

Im Vorfeld hatte Kranz zahlreiche Gespräche mit Menschen aus der Stadt geführt, sie sprachen über Engel und über Heiligenhaus. Vieles ist eingeflossen in das dynamische Stück, das am Museum sein Ziel fand, ganz nah am Paradies – finden müsse das dann jeder selbst. Aus Krankheitsgründen war Schauspielerin Charis Nass zum Reisebeginn ausgefallen, und so improvisierte das Team um Regisseurin Kranz kurzerhand.

Und das machte es so gut, dass gar nicht auffiel, dass es ursprünglich ein etwas anderes Konzept gegeben hat. „Ohne diese krassen Menschen von Drama Hilinci wäre das alles so gar nicht möglich gewesen“, betont Kranz anschließend.

Und in Gedanken sicherlich bei der erkrankten Schauspielerin weilend, hatte sie als Reiseführerin ebenfalls eine größere Rolle einnehmen müssen als geplant. Die Riege ihrer Theatergruppe hatte sich mit großem Engagement in das Projekt gestürzt.

 Viel Kultur im Kreis Mettmann: Die Neanderland-Biennale machte am Freitag auch Station in Heiligenhaus.

Viel Kultur im Kreis Mettmann: Die Neanderland-Biennale machte am Freitag auch Station in Heiligenhaus.

Foto: Achim Blazy (abz)

Für Kranz ist auch das wieder ein Beweis für die Existenz von Engeln. Dabei waren die Hinweise der mal geplant, mal zufällig erscheinenden Engel am Wegesrand dieser Reise ungleich höher: Ein Feuerwehrwagen hielt den Weg über die Straße frei, von Ferne strahlten bunten Grüße des Kunstquadrates an der Gabionenwand an der Westfalenstraße, ein gemeinsames Halleluja gab es von den beiden Chören Singing People und Frohsinn, ein Boot auf festem Grund, und die Demonic Heads ließen ebenfalls ihre Motoren dröhnen, während es zum Ausklang einen frischen Dalbeck-Apfelsaft am Museum Abtsküche gab. Noch viele weitere Unterstützer sorgten für eine einmalige Wander- und Theatererfahrung, die zu einer feinen Liebeserklärung an die Stadt und ihre Menschen wurde, ebenso aber auch zu einem Plädoyer für das Hinschauen, Hinhören, Erinnern und natürlich auch für beflügelte Begleiter.

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