Konfliktpotenzial in Neuss Schützen lehnen Schaustellerangebot für Ausrichtung der Kirmes ab

Neuss · Die Schausteller bleiben Garant für eine gelungene Kirmes, werden aber nicht deren Veranstalter. Alle 19 Schützenpräsidenten und Brudermeister sprachen sich abschließend dafür aus, die Organisation der Kirmesplätze bei der Stadt zu belassen. Das sind die Gründe.

 Josef Kremer (links): „Wir wollten vor allem helfen.“

Josef Kremer (links): „Wir wollten vor allem helfen.“

Foto: Simon Janßen

Anders ausgedrückt: Kein Vereinsvorstand bekundete Interesse, die Kirmes zum Heimatfest in seinem Ortsteil in direkter Kooperation mit der Interessengemeinschaft der Schausteller im Rhein-Kreis selbst organisieren und dieser die Bestückung des Rummels überlassen zu wollen.

Schausteller der Neusser Kirmes stellen sich vor
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Foto: Melanie Zanin (MZ)

Das Votum war so eindeutig, dass Ordnungsdezernent Holger Lachmann keine hinreichende Akzeptanz dafür erkennen kann, wie er in einem Vermerk für die Politik festhält, „dem dargelegten Wunsch der Schausteller nachzukommen“. Diese hatten sich in der Corona-Zeit mit einigen Vereinsvertretern getroffen und diese wissen lassen, berichtet Josef Kremer als Sprecher der IG, die Schausteller könnten den Platz auch in Eigenregie bestücken. „Wir wollten helfen“, sagt Kremer, denn diese Organisation koste die Stadtverwaltung Geld, das sie sich auch sparen könnte. Aber, fügt er hinzu, eine aktive Akquise habe man bei den Vereinen nicht betrieben.

Von diesem Angebot der Schausteller bekamen auch die CDU und die Fraktion „Linke/Tierschutz“ Kenntnis. Auf ihren Antrag hin erhielt die Verwaltung den Arbeitsauftrag, die jeweiligen Interessenslagen zu erkunden. Anlass dazu bot die Neufassung der Satzung zur Erhebung von Standentgelten, die ab Januar wirksam wird. Nachdem das eigentliche Standgeld bereits in diesem Jahr nach neuen Vorgaben berechnet wurde, kommen ab Januar zwei neue Gebühren hinzu: eine Reinigungs- und Versorgungspauschale, die für Wohn- und Campingwagen der Schausteller erhoben wird, und eine Verwaltungsgebühr in Höhe von 50 Euro für jeden Vertrag, mit dem ein Schausteller seine Zulassung für einen Kirmesplatz bekommt. Ein Zuschussgeschäft bleibt der Kirmesbetrieb für die Stadt trotzdem. Um eine Kostendeckung zu erreichen, müssten die Standgelder um 55 Prozent erhöht werden, rechnet die Verwaltung vor. Das will im Rathaus niemand.

Martin Flecken, Schützenpräsident in Neuss, sieht keine Veranlassung, beim Thema Kirmes den Kooperationspartner zu wechseln. „Mit der Stadt ist das immer gut gelaufen.“ Karl-Heinz Wollenhaupt, Brudermeister der St.-Peter-Schützen Allerheiligen, traut den Schaustellern die Kirmesorganisation zu, sieht aber noch andere Themen berührt: „Wasser, Strom, Fahnenschmuck – da hängt viel dran“, sagt er. Und er fürchtet: „Wenn die Stadt das eine nicht macht“, nämlich die Kirmes, „macht sie auch das andere nicht mehr.“ Dominik Hoppe, Geschäftsführer der Erfttaler Schützen, wittert offensichtlich Konfliktpotenzial. Er regt ein gemeinsames Treffen der verantwortlichen Schützenvertreter mit der Stadt und den Schaustellern an. „Das Schützenwesen“, sagt er, „lebt vom Miteinander.“

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