„Mosaike-Tour“ durch Hoisten Vom Bauerndorf zum modernen Ortsteil

Hoisten · 1200 Jahre Hoisten – das wurde 2018 gebührend gefeiert. Bei der „Neusser Mosaike“-Tour von der NGZ und Neuss Marketing am 3. August führt Georg Schmitz, Archivar des Heimatvereins, durch sein Dorf.

Neusser sind die Einwohner von Hoisten streng genommen erst seit 1975. Doch die Ortschaft selbst existiert Historikern zufolge seit mindestens 818. So konnten die Hoistener im vergangenen Herbst die 1200-Jahr-Feier ihres Dorfes begehen. Ganz so weit zurück in die Geschichte will Georg Schmitz bei der „Neusser Mosaike“-Tour am 3. August nicht gehen. Bei einem gemütlichen Spaziergang möchte der Archivar des Hoistener Heimatvereins die Entwicklung während der vergangenen etwa 120 Jahre vom Bauerndorf zum modernen Stadtteil mit wachem historischem Bewusstsein beleuchten. Denn an vielen Stellen im Ort finden sich Hinweise und Verbeugungen vor der Vergangenheit.

 Die Glocken von Hoistens Kirche St. Peter gelten als die ältesten im Erzbistum Köln.

Die Glocken von Hoistens Kirche St. Peter gelten als die ältesten im Erzbistum Köln.

Foto: Erika Römer

An der katholischen Pfarrkirche St. Peter führt kein Weg vorbei, ist sie nicht nur Siedlungsmittelpunkt, sondern hat auch mit der ersten urkundlichen Erwähnung von Hoisten im Jahr 818 zu tun. Das Gotteshaus selbst ist allerdings kein mittelalterliches Gebäude, sondern ein „Neubau“ aus dem Jahr 1885. „Der wurde leider erforderlich, nachdem die Vorgänger-Kirche bei einem Brand komplett zerstört wurde“, sagt Georg Schmitz. Seit einem Beschuss gegen Ende des Zweiten Weltkrieges hat der Turm zudem nicht mehr seine ursprüngliche Höhe. Dafür gelten die Glocken, die dort hängen, als die ältesten im gesamten Erzbistum Köln.

Aus welchem Grund sie den Krieg überstanden haben, wird Georg Schmitz bei seiner Führung erklären. Gern zeigt er zudem alte Aufnahmen der prächtigen früheren Innenausstattung der Kirche. Aus dem Vereinsarchiv, das inzwischen rund 500 Fotografien seit den 1950er Jahren umfasst, hat er einige interessante Ansichten vergrößert, mit denen er den Tour-Teilnehmern einen Eindruck vom früheren Hoisten vermitteln möchte. Etwa vom Liebertz-Hof, auf dessen Gelände längst Neubauten stehen.

„In dem Tante-Emma-Laden nebenan habe ich mir als Kind noch eine Wundertüte für eine Mark gekauft“, erzählt Georg Schmitz (56), der gebürtiger Hoistener ist. Die alte Schule neben der Kirche hat er aber nicht mehr besucht, die wurde nach mehr als 100 Jahren 1956 durch den Neubau (heute Richard-Schirrmann-Grundschule) ersetzt. Unterhaltsames hat er außerdem von der Tonhalle zu berichten, die 1906 erbaut und lange als Veranstaltungsort und für Tanzvergnügen genutzt wurde. Inzwischen dient sie als Lagerhalle.

Viele Spuren hat der Heimatverein seit seiner Gründung vor gut 20 Jahren im Ortsbild hinterlassen. Anstoß gab 1998 die Diskussion um eine Verlegung des Kirmesplatzes. Die ist nicht nur lange vom Tisch, vielmehr wurde der Kirmesplatz durch ein Besenbinder-Denkmal (2002), einen Ständebaum und einen historischen Backofen (2007) aufgewertet. Gern würde Schmitz auf seiner „Mosaike“-Tour den Pflug am Ortsausgang in die Route einbeziehen, der an die Landwirtschaft als bedeutender Standort-Faktor erinnern soll. Doch das Denkmal liegt abseits des Weges und wird derzeit restauriert, darum wird er sich auf Erläuterungen beschränken. Ein Etappenziel hingegen ist die 1895 errichtete Sühnekapelle. Was das kleine Gotteshaus mit einem Einbruch in die Pfarrkirche und entwendeten Hostien zu tun hat, wird Schmitz ganz sicher auflösen.

 Neusser Mosaike

Neusser Mosaike

Foto: Stadtmarketing Neuss

Eine Erfolgsgeschichte ist die des Parks Alter Friedhof. Nach dem Ende der 30-jährigen Ruhezeit wurde der Gottesacker 2015 entwidmet. „Damals kursierten viele Gerüchte, dass dort gebaut werden oder ein Parkplatz angelegt werden sollte“, berichtet Georg Schmitz. Nicht zuletzt dem Heimatverein ist es zu verdanken, dass einige historische Hochkreuze aus dem 19. Jahrhundert erhalten blieben und das Gelände zu einem attraktiven Bürgerpark umgestaltet wurde. Die 4500 Quadratmeter große Grünfläche wurde im vorigen Sommer feierlich eröffnet.

(NGZ)
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