Ratingen Im Salon Buhl frisiert fast die ganze Familie

Ratingen · Rosika Buhl-Buder ist seit über 50 Jahren Friseurin. Seit mehr als 40 Jahren betreibt sie mit ihrem Mann mehrere Geschäfte. "Meines Wissens sind wir der älteste Friseursalon in der Stadt, der noch von den ersten Inhabern geführt wird", sagt sie.

 Rosika Buhl-Buder frisiert Kundin Christine Pospichil.

Rosika Buhl-Buder frisiert Kundin Christine Pospichil.

Foto: a. blazy

"Komm' rein, nimm Dir ein Stück Streuselkuchen", lädt Rosika Buhl-Buder ihre Kundin ein. Die betritt wie fast alle Stammkunden das Friseurgeschäft an der Wallstraße über die große Terrasse im Hinterhof: "Das hat sich über all die Jahre so eingebürgert. Diese Terrasse ist für uns so etwas wie ein Treffpunkt zum Entspannen. Hier sitzen wir bei schönem Wetter zusammen, unterhalten uns und lachen viel", sagt die Friseurmeisterin - und das tun sie schon seit über 40 Jahren. Die Geschichte der Buhl'schen Salons ist sogar noch älter: "Meines Wissens sind wir der älteste Friseursalon in der Stadt,der noch von den ersten Inhabern geführt wird", sagt die 67-Jährige.

Angefangen hat alles in Oberkassel auf der anderen Rheinseite, lange Jahre betrieben die Buhls sieben Salons in der Dumeklemmerstadt, davon einen in Homberg. Das erste Geschäft eröffnete Wolfgang Buhl mit seiner ersten Frau auf der Hans-Böckler-Straße. Auch heute ist der 88-Jährige hinter den Kulissen immer noch aktiv, übernimmt die Verwaltungsarbeit. Ans Aufhören denkt im Hause Buhl niemand: "Die Arbeit macht uns Spaß und hält jung. Warum sollten wir aufhören?", so die Chefin, die jeden Tag im Laden ist: "Ich brauche das einfach. Das hier ist so etwas wie eine zweite Familie für meinen Mann und mich."

Kein Wunder, mittlerweile gibt es Kunden, die bereits ihre Kinder und Enkel zu Rosika Buhl-Buder und ihren Mitarbeiterinnen bringen. Man kennt sich. Doch trotzdem ist der Chefin eines besonders wichtig: "Auch wenn man viel zu hören bekommt, ist es wichtig, nie die Distanz zu verlieren." Dass Friseure schon früher zum Zuhörer für fremde Probleme wurde, liegt für die Ratingerin vor allem an einer Tatsache: "Wer seine Sorgen bei uns ablädt, der kann sich sicher sein, dass nicht hintenrum im Bekanntenkreis darüber gelästert wird. Manchmal ist es einfach besser, sich einer fremden Person anzuvertrauen." Ansonsten hat sich in der Branche viel verändert, wie sich die Chefin erinnert, die als 13-Jährige mit der Lehre begann: "Damals ist man jede Woche zum Friseur gegangen. Vor Feiertagen mussten wir schon um 6 Uhr morgens anfangen, weil so viel zu tun war", erinnert sie sich. Wolfgang Buhl hatte schon immer Lust am Experimentieren - und so ließ er in die alten Trockenhauben im Geschäft an der Hochstraße Radios einbauen: "Das gefiel unseren Kundinnen überhaupt nicht", sagt seine Frau lachend.

In die Lehre ging Buhl-Buder damals mit ihrer besten Freundin: "Uns gab es nur im Doppelpack. Wir sind zusammen losgezogen und haben gesagt, wir fangen da an, wo man uns beide nimmt." Bei Friseur Bohm an der Bechemer Straße startete sie dann ins Berufsleben: "Ich habe das nie bereut, auch wenn meine Eltern mit meiner Berufswahl gar nicht zufrieden waren."

Dass das Klima bei Familie Buhl gut ist, lässt sich schon daran erkennen, dass viele Mitarbeiterinnen seit Jahrzehnten dabei sind. Schwägerin Karin Buhl steht mit 73 Jahren immer noch regelmäßig im Laden, genauso die 72-jährige Jutta Kohmann. "Das hält jung", sagen sie alle. Jung gehalten hat die Chefin aber auch die Tatsache, dass sie stets ausgebildet hat: "Weit über 100 Lehrlinge dürften es gewesen sein", sagt sie.

Auch wenn Familie Buhl schon lange im Geschäft ist - mit der Zeit sind sie trotzdem gegangen. Angestaubt ist ihr letzter verbliebener Laden in Ratingen definitiv nicht: "Und das, obwohl wir wohl fast der einzige Salon sind, in dem es noch ein Vorwärts-Becken zum Haarewaschen gibt." Ein bisschen vermisst Rosika Buhl-Buder die alten Zeiten aber doch: "Früher hatten wir unter den Geschäftsleuten in der Innenstadt einen viel besseren Kontakt, weil es weniger Filialisten gab. Man kannte sich." Legendär sind die alten Touren zu Altweiberfastnacht, die vom Buhl'schen Salon starteten und durch nahezu alle Geschäfte führten - mit einer ganz besonderen Station am Schluss: "Zum Ende hin sind wir über Jahre immer zur Polizeiwache gegangen und haben da noch etwas gefeiert."

(RP)
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