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Ratingen Bei ihr holt sich niemand eine Abfuhr

Ratingen · Silvia Schuster ist im Baubetriebshof für die Müllbeseitigung zuständig. Dabei ist sie eigentlich Journalistin.

Nein, unterkriegen lässt sich Silvia Schuster nicht. Wer ihr Büro im Baubetriebshof an der Sandstraße betritt, der wird in der Regel mit einem herzlichen, offensichtlich ernst gemeinten Lächeln begrüßt. Sie ist die Herrin über alle Abfalltonnen in der Stadt, die für jedes Grundstück verpflichtend sind - und das sind einige: "57 400 Mülltonnen für Restmüll, Bioabfälle und Papier haben wir quer über das Stadtgebiet verteilt", sagt die gebürtige Heidelbergerin, die als Abteilungsleiterin ein großes Themenfeld beackert.

Die Geschichte von Silvia Schuster ist jedoch nicht nur die einer Frau, die sich mit ihrer sympathischen Art in dem eher von Männern dominierten Bereich der Müllwerker schnell Respekt verschafft hat. Denn als die 59-Jährige im Juli 2005 ihr Büro an der Sandstraße bezog, musste sie sich in eine ihr völlig fremde Materie einarbeiten: "Müll war für mich damals Deckel auf und Tüte rein",erzählt sie schmunzelnd. Denn eigentlich ist die Frau mit dem langen dunklen Haar und dem ansteckenden Lachen Journalistin, hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. 2002 holte sie Wolfgang Diedrich als Verwaltungschef für die Öffentlichkeitsarbeit nach Ratingen: "Ich habe damals die Stellenanzeige gelesen und wusste, das möchte ich machen", erinnert sie sich.

Nachdem Diedrich 2004 die Bürgermeisterwahl gegen Harald Birkenkamp verloren hatte, änderte sich auch für Schuster alles: Der neue Bürgermeister hatte sein Büro personell umorganisiert und suchte auch für mich eine andere adäquate Stelle - und fand sie eben in der Abfallwirtschaft. Nicht wenige sahen darin eine Abstrafung:"Der Bürgermeister hat von seinem Recht Gebrauch gemacht, mich zu versetzen. Das habe ich dann so hinzunehmen." Natürlich sei ihr das damals schwer gefallen, aber das Wort aufgeben gehört nicht zum Wortschatz von Silvia Schuster:"Von dem Tag an, als feststand, dass ich hierhin versetzt werde, habe ich mich in die Materie eingearbeitet. Allerdings muss ich auch ehrlich zugeben, dass es mir sehr geholfen hat, dass mich die Kollegen hier freundlich aufgenommen haben." Eigentlich ist die Leseratte studierte Politikwissenschaftlerin, volontierte dann aber Anfang der 1980-er Jahre bei der Lippischen Landeszeitung in Lemgo. "Danach habe ich die Seite des Schreibtischs gewechselt", erzählt die Abteilungsleiterin: Sechs Jahre war sie in der Pressestelle der Stadt Neuss, wo sie noch heute wohnt, tätig. Eine Arbeit, bei der sie erstmals Kontakt mit Wolfgang Diedrich hatte: "Er war damals Pressesprecher des Landschaftsverbandes Rheinland und wir haben uns bei den regelmäßigen, bundesweiten Treffen der städtischen Pressereferenten kennen gelernt, uns dann aber für sehr lange Zeit aus den Augen verloren." Erst Jahre später traf man sich wieder, nachdem Silvia Schuster 15 Jahre in der freien Wirtschaft für Agenturen und Radiosender gearbeitet hatte. Heute hat sie mit ihrem ursprünglichen Beruf kaum mehr etwas zu tun. Langweilig wird ihr auf dem Bauhof aber trotzdem nicht. Wer Probleme mit der Größe seiner Mülltonne hat oder eine neue bestellen möchte, der landet automatisch bei ihr.

Oft gibt es Beschwerden, manchmal aber auch Lob über die Restmüllentsorgung, die seit 2010 wieder komplett von der Stadt getätigt wird:"Das war ein sehr guter Schritt, den die Bürger sehr positiv aufgenommen haben." Zumal Ratingen im regionalen Vergleich die niedrigsten Entsorgungsgebühren hat: "Darauf sind wir sehr stolz und dafür arbeiten wir hart." Harte Arbeit ist bisweilen auch Schusters großes Hobby: Sie ist Rettungstaucherin mit Leib und Seele, war schon auf den Malediven, in der Karibik und in Ägypten im Wasser."Ich liebe das Gefühl der Schwerelosigkeit, diese Unendlichkeit, das Abtauchen", erzählt sie mit begeistertem Blick. Eine Begegnung bleibt ihr in Erinnerung - ein respekteinflößender Hammerhai kreuzte in der Karibik ihren Weg: "In dem Moment war es faszinierend, im Rückblick aber auch ein bisschen erschreckend."

Aber wer das übersteht, der lässt sich auch vom manchmal rauen Ton der Müllwerker nicht unterkriegen: "Die sind alle lieb."

(RP)
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