Ratingen Wie man Fruchtfliegen fängt

Ratingen · Ein Weibchen kann bis zu 400 Eier legen. Mit einer Wein-Essig-Spülmittel-Mischung lässt sich die Plage eindämmen.

 Heike Zimmermann, Bäuerin auf dem Tiefenbroicher Sackerhof, schützt ihre Früchte mit Obstfliegenfallen.

Heike Zimmermann, Bäuerin auf dem Tiefenbroicher Sackerhof, schützt ihre Früchte mit Obstfliegenfallen.

Foto: achim blazy

Isabella Lindel, Jung-Hausfrau, ist ganz sicher, dass sich die winzigen Fruchtfliegen zu Kompanien formieren und so lange über reifes Obst marschieren und auf die Schale trampeln, bis die durch ist und die Früchte niedergemacht werden können. Wissenschaftliche Untersuchungen sehen es anders. Trotz allem: Sie sind gegenwärtig unterwegs.

Die Frucht- oder auch Taufliegen werden bei uns auch Essigfliegen genannt und heißen in der Forschung Drosophila melanogaster. Sie nehmen ganz leicht fauliges Obst über weite Strecken hin wahr und streben zielgerichtet darauf zu - während unsereins den Inhalt der Obstschale noch für völlig in Ordnung hält.

Es kann aber auch sein, dass man die Fliegen in ihrer Vor-Form, als winziges Ei, bereits ins Haus schleppt. Ein Fruchtfliegen-Weibchen kann bis zu 400 Eier legen, aus denen Larven schlüpfen, die sich wiederum in zehn Tagen reproduzieren. Was in der wissenschaftlichen Forschung der Hit ist - nämlich in kurzer Zeit viele Untersuchungsobjekte zu haben, ist auf dem heimischen Küchenbord eine Katastrophe. Man braucht das Obst zwar nicht radikal zu entsorgen, denn die Fruchtfliegen haben wegen anderer Vorlieben sicher nicht kurz zuvor auf einem Hundehäufchen gesessen. Aber ein bisschen igitt sind sie schon.

Die Verbraucherzentrale sagt, dass die Fliegen gesundheitlich nicht bedenklich seien, solange das Obst, auf dem sie sich niedergelassen haben, gründlich gewaschen würde. Fruchtfliegen fühlen sich besonders wohl, wenn es warm ist und wenn ihr Lieblingsfutter vorhanden ist: fauliges Obst und beschädigtes Fallobst. Unversehrtes, frisches Obst interessiert die Fliegen wenig. "Die Larven können die intakte Schale von Früchten nicht durchdringen", sagt die Verbraucherzentrale. Sobald das Gewebe aber beschädigt ist, haben sie eine Angriffsfläche.

Wer zum Beispiel Weintrauben vom Stiel dreht, lässt an dieser Stelle das Fruchtfleisch ungeschützt. In das Obst dringen an den Stellen, an denen es verletzt ist, überall vorhandene und eigentlich auch ungefährliche Hefen und Bakterien ein. Die Mikroorganismen beginnen zusammen mit der Fruchtsüße zu gären, die Fruchtfliegen greifen an. "Um sie schnell und sicher zu beseitigen, mische ich Rotwein - die eher billige, liebliche Sorte - zu gleichen Teilen mit Essig zum Anlocken und ein paar Tropfen Spülmittel, damit die Oberflächenspannung aufgehoben wird und die Fliegen versinken", erklärt Heike Zimmermann. "Manche Kunden nehmen nur Balsamico, manche tun noch ein bisschen Wasser dazu. Aber grundsätzlich stimmt die Zusammensetzung, wenn etwas Süßes und etwas Saures drin ist. Man kann auch Fruchtsaft zufügen."

Um die Tiere erst gar nicht anzulocken, sollte Obst eher in kleinen Mengen eingekauft und im Sommer vielleicht sogar im Kühlschrank aufbewahrt werden. Die Fliegen vermehren sich nicht bei Kälte und die bereits vorhandenen Larven wachsen langsamer. Bei den gegenwärtigen Temperaturen ist es ratsam, den Müll häufiger zu leeren und Obst vor dem Verzehr immer gründlich mit warmem Wasser waschen. Unwiderstehlich sind für die Fliegen auch leere Wein-, Saft- und Essigflaschen.

(gaha)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort