Neuss Supermarkt in Norf kommt

Neuss · Der schleichende Niedergang des Nahversorgungszentrums Lessingplatz soll gestoppt und umgekehrt werden. Mittel dazu: ein Rewe-Markt. Die Politik billigt einen Investorenentwurf, Bürger opponieren gegen den Standort.

Die Politik hat sich festgelegt: Mit einem neuen Supermarkt soll der Lessingplatz einen echten Frequenzbringer bekommen und so der schleichende Niedergang dieses Nahversorgungszentrums gestoppt werden. Mit der großen Mehrheit für einen städtebaulichen Entwurf, den der Planungsausschuss in nichtöffentlicher Sitzung gut hieß, steht auch fest, dass für diesen Neubau ein Teil der Wiese an der Realschule geopfert werden muss. Dagegen kündigt eine Bürgerinitiative Widerstand an.

Der Ausschuss gab sein Plazet allerdings nicht vorbehaltlos. Ein Prüfauftrag an die Verwaltung wurde formuliert, die untersuchen soll, ob mit dem Kindergarten, der einen Teil des Außengeländes an einen Parkplatz für den Supermarkt abgeben soll, nicht behutsamer umgegangen werden könnte. Und auch die Frage nach Lärm- und Verkehrsentwicklung wird geprüft und das Ergebnis kritisch bewertet werden. Dafür lässt das weitere Verfahren noch Zeit und Gelegenheit. "Das ist nur der Einstieg in ein Planverfahren", erklärte der Baudezernent Christoph Hölters. In dessen Verlauf soll auch die Bürgerinitiative ihre Einwände erheben dürfen.

Die Diskussion um einen Lebensmittelmarkt zieht sich schon Jahre hin. Schon Ende der 1990er-Jahre wurden Unterschriften von Bürgern gesammelt, die sich für gegen einen Lebensmittelmarkt und die Überplanung der Realschulwiese wandten, erinnert Gudula Hesse, Sprecherin der Bürgerinitiative. Sie bezweifelt die Notwendigkeit des Marktes ("Der Netto-Markt hat gerade sein Sortiment erweitert"), glaubt nicht an den erhofften Belebungseffekt für den Platz ("Eine Totgeburt"), fürchtet das Ende des Wochenmarktes am Freitag und hält den Standort für ungeeignet. Ihr Gegenvorschlag: Ein Markt für ganz Norf müsste östlich der Nievenheimer Straße entstehen, in einem projektierten Neubaugebiet.

Waltraud Beyen (CDU) hält dagegen: An der Stelle, die die BI vorschlägt, ist ein Seniorenheim geplant. "Das wollen wir nicht noch einmal umkrempeln." Und auch Reiner Breuer (SPD) sieht zum Lessingplatz keine Alternative — aus städtebaulichen Gründen und zur Sicherung der Nahversorgung auch für Jahrzehnte. Er ist überzeugt: "Die Grundstruktur wird sich nicht mehr deutlich ändern."

Gelobt wurde die ansprechende Architektur des Norfer Architekten Peter Rudowski für den Markt. Er legte einen Entwurf vor, der die Logistik — Anlieferverkehr und Entsorgung — im Gebäude vorsieht. Der Wunsch, dass "der Lessingplatz wieder auf die Beine kommt", sei seine Motivation, sagt er. Das habe ihm den langen Atem im Hin und Her der Debatte verliehen. Andere Bewerber sprangen deswegen ab.

(NGZ/rl)
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