Rundgang in Neuss Eine Zeitreise durch die Geschichte Hoistens

Neuss · In der Reihe „Neusser Mosaike“, die von Neuss Marketing und der NGZ angeboten werden, erfuhren die Teilnehmer Wissenswertes über Hoisten.

 Georg Schmitz (3. v. l.), Archivar des Hoistener Heimatvereins, führte die Teilnehmer durch den Ort.

Georg Schmitz (3. v. l.), Archivar des Hoistener Heimatvereins, führte die Teilnehmer durch den Ort.

Foto: Andreas Woitschützke

Im vergangenen Jahr wurde das Jubiläum „1200 Jahre Hoisten“ gefeiert. Georg Schmitz, Archivar des Hoistener Heimatvereins, stellte jetzt im Rahmen der Thementouren „Neusser Mosaike“ den kleinen Neusser Ortsteil vor. Treffpunkt war vor der Kirche. „Sie wurde 1887 errichtet, nachdem die Vorgängerkirche 1885 abgebrannt war“, erklärte der 56-Jährige. Das jetzige Gotteshaus hatte ursprünglich am Hagelkreuz stehen sollen – so wollten es zumindest die Weckhovener.

Ein ganz trauriges Kapitel, wenn auch mit Happy End: Im Zweiten Weltkrieg sollten die sechs Glocken eingeschmolzen werden. „Pfarrer Johannes Schäfer hatte 1942 vergeblich darum gebeten, die Glocken nicht vor dem Osterfest und der Kinderkommunion zu entfernen“, sagte Georg Schmitz. Nur eine kleine Glocke durfte bleiben.1947 waren in der Eifel über 470 Glocken deponiert worden – Glocken, die nicht eingeschmolzen worden waren. So bekamen die Hoistener nicht nur ihre Glocken zurück, in Nachhinein können sie sogar froh sein, dass sie fünf Jahre zuvor aus dem Glockenturm entfernt worden waren: Im Herbst 1945 war nämlich der Glockenturm beschossen und schwer beschädigt worden. Er sollte später in veränderter Form und nicht mehr ganz so hoch wieder aufgebaut werden.

Die Gruppe sah das Grab von Pfarrer Schäfer (1886 bis 1952) direkt hinter der Kirche und das Kriegerdenkmal vor der Kirche. Georg Schmitz zeigte ein Foto vom viel prachtvolleren alten Kriegerdenkmal, das dem Monument aus den 1950er Jahren hatte weichen müssen. Ein kleines Trostpflaster: Das Hochkreuz des alten Denkmals hat einen zentralen Platz auf dem alten Friedhof gefunden. Dort steht unter anderem auch der älteste noch erhaltene Grabstein – er stammt aus dem Jahre 1621, ist relativ klein und unscheinbar und hat lange Zeit im Schatten der Pfarrkirche gestanden, wo die Menschen einst beigesetzt worden sind. Deutlich repräsentativer ist da schon die Ruhestätte der Familie Johann Schillings, der von 1887 bis 1916 gelebt hat – er war auf dem Schlachtfeld von Verdun gefallen.

Georg Schmitz erklärte auch das von Adi Klaiber entworfene Wappen des Heimatvereins: „Die Pfeifen erinnern daran, dass hier früher Tonpfeifen gebrannt wurden. Und die Besen sind darauf zurückzuführen, dass sich die Menschen hier, die überwiegend arm waren, mit dem Binden und dem Verkauf der Besen etwas nebenbei verdient haben.“ Mit ehrlicher Arbeit nichts im Sinn hatten hingegen die Diebe, die in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1883 in die Kirche eingebrochen waren. Der Kelch mit den Hostien war genau dort gefunden worden, wo seit 1895 die mittlerweile unter Denkmalschutz stehen Sühne-Kapelle ihren Platz hat.

 Neusser Mosaike

Neusser Mosaike

Foto: Stadtmarketing Neuss

Die Teilnehmer der Führung sahen auch die Tonhalle, die 1906 für Tanz und Theater errichtet wurde. Zu diesen Zwecken wurde sie allerdings nur bis in die 1930er Jahre genutzt. Sie befindet sich längst in Privatbesitz, war Traktorengarage und dient jetzt als Lagerhalle. Auf dem Dorfplatz, auf dem auch Kirmes gefeiert wird, erinnert eine Skulptur an die Besenbinder. In der Nähe steht seit zwölf Jahren der gemauerte Backofen, den edr Heimatverein errichtet hat und den er auch vermietet. Er nimmt Bezug zum früheren Pfeifenbacken.

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