Auftritt in Neuss Mit Selbstironie das Leben meistern

Neuss · Jens Heinrich Claassen stellt für das Theater am Schlachthof sein Solo-Programm „Ich komm schon klar“ vor. Der Komiker hat seine Karriere in Neuss gestartet, mittlerweile ist auch oft im Fernsehen zu sehen.

 Jens Heinrich Claassen ist Pianist und bezeichnet sich selbst am liebsten als Komiker.

Jens Heinrich Claassen ist Pianist und bezeichnet sich selbst am liebsten als Komiker.

Foto: Oliver Haas/Oliver Haas Fotodesign

  Es ist ein bisschen wie eine Rückkehr: „Dem Theater am Schlachthof würde ich  nie absagen“, sagt Jens Heinrich Claassen mit Inbrunst, „denn dem Haus verdanke ich viel zu viel.“  Daher brauchte er auch nicht lange, um dem Wunsch des TaS zu entsprechen, mit seinem Programm „Ich komm schon klar“ aufzutreten. Der Termin wurde fest im Spielplan verankert, und selbst als das Coronavirus alle Planungen über den Haufen warf, das TaS die Aktion „Theater auf’m Parkplatz“ ins Leben rief und auch bei dem Komiker (so nennt er sich selbst am liebsten) um Mitwirkung im Juni anfragte, war eine Absage für ihn kein Thema.

Ein wenig Erfahrungen hat er auch mit den Auftritten vor Autos und Menschen, die er kaum sieht: „Das erste Mal war schon sehr skurril“, sagt er, das zweite dagegen schon einfacher: „Es machte Spaß, auch wenn die direkte Interaktion fehlt.“

Im Kabarettworkshop von Jens Neutag an der Alten Post hatte Claassen angefangen, er gehörte zu den „Trittbrettfahrern“ und war dabei, als Neutag die Reihe „Hofnarr“ gründete. So richtig ab ging die Post aber erst, als er 2008/09 die ersten „Nightwash“-Auftritte bekam. Knacki Deuser war damals auch auf den Kabarettbühnen der Bundesrepublik unterwegs, „und als ich ihn zufällig kennenlernte“, erzählt der Pianist, „bot er mir auch einen Auftritt an.“ Dadurch lernte Claassen viele Kollegen kennen, die ihm wiederum Engagements einbrachten. „Wie ein Schneeballsystem lief das“, resümiert er, denn ab da öffneten sich auch die Türen etwa des Pantheon in Bonn, der Wühlmäuse in Berlin oder der Studios zahlreicher TV-Sendungen.

Doch das Coronavirus sorgt auch bei ihm für einen unfreiwilligen Stopp. Etwa 50 Termine seien bislang geplatzt, sagt er, kann sich aber dennoch gut über Wasser halten, weil er am Tivoli in Hamburg engagiert gewesen ist. „Im Moment reicht es noch“, sagt er, „aber es darf nicht mehr lange so gehen, und ich hoffe, dass sich die Perspektiven spätestens ab Herbst ändern.“

Ob „Quatsch Comedy Club“ oder „Nightwash“ – seine TV-Auftritte finden fast alle nur in öffentlich-rechtlichen Sendern statt, sagt er eingrenzend, denn als Musikkabarettist, der Lieder schreibt und diese am Klavier auch in seinen Programmen singt, brauche er manches Mal das Zuhören: „Vor allem in der ersten Strophe. Außerdem mag ich schon das Wort Gagfrequenz nicht, es hat absolut keine Aussage über Qualität.“ Damit will er anderen Comedians nichts: „Es ist auch eine Kunst, das zu können. Aber eben nicht meine.“

Jens Heinrich Claassen macht es Spaß, zu erzählen. In seinen Liedern zum Beispiel, die in der Regel in fünf bis sechs Wochen entstehen und oft genug auch Autobiografisches enthalten. „Wenn ich so zurückschaue“, sagt er und schmunzelt, „muss ich schon sagen: Jedes Programm ist sehr nah an mir dran.“ Vielfach geht es dabei um Probleme in der Partnersuche: „Ich muss gestehen, ich bin da auch privat nicht gut.“

Das aktuelle Programm ist da vielleicht noch enger an ihm dran als sonst. Darin geht es vor allem um Beziehungsprobleme. Was macht man, wenn man verlassen wird? Am besten einen Masterplan: neue Frau, neue Wohnung, neues Leben. „Ich war unglücklich verliebt“, gesteht er, „habe daraus das neue Programm gemacht. Auch wenn es weh tut: Es hilft sehr!“ 

Denn Selbstironie ist schließlich sein probates Mittel, um am Ende zu lernen: „Denn sobald man über etwas lachen kann, verliert es an Ernst und Schrecken.“

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