Neuss Herbert Ebertz aus Neuss war Mr. Dorint

Neuss · Als Immobilienentwickler und Chef der Dorint-Hotels machte der Neusser Schlagzeilen. Jetzt verstarb er in Köln.

 Bauherr Herbert Ebertz 2007 im Foyer seines Prunkstücks: das Hotel Intercontinental an der Königsallee in Düsseldorf.

Bauherr Herbert Ebertz 2007 im Foyer seines Prunkstücks: das Hotel Intercontinental an der Königsallee in Düsseldorf.

Foto: Bußkamp, Thomas

Sein Elternhaus steht an der Fichtestraße im Stadionviertel, mit dem Dorint Am Rosengarten hat er sich selbst in seiner Heimatstadt ein Denkmal gesetzt. Als Immobilienentwickler von mehr als hundert geschlossenen Fonds und treibender Kopf der Dorint-Hotelkette mit in der Spitze weltweit 93 Häusern produzierte Herbert Ebertz über Jahrzehnte hinweg viele Schlagzeilen — positive und negative.

Seinen letzten Kampf gegen den Krebs hat er nun verloren; in Köln wurde er zu Grabe getragen. Herbert Ebertz, der in Neuss bis heute viele Freunde hat, wurde nur 72 Jahre alt.

Altbürgermeister Bertold Reinartz (67) sieht in Herbert Ebertz einen "genialen Unternehmer", auf dessen Wort man jederzeit vertrauen konnte: "Er war charakterlich einwandfrei." Als Jugendliche waren beide beim Neusser Ruderverein aktiv gewesen. "Daher kannten wir uns", erzählt Reinartz, "um Schulfreunde zu sein, war der Altersunterschied zu groß." Reinartz wurmt bis heute, dass Ebertz ihn einst öffentlich als "Schulfreund" bezeichnet und damit Spekulationen genährt hatte: hier Bürgermeister Reinartz, dort Bauherr Ebertz, der das damals umstrittene Hotel am Rosengarten bauen wollte.

Nach heftigen Anwohner- und Bürgerprotesten erlebte das Land Nordrhein-Westfalen seinen ersten Bürgerentscheid in Neuss, der Anfang September 1995 — aus Sicht der Antragsteller — scheiterte. Das erforderliche Quorum wurde nicht erreicht; das Hotel konnte gebaut werden. Komiker Otto Waalkes war dabei, als am 1. Mai 1997 das 209-Betten-Haus eröffnet wurde, das seither auch die Stadthalle bewirtschaftet. Für Bertold Reinartz schreibt das Neusser Hotel-Projekt, das Ebertz am Rosengarten realisierte, bis heute eine Erfolgsgeschichte: "Städtebaulich ist das Gebäude ein Gewinn und ohne Hotel hätte die Stadthalle keine Zukunft gehabt."

Die Vorstellung, in seiner Heimatstadt ein Hotel zu bauen, habe ihn "angemacht". Das sagte Ebertz damals in einem NGZ-Interview: Es "besteht eine andere emotionale Beziehung zu diesem Standort als zum Beispiel zu Dresden, Chemnitz, Mannheim oder Weimar, wo wir zur Zeit ebenfalls bauen". Das Neusser Haus blieb für Ebertz immer etwas Besonderes. Es gehörte auch zu den fünf Hotels, die erst im Dezember vom französischen Hotelkonzern von Accor an die Neue Dorint GmbH — alleiniger Gesellschafter ist die Ebertz & Partner Unternehmensgruppe Köln — zurückgeben wurde und seither wieder den Namen Dorint führen.

Dieses scheinbare Hin und Her lässt sich erklären. Als die einst stolze Dorint AG in finanzielle Schwierigkeiten geriet, stieg die Accor-Gruppe ein, die 2004 auch das Management übernahm. 2007 mussten die Dorint-Aktionäre der Zerschlagung der Hotelkette zustimmen. In der Folge zog sich Ebertz aus dem aktiven Geschäft seiner Unternehmen zurück. Viel Zeit für Familie und sein Hobby Golf blieb dem Privatier Herbert Ebertz nicht. Die Krankheit holte ihn ein. Er starb — wie erst jetzt bekannt wurde — am 6. Februar. Nur vier Tage später folgte ihm sein Neusser Freund Herbert Kampmann, der für Ebertz lange Jahre den Vertrieb organisiert hatte.

(NGZ/rl/url)
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