Business-Talk bei 3M in Neuss Familienfreundlichkeit als Erfolgsfaktor

Neuss · Die Vereinbarkeit von Familie und Job spielt für viele Beschäftigte eine immer größere Rolle. Beim Business-Talk in der 3M-Zentrale diskutierte NRW-Familienminister Joachim Stamp mit Experten über Chancen und Herausforderungen.

Am Morgen hat er noch die Brotdosen für seine beiden Töchter fertig gemacht. NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) erzählt das am Montag beim Business-Talk, zu dem 3M zusammen mit dem Familienministerium nach Neuss geladen hatte, eher in einem Nebensatz. Und doch ist es ein kleiner Schulterschluss mit den vielen berufstätigen Eltern, die um die Schwierigkeit, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, wissen. „Ich kenne die Herausforderungen“, sagt Stamp. Und er arbeite daran, die Kita-Landschaft in NRW zu stärken, das Programm möchte er im Januar vorlegen. Es wird darin natürlich um die Finanzierung und mehr Planungssicherheit für die Träger gehen, aber eben auch um eine Flexibilisierung des Angebots, zum Beispiel in der Randzeitenbetreuung.

Stamp betont, dass es viele Herausforderungen gibt. Nicht alles kann die Politik lösen, bei vielem kommt es auch auf ein Miteinander und Engagement von Unternehmen an. Das Ziel: Eltern die Unterstützung zu geben, die sie brauchen – zum Beispiel in Sachen Elternzeit. Und ihnen die Chance zu geben, Kinderbetreuung, Familie und Job unter einen Hut zu bringen. Zum Beispiel wie im Fall von 3M durch Zeitmodelle, Home-Office-Lösungen oder eine Betriebskita. Der Multitechnologiekonzern, der seinen Hauptsitz für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) in Neuss hat, bietet 18 Belegplätze in der U3-Betreuung an.

Damit punktet er bei den Mitarbeitern – und im Werben um Fachkräfte. Beim Ringen um diese kommt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf schließlich eine immer größere Bedeutung zu. Laut „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit“, den das Bundesfamilienministerium alle drei Jahre heraus gibt, messen mehr als 96 Prozent der befragten Beschäftigten und über 92 Prozent der Unternehmen der Familienfreundlichkeit mit Blick auf Arbeitnehmer mit Kindern eine hohe Bedeutung zu. Bei den Beschäftigten mit pflegebedürftigen Angehörigen sind es rund 88 Prozent. Und: Rund 81 Prozent der Beschäftigten ohne Kinder oder pflegebedürftige Angehörige weisen einer familienfreundlichen Arbeitswelt einen hohen Stellenwert zu. Eine am Bedarf der Mitarbeiter orientierte Unternehmenskultur kann daher ein entscheidendes Plus im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte sein. Und sie steigert die Identifikation der Beschäftigten mit dem Unternehmen.

Auf dem Podium des Business-Talks diskutierten 3M-Personalchef Oliver Leick, Christiane Flüter-Hoffmann vom Institut der Deutschen Wirtschaft, Norbert Schalm (Geschäftsführender Gesellschafter der Schalm GmbH aus Mönchengladbach), Anna Yona (Geschäftsführerin von Wildling Shoes) und 3M-Mitarbeiter Benjamin Korth mit dem NRW-Familienminister über „Chancen durch Vereinbarkeit – mit Familienfreundlichkeit zum Erfolg“. Leick stellte die Angebote vor, die 3M seinen Mitarbeitern macht. Korth betonte die guten Erfahrungen, die er damit gemacht hat. Yona berichtete über die Vorteile dezentralen Arbeitens mit Home Office und nach der Zielsetzungsmethode OKR (Objectives and Key Results), die zum Beispiel Google groß gemacht hat. Und Flüter-Hoffmann erklärte, dass die Arbeitszufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter durch eine familienfreundliche Unternehmenskultur steige.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort