Neuss Metalldiebe: Neusser als Hehler im Visier

Neuss/Düsseldorf · Das SEK hat Dienstagfrüh in Düsseldorf-Rath einen Bandenunterschlupf gestürmt. Dort wurden fünf Männer festgenommen, denen organisierter Metall-Diebstahl vorgeworfen wird. Abnehmer der Ware war ein Neusser.

 Ermittler-Foto: Die Schrott-Waggons vom Röhrenwerk mussten vor der Waage einmal stoppen, dann bedienten sich die Diebe per Kran am Stahl.

Ermittler-Foto: Die Schrott-Waggons vom Röhrenwerk mussten vor der Waage einmal stoppen, dann bedienten sich die Diebe per Kran am Stahl.

Foto: Polizei

Schon lange ist das mehrere tausend Quadratmeter große Areal an der Oberhausener Straße in Düsseldorf, das nur die Autobahn von der neuen Justizvollzugsanstalt trennt, an sogenannte Schausteller verpachtet. Aus dem Winterlager wurden Wagenburgen und Warenlager, inzwischen sind es kleinere Häuser zwischen martialisch aussehenden Vehikeln einer reisenden Motorshow.

Der Weg ins kaum einsehbare Gelände wirkt wie eine Privatstraße, und so sollen einige Bewohner das Areal auch behandelt haben. Deshalb stürmten gestern knapp 300 Polizisten, darunter eine schwer bewaffnete Spezialeinheit, das Gelände, um fünf Haftbefehle zu vollstrecken. Fast zeitgleich wurde eine Neusser Schrotthändler aus dem Barbaraviertel in Heinsberg festgesetzt. Er wird der Hehlerei verdächtigt.

"Von einigen der dort lebenden Personen wissen wir, dass sie gefährlich sind. Auch war bekannt, dass auf dem Gelände zwölf scharfe Hunde frei herumlaufen", erklärte Polizeisprecher Markus Niesczery das Vorgehen bei der Razzia in Düsseldorf, der mehrmonatige Ermittlungen einer Sonderkommission vorausgegangen waren. Unter anderem soll auch das Telefon des Neusser Schrotthändlers überwacht worden sein. Es geht um Raub, um Diebstähle aller Art und vor allem um Metalldiebstahl im großen Stil.

Auch mehrere als gestohlen gemeldete Fahrzeuge und eine ebenfalls gestohlene Popcornmaschine stellte die Polizei gestern sicher. Gegen rund 100 Beschuldigte sollen sich die Ermittlungen richten. Im Zentrum steht auch ein Neusser, dem regelmäßig ganze Wagenladungen gestohlenes Metall zu seinem Firmengelände an der Grenze zu Düsseldorf geschickt worden sein sollen. Der 38-Jährige, der gestern früh in Heinsberg festgenommen wurde, soll zeitweise der Hauptabnehmer der beschuldigten Schausteller gewesen sein. "Inwieweit dieser Mann in die Machenschaften der Schausteller eingeweiht war, können wir nicht sagen", erklärt Niesczery.

Den Schaden, der durch die Bande verursacht wurde, bezifferte die Düsseldorfer Polizei gestern auf mehrere hunderttausend Euro. Für die Neusser Schrott- und Altmetallhändler war der Festgenommene eine unbekannte Größe. "Wir hatten keinen Kontakt", sagt ein bekannter Unternehmer aus der Altmetallbranche. "Da wechselten so oft die Besitzer", sagt er mit Blick auf das Gelände, wo nach Überzeugung der Polizei das gestohlene Metall gelagert wurde.

Um nicht selbst Gefahr zu laufen, Diebesgut anzukaufen und sich so der Hehlerei verdächtig zu machen, besteht er bei unbekannten Lieferanten schon seit langem auf einem Lieferschein oder anderen Papieren. Auf dem von der Polizei gestürmten Gelände leben mehrere Schausteller-Familien, doch längst nicht alle, betont die Polizei, seien Gegenstand ihrer Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen fünf Männer Haftbefehle wegen organisierter Bandenkriminalität erwirkt. Ein weiteres Bandenmitglied soll ein 51-jähriger Ratinger sein, gegen den gestern ebenfalls ein Haftbefehl vollstreckt wurde.

Das Grundstück auf den buchstäblich letzten Quadratmetern Düsseldorfs war vielen Rathern seit langem ein Dorn im Auge. Und nicht nur denen, selbst der Ordnungsdienst der Stadt, der das Gelände immerhin gehört, soll dort nur unter erschwerten Bedingungen Zutritt erhalten haben. Häufig sei es zu Bedrohungsszenarien gekommen, bestätigte Markus Niesczery, ohne auf Einzelheiten einzugehen. Die scharfen Hunde, mit denen sich die kriminellen Bewohner der Siedlung unliebsamen Besuch vom Leib hielten, waren gestern früh übrigens fast alle eingesperrt. Der einzige freilaufende Hund sei zum Eigenschutz von einem Polizisten erschossen worden, sagte Niesczery. Einzelheiten zu Tätern, Taten und der Razzia will die Polizei heute bekannt geben.

(rl)
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