Radevormwald Ironische Würze für den Alltag

Radevormwald · A-cappella-Comedy vom Feinsten präsentierte am Freitagabend die Gruppe "Ganz Schön Feist" im noch nicht einmal halb gefüllten Bürgerhaus. Die Zuschauer waren jedoch begeistert vom Programm "The yellow from Egg".

 Die Gruppe "Ganz Schön Feist" begeisterte am Freitagabend die (wenigen) Zuschauer im Bürgerhaus mit ihrer A-cappella-Comedy. Die Besucher wurden dabei zum Teil aktiv ins Programm mit einbezogen.

Die Gruppe "Ganz Schön Feist" begeisterte am Freitagabend die (wenigen) Zuschauer im Bürgerhaus mit ihrer A-cappella-Comedy. Die Besucher wurden dabei zum Teil aktiv ins Programm mit einbezogen.

Foto: Nico Hertgen

Mal ist er richtig sauer, mal auch unverblümt wütend – der Walter. Wenngleich er genau in diesen Momenten liebend gerne das Problem wegboxen würde, entsinnt er sich doch des Ratschlags, stets geschmeidig zu bleiben. Das rät Matthias Zeh von der Gruppe "Ganz Schön Feist" aus Göttingen. Er turnt seinem Publikum etwas vor, zeigt sportlichen Ehrgeiz gemeinsam mit seinen beiden Bandmitgliedern, als sei er Mitglied des Fernsehballetts.

Die Zuschauer sind amüsiert, kreisen tatsächlich brav die Schultern, wie Zeh es wünscht. "Mitmach-Spiel" nennt er die Darbietung, bei der er zuvor das Publikum in den Glauben versetzt hat, sich hier und jetzt aktiv auf der Bühne einbringen zu müssen. Nein, die Gäste dürfen sitzenbleiben. "Wir haben alle zu wenig Bewegung", stellt Matthias Zeh fest.

Durch den Kakao gezogen

Körperlich bleiben die drei Bandmitglieder nicht sonderlich aktiv, wohl aber sehr akustisch. Mit viel Witz, Würze und auch "stinknormalen" Gesten setzen Christoph Jess, Rainer Schacht und "Motor" Matthias Zeh viele Alltagsszenen gekonnt ins Comedy-Licht. Das Zauberwort heißt "Popacappellacomedy", das hier jeden auch noch so banalen Text ironisch kippen lässt. "The yellow from Egg" (das Gelbe vom Ei) lautet das Motto des Programms, bei dem jede noch so große Peinlichkeit des Lebens durch den Kakao gezogen wird.

Rainer Schacht erzählt etwa von seinem Abi-Treffen nach 25 Jahren. Der Kabarettist reitet dabei auf der große Zeitspanne herum, auf den beruflichen Werdegängen seiner ehemaligen Mitschüler und den Schicksalen der Lehrer, bis es sich langsam herauszukristallisieren scheint: alle Bandmitglieder haben Abitur. Die addierte Gesamtnote von insgesamt 13,8 wird kameradschaftlich auf alle drei verteilt. Kräftiger Applaus ist ihnen sicher.

Die begeisterten Zuschauer sind jedoch an diesem Abend dünn gesät. Noch nicht einmal die Hälfte der Plätze ist besetzt, was an der guten Stimmung aber nichts ändert. Schmunzelnd lauschen die Gäste einem Lied über einen "Ganzen Kerl". Matthias Zeh spricht den Liedtext, Christoph Jess, der Rhythmus-Mann, klopft unterdessen den Takt auf einer Lautsprecherbox, und Rainer Schacht spielt Gitarre. A-cappella-Gesang, mit Stimmen aller klassisch geschulten Stimmlagen, veredelt ein Song, der die "Anmache" auf die Schippe nimmt. Matthias Zeh singt vom "Tiger im Designerhemd", stöhnt und stampft auf den Brettern, saugt an den Fingern und lässt die Hand gefährlich nahe an sein "Heiligtum" gleiten – die Zuschauer jubeln.

Die Gruppe hat viel Würze zu bieten und verteilt diese gekonnt auf das "Gelbe vom Ei".

(sig)
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