Radevormwald In den sozialen Medien lauern Gefahren

Radevormwald · Über Jugend- und Cyberkriminalität klärte Kriminalhauptkommissar Uwe Köster am Dienstag und Mittwoch alle Siebtklässler am Theodor-Heuss-Gymnasium auf. Vielen sind die Rechtsgrundlagen überhaupt nicht bewusst.

 Kriminalhauptkommissar Uwe Köster suchte das direkte Gespräch mit den Schülern und sorgte mitunter für verdutzte Gesichter.

Kriminalhauptkommissar Uwe Köster suchte das direkte Gespräch mit den Schülern und sorgte mitunter für verdutzte Gesichter.

Foto: Moll

Jeder kennt sie, jeder benutzt sie: die sozialen Medien. Wir posten eifrig Fotos und Videos von Partys und Urlaubsorten, "Selfies" von uns und unseren Freunden, kommentieren, diskutieren und teilen bereitwillig wichtige persönliche Informationen mit der ganzen Welt. Aber dass dieses Verhalten vor allem für Kinder und Jugendliche auch gefährlich werden kann und wir uns zudem in einigen Fällen sogar strafbar machen können, wissen erstaunlich wenige. Das jedenfalls sagt Kriminalhauptkommissar Uwe Köster.

"Es ist erschreckend, wie freizügig viele mit ihren Daten umgehen. Sowohl bei Schülern als auch bei Eltern besteht zu diesem Thema sehr viel Nachholbedarf." Köster arbeitet im Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz bei der Kreispolizei. Er war am Dienstag und Mittwoch am THG zu Gast, um Siebtklässlern die Gefahren und Tücken der vermeintlich harmlosen sozialen Netzwerke zu erklären.

Es fängt schon bei der Anmeldung an. "Jeder, der sich ein Profil zulegt, muss den AGBs zustimmen. Wer von euch hat sich die überhaupt mal durchgelesen?", fragte er die Klasse. "Weißt du, was in diesen allgemeinen Geschäftsbedingungen steht?", richtete er sich nun konkret an ein Mädchen. Sie zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich habe einfach draufgeklickt." Damit ist sie nicht allein. "Und damit habt ihr alle zugestimmt, dass Facebook, Instagram und Whatsapp eure Daten für Werbezwecke nutzen und weiterverkaufen können", sagte Köster.

Verdutzt schauten sich die Schüler untereinander an. Langsam dämmerte ihnen die Gefahr. "Ich wurde letztens einfach in eine Whatsapp-Gruppe eingeladen, in der ich keinen kannte", berichtete ein Mädchen. "Ja, und ich wurde von einer fremden Nummer auf meinem Handy angerufen, so eine Verarsche-Hotline", erzählte eine andere Schülerin. "Ich hatte mich schon gefragt, woher die meine Nummer hatten." Die Verknüpfung von Handy und Social-Media-Apps macht's möglich. Und viel schlimmer noch: "Leute, die sich gut damit auskennen", sagte Köster, "können mit den von euch bereitgestellten Informationen, Fotos und Statusnachrichten ein sehr gutes Profil von euch erstellen. Anhand von GPS-Daten der Fotos, lassen sich beispielsweise auch ohne eigene Angaben, Bewegungsprofile erstellen", sagte er. "Unbekannte wüssten so, wo ihr euch für gewöhnlich aufhaltet." Unheimlich, schienen sich in diesem Moment einige Schüler zu denken. Viel Überraschender noch, schien für die Schüler die Rechtsgrundlage zu sein, die ihnen Köster anhand einiger Beispiele erläuterte. Mobbing im Internet, üble Nachrede oder Verleumdung könnten nämlich zivilrechtliche Strafen mit sich bringen. Ebenso das Hochladen und Teilen von Fotos ohne ausdrückliche Genehmigung der darauf abgebildeten Personen.

"Im Zivilrecht müssen sich Kinder ab zehn Jahren vor dem Richter verantworten und eventuell Schmerzensgeld zahlen", sagte er. Eltern könnten sich bei Minderjährigen durchaus weigern, die Geldstrafe zu übernehmen. "Dann müsstet ihr selbst dafür aufkommen." Ähnliches gelte im Übrigen auch fürs Teilen von gewaltdarstellenden Videos.

Der Workshop schien bei den Schülern Wirkung zu zeigen. "Manches war mir schon bekannt, aber einiges war auch neu, zum Beispiel die Gesetze", sagte May (13). Dass sie sich unter Umständen im Internet strafbar machen konnte, hatte auch Pia (12) überrascht. "Es war auf jeden Fall mal interessant, all das so zu erfahren und auf die Gefahren hingewiesen zu werden."

(RP)
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