Ratingen Ein kleiner Piekser hilft

Ratingen · Impfungen sind jedem zugänglich. Sie sind sicher, schützen zuverlässig. Nur in seltenen Fällen haben sie Nebenwirkungen.

Jahr für Jahr schwappt eine Influenza-Welle über die Republik, die Jahr für Jahr ihre Toten fordert. Mantraartig wird deshalb alljährlich die gleiche Empfehlung ausgesprochen, nämlich sich rechtzeitig impfen zu lassen. In besonderem Maße gilt das für Menschen, die beispielsweise beruflich viel Kontakt zu anderen haben, erklärt Markus Freistühler, Chefarzt der Inneren am St. Marien Krankenhaus.

"Auch ältere Menschen gelten in Sachen Grippeerkrankung als Risikogruppe", führt der Fachmann aus. Ebenso wie Patienten mit chronischen Leiden wie Diabetes, Asthma oder Bluthochdruck. Überaus pragmatisch führt der Chefarzt aus, wie wirksam dieser kleine, zwar pieksende, aber eben so enorm wirksame Stich ist. Natürlich für einen selbst. Aber eben auch im Umgang mit anderen. Die Erkrankungsrate sinkt durch diese Maßnahme nämlich signifikant.

"Eine Impfpflicht gibt es in Deutschland nicht", erinnert Freistühler. Aber Empfehlungen. Und klug ist, wer sie befolgt. Pocken zum Beispiel gelten in unserer Region als so gut wie eliminiert, weil schon Kleinkinder routinemäßig gegen sie geimpft werden. Das gleiche gilt für Kinderlähmung. In den vergangenen 23 Jahren seit 1992 ist in Deutschland keiner mehr an Poliomyelitis erkrankt - dank der in den 60er-Jahren eingeführten Schutzimpfung. Außerhalb Europas allerdings ist Kinderlähmung mitnichten passé, über Reisende könnte sie also zurückkehren. Diese Reisenden spielen in anderem Kontext eine Rolle, nämlich als Flüchtlinge. Masern, Mumps und Röteln zum Beispiel grassieren schon lange nicht mehr so schlimm wie einst. "Denn 90 Prozent der Bevölkerung sind geimpft." Dass es im vergangenen Jahr doch zu einer Epidemie kam, war einem neuen Umstand geschuldet. Hier wurde das stets verbleibende Risiko durch die Ungeimpften wirksam. Was Zuwanderer betrifft, braucht aber auch an dieser Stelle keine Furcht zu entstehen: "Flüchtlinge werden Impfprogrammen unterzogen." Aus aktuellem Anlass wurden bei den in Ratingen gestrandeten Flüchtlingen Reihenuntersuchungen vorgenommen. Am St. Marien Krankenhaus sowie mit Unterstützung niedergelassener Ärzte. Unter knapp 500 untersuchten Menschen gab es einen einzigen Fall einer Tuberkulose. "Unter schlechten hygienischen Bedingungen bekommt die jeder", entkräftet er jedwede Stigmatisierung. Außerdem hat aus aktuellem Anlass das Robert-Koch-Institut in Zusammenarbeit mit der ständigen Impfkommission Ende September ein "epidemiologische Bulletin" für medizinisches Personal veröffentlicht, bei dem "akut behandlungsbedürftige, für Deutschland ungewöhnliche Infektionskrankheiten" aufgelistet sind. Die aktuellen Hauptherkunftsgebiete der Zuwanderer sind Syrien, verschiedene Staaten auf dem westlichen Balkan, Irak, Afghanistan, Eritrea. "Viel häufiger als an den in der Tabelle genannten Erkrankungen von Typhus bis Meningitis leiden Asylsuchende allerdings unter den gleichen Infektionen, wie die ansässige Bevölkerung", sagt der Arzt. Und das sind die sogenannten Kinderkrankheiten Masern, Mumps und Röteln sowie grippale Infekte. Und gegen sie alle ist sprichwörtlich ein passendes Kraut gewachsen, das per Impfung kurz und schmerzlos verabreicht werden kann.

(RP)
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